90min-History: HSV vs SV Sandhausen - oder: Als Diekmeier erstmals im Volkspark traf

Traf einmal im Volkspark - aber nicht für den HSV: Dennis Diekmeier!
Traf einmal im Volkspark - aber nicht für den HSV: Dennis Diekmeier! / Oliver Hardt/Getty Images
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Mit dem SV Sandhausen empfängt der Hamburger SV am kommenden Samstag (Sa, 20.30 Uhr) einen Gegner, mit dem die HSV-Fans eine der schmerzhaftesten Niederlagen der jüngeren Klub-Geschichte verbinden. Im Mittelpunkt damals: Ex-HSV-Spieler Dennis Diekmeier.


Im niedersächsischen Thedinghausen geboren, kam Dennis Diekmeier, nach Stationen beim SV Werder Bremen und beim 1. FC Nürnberg, im Sommer 2010 zum Hamburger SV, für den er in acht Jahren insgesamt 184 Pflichtspiele absolvierte.

"Traurige Berühmtheit" erlangte der Außenverteidiger aufgrund der Tatsache, dass er in dieser ganzen Zeit keinen einzigen Treffer für die Rothosen erzielen konnte. Umso bemerkenswerter war deshalb sein Treffer am 28. Juni 2020 im Hamburger Volksparkstadion.

Denn an diesem Tag stand "Dieki", wie er in Hamburg gerufen wurde, auf der anderen Seite. Nicht mehr bei den Rothosen, von denen er sich nach dem Abstieg im Mai 2018 getrennt hatte, sondern beim Gegner, SV Sandhausen.

Dort hatte der Rechtsverteidiger während der Winter-Transferperiode der Vorsaison (2018/19) als vertragsloser Spieler unterschrieben.

Für die HSV-Fans, bei denen Diekmeier nahezu während seiner gesamten Hamburger Zeit einen schweren Stand hatte, war dies nur die Bestätigung: die Karriere dieses "Holzfußes" zeigte klar nach unten.

Warum sonst sollte jemand, nach dem Kapitel Hamburg, in die tiefste baden-württembergische (und fußballerische) Provinz gehen? Wirklich nachgetrauert haben sie ihm jedenfalls nicht.

Die Ironie der Fans

Denn trotz seines stets vorbildlichen Einsatzes auf dem Platz war ihnen dieser Spieler nur zum Ende seiner Hamburger Zeit hin das etwas ironische Urteil eines "Kult-Spielers" wert. Eben weil er, trotz zahlreicher Bemühungen, nie für den HSV getroffen hatte.

Dennis Diekmeier
Beackerte achteinhalb Jahre lang die rechte Abwehrseite des HSV: Dennis Diekmeier / Boris Streubel/Getty Images

Und Sandhausen - das war bis dahin, aus arroganter Hamburger Sicht, die versinnbildlichte Zweite Liga, freilich in ihrem pejorativen Sinn.

War der Ort, wo der HSV in der Saison 2018/19 seinen ersten Dreier im Unterhaus (3:0 in Sandhausen) eingefahren hatte, und dessen Name den Anhängern schmerzlich ins Bewusstsein rief, dass die guten alten Bundesliga-Zeiten, mit Duellen gegen die Bayern, den BVB oder Werder Bremen, endgültig passé waren.

Vor diesem 34. Spieltag der Spielzeit 2019/20 hatte man dreimal gegen die Sandhäuser gespielt, dabei zweimal gewonnen und einmal (in Sandhausen) remis gespielt. Und eigentlich ging es für die Hamburger an diesem Sommernachmittag noch um einiges.

Nämlich um die Relegation, also darum, den heiß ersehnten Wiederaufstieg, mit einem Jahr Verspätung, wenigstens über den Umweg zweier Spiele gegen den Drittletzten der Bundesliga doch noch zu schaffen.

Heute wissen wir: für dieses Unternehmen hätte vor heimischem Nicht-Publikum (Corona!) sogar ein Remis gegen den SVS gereicht. Wir wissen aber auch: der Gegner im eventuellen finalen Showdown um den Einzug ins oder den Verbleib im Oberhaus stand mit Werder Bremen schon fest.

Damals schrieb ich, unter dem Eindruck der verheerenden Wochen zuvor, als der HSV (wie im Vorjahr) Spieltag für Spieltag ein Stückchen schlechter geworden war, Punktverlust an Punktverlust gereiht hatte, dass mir ein Duell gegen die Grün-Weißen gerade noch gefehlt hätte zu meinem "Glück".

Wollten die Spieler kein Duell mit Werder Bremen?

Offenbar waren einige der HSV-Spieler an diesem Tag der gleichen Meinung. Denn was der HSV ablieferte, war mit dem Begriff "Arbeitsverweigerung" noch höflich umschrieben. Die Elf ließ sich im Grunde genommen am Nasenring durch die eigene Arena ziehen. Zur Pause stand es schon 2:0 für die Gäste.

Selbst der Anschlusstreffer durch Hunts Foulelfmeter brachte keinen frischen Wind in die Mannschaft. In der Schlussphase fiel sie dann komplett auseinander.

Doch das schlimme Schauspiel (aus Hamburger Sicht) hatte noch einen wie Hohn wirkenden Höhepunkt parat. Ausgerechnet an diesem Tag traf nämlich Dennis Diekmeier im Volkspark erstmals ins Tor.

Leider nicht für den HSV. Obwohl das zu diesem Zeitpunkt aus Hamburger Sicht, es stand bereits 4:1 für den Gast, auch schon egal war.