HSV in Paderborn - neuerliche Klatsche oder Revanche für den Mai 2019?

So bejubelten die Paderborner ihr 4:1 gegen den HSV im Mai 2019 (etwas verdeckt, mit Helm, der heutige Hamburger Klaus Gjasula)
So bejubelten die Paderborner ihr 4:1 gegen den HSV im Mai 2019 (etwas verdeckt, mit Helm, der heutige Hamburger Klaus Gjasula) / TF-Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Übermorgen (Montag, 20.30 Uhr) kehrt der HSV nach Paderborn zurück. Also an den Ort des Geschehens. An einen von mehreren muss man leider sagen, denn mittlerweile hat der Traditionsklub von der Elbe ja schon zwei Aufstiege vermasselt.

Während der letztjährige noch gut in Erinnerung ist, liegt der "unnötigste Nicht-Aufstieg der Geschichte" (so damals Vorstandsboss Bernd Hoffmann) schon fast wieder eineinhalb Jahre zurück. Kann sich der HSV für das 1:4 in Paderborn vom Mai 2019 revanchieren? Vier Punkte sprechen dafür.

Es war damals ein Spiel nach dem Motto "hopp oder top". Quasi ein Finale. Und das war schon erstaunlich genug, denn der HSV hatte vor dem 33. Spieltag der Saison 2018/19 eine beispiellose Sieglos-Serie von sieben Spielen hingelegt, ehe es zum immer stärker werdenden SC Paderborn ging. Mit einem Sieg bei den Ostwestfalen hätten die Hamburger am letzten Spieltag zumindest das Erreichen des 3. Ranges in den eigenen Händen gehabt.

Doch es wurde einer der schwärzesten Stunden (nach dem Abstieg ein Jahr zuvor): mit 1:4 kam der große HSV im beschaulichen Paderborn unter die Räder. Und das völlig zu recht. Die Frage stellt sich: hat der HSV aus den damaligen Ereignissen gelernt?

Faktor 1: Die Innenverteidigung scheint endlich stabil zu sein

Ein Blick auf die Aufstellung von damals und die höchstwahrscheinliche vom kommenden Montag reicht aus, um zu sagen: ja. Wenngleich der Lerneffekt eben auch ein ganzes Jahr (und einen erneuten Nicht-Aufstieg) brauchte, um sich durchzusetzen. Aber gut. Rick van Drongelen, Leo Lacroix und David Bates hießen damals die drei HSV-Verteidiger in der Dreierkette, die Hannes Wolf sich ausgedacht hatte. Von den dreien ist nur noch van Drongelen beim HSV - und mit seinem Kreuzbandriss bis mindestens Anfang der Rückrunde außen vor. Doch selbst ein fitter van Drongelen, da beug ich mich nicht allzu sehr über das Geländer, hätte momentan keine Chance in die Elf zu kommen. Lacroix und Bates wiederum kämpfen darum, überhaupt noch mal irgendwo Fuß zu fassen. Mit Neu-Zugang Moritz Heyer und Stephan Ambrosius scheint sich beim HSV 2020 ein solides Innenverteidiger-Duo gefunden zu haben. Neuverpflichtung Toni Leistner steht ebenfalls bereit. Und demnächst auch Maximilian Rohr. Unabhängig ob nun Dreier-oder Viererkette: der HSV scheint endlich begriffen zu haben, dass nur eine stabile Abwehr der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg sein kann.

Faktor 2: Die Defensive vor der Abwehr ist stärker

Das defensive Mittelfeld besetzten anno 2019 der jüngst an Krebs erkrankte Vasilije Janjicic und Gideon Jung. Der Schweizer ist längst wieder zurück in seinem Heimatland - Gideon Jung soll nach Möglichkeit noch in dieser Transferperiode verkauft werden. Neu hinzugekommen sind nun Klaus Gjasula und Amadou Onana, die beim Liga-Aufgalopp gegen die Fortuna überzeugen konnten. Vor allem der Belgier. Durch die Festigung sowohl der Abwehr als auch des defensiven Mittelfeldes haben es die Gegner bei weitem nicht mehr so leicht, durch die Reihen der Hamburger zu spazieren.

Faktor 3: Der HSV hat wieder einen Knipser

Im Angriff versuchte es der HSV damals mit der Schnelligkeit von Bakery Jatta und dem Torriecher von Pierre-Michel Lasogga. Doch beide funktionierten nicht bei diesem wegweisenden Spiel. Dem stehen für übermorgen weitaus besser personelle Alternativen gegenüber. Mit Simon Terodde hat man einen Stürmer, der per se schon jeden Verteidiger zum Grübeln bringt. Auch die Düsseldorfer Defensive konnte seinen Doppelpack im Startelf-Debüt für den HSV nicht verhindern.

Obwohl sie sicherlich wussten, wer da auf sie zukommt. Immerhin war der Mann schon dreimal Torschützenkönig in Liga 2. Dazu sind die Variationsmöglichkeiten größer geworden. Ein Manuel Wintzheimer, der auch damals für 19 Minuten ran durfte, ist um einiges reifer geworden und stellt mittlerweile gehobenes Zweitliga-Format dar.

Natürlich ist das Spiel am übermorgigen Montag nicht mit einem vorletzten Spieltag zu vergleichen. Und ein Sieg der Hamburger würde natürlich auch rein gar nichts bedeuten in Bezug auf den Aufstieg. Doch insgesamt scheint mir im Klub eine gewisse Ruhe eingekehrt zu sein, die wiederum ein Arbeitsklima erzeugt, die es auch einem relativen Novizen wie Neu-Coach Daniel Thioune leichter macht, seine Ideen umzusetzen.

Faktor 4: Mehr tun, weniger reden

Bleibt nur zu hoffen, dass auch ein anderer roter Faden, der sich durch die letzten Jahre der HSV-Historie zog, nun endlich gerissen ist: die Arroganz des Klubs und das damit verbundene lasche Auftreten, wenn es um die Buletten ging. Und obwohl es nur der zweite Spieltag ist: auch hier sind drei wichtige Punkte zu holen. Von daher hat der HSV überhaupt nichts zu verschenken.

Und sollte die Gunst der Stunde nutzen, gleich zu Beginn - mit zwei Siegen gegen Absteiger aus der Bundesliga - der Konkurrenz klar zu machen: dieses Jahr reden wir nicht über den Aufstieg - sondern: dieses Jahr tun wir einfach alles dafür. Das wäre ja auch ganz im Duktus seines neuen Coaches.