From zero to hero: Matriciani über seine Entwicklung und bodenlose Kritik

Henning Matriciani
Henning Matriciani / BSR Agency/GettyImages
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Zwischen Sündenbock und Fan-Liebling: Henning Matriciani hat in den letzten Wochen vor der aktuellen Winterpause eine große Wandlung bei Schalke 04 durchgemacht. Nun hat er sich erstmals großflächig zu seiner Entwicklung und der häufig auch persönlichen Kritik an ihm geäußert.


Sucht man in den sozialen Netzwerken nach Posts und Kommentaren zu Henning Matriciani, sind seine Haare nicht allzu selten ein Thema, über das sich lustig gemacht wird. Im gleichen Atemzug ist dann auch oft sein Alter ein Thema. Leider finden es einige Leute wichtiger, sich über die Haare eines 22-Jährigen lustig zu machen, als im vernünftigen Ton seine Leistungen zu diskutieren.

"Gut, dass ich kein Twitter oder Facebook habe", stellte er im Interview mit der Bild fest. "Ich kriege das schon mit, aber darauf lege ich keinen Wert. Die Haare abzurasieren ist für mich kein Thema – die werden jetzt halt Stück für Stück kürzer", so der Verteidiger weiter. Darüber mache er sich "im wahrsten Sinne des Wortes keinen Kopf", wie er es formulierte.

Auch abseits seines Aussehens, was eigentlich erst gar kein Thema sein sollte, war er in der jüngeren Vergangenheit gerne der Sündenbock. Zwar waren auch in einigen Spielen seine Leistungen wahrlich nicht gut, doch ist der Einfluss eines einzelnen Spielers - etwa auf die Niederlagenserie unter Frank Kramer - gewiss nicht so groß, wie es sich teilweise anhörte.

"Ich habe immer versucht, das nicht an mich heranzulassen. Dafür bin ich mental stark genug", so Matriciani. Für ihn sei schlussendlich nur wichtig, "was Trainer und Kollegen sagen".

Dafür wird er auch immer wieder gelobt: Sowohl Kramer, als auch Thomas Reis stellten sein Engagement, seinen Ehrgeiz und seine Gier, sich weiter zu verbessern, bereits in den Fokus.

Gute Leistungen als Innenverteidiger: "Da fängt man einfach an zu lächeln"

Und offenbar lohnt sich das auch. In den letzten Partien vor der aktuellen Pause zeigte er gute Leistungen. Symbolisch kämpfte er Karim Onisiwo beim 1:0-Heimsieg über Mainz 05 kurz vor dem Abpfiff einen wichtigen Ball ab. Die Arena bebte, als wäre ein weiteres Tor für Königsblau gefallen. Auch anschließend zeigte er sich deutlich souveräner, weil er zudem in der Innenverteidigung aufspielen durfte.

"Im Fußball geht es in beide Richtungen sehr schnell", wusste Matriciani diese Stimmungen richtig einzuordnen. Der Abwehrspieler führte aus: "Wenn man vorher so viel Feuer von außen bekommt, freut man sich natürlich darüber. Die Reaktionen auf meinen gewonnenen Zweikampf in der Nachspielzeit gegen Mainz sind sicherlich nicht alltäglich. So viele Nachrichten wie an diesem Tag habe ich sonst nur bei meiner Vertragsunterschrift bekommen. Da fängt man einfach an zu lächeln."

Dass er sich bei manchen Kritikern inzwischen zu einer Art Kult-Spieler gearbeitet hat, sieht er als positive Entwicklung an: "Ich sag' mal so: Es gäbe Schlimmeres! Schalke ist eine Wucht und als jemand, der auf dem Platz viel arbeitet, kann man hier sicher weit kommen."

Dennoch, betonte er dazu, habe er noch mehr Potenzial. Er sei sich bewusst, dass er noch viel arbeiten muss. "Mal schauen, wo es hingeht", zeigte er sich entspannt.

Dass er aktuell überhaupt für Schalke in der Bundesliga aufspielen darf, ist übrigens durchaus ein kleines Wunder.

"Ich finde meine Entwicklung manchmal ein bisschen surreal", musste er zugeben. Der Hintergrund: "Nachdem ich in der Arminia-Jugend aussortiert wurde, bin ich zu Lippstadt gewechselt und habe als Physiotherapeut gearbeitet. Da schien mein Profi-Traum schon geplatzt. Eigentlich."



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