Hannes Wolf über den VfB und HSV: "Aufstiegskampf ist bei diesen beiden Klubs wie Abstiegskampf!"

Was Aufstiegskampf in Hamburg bedeutet, erfuhr Hannes Wolf im vergangenen Jahr am eigenen Leib
Was Aufstiegskampf in Hamburg bedeutet, erfuhr Hannes Wolf im vergangenen Jahr am eigenen Leib / Lukas Schulze/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit Arminia Bielefeld so gut wie Richtung Bundesliga enteilt, kämpfen der VfB Stuttgart, als Zweiter, und der aktuelle Tabellendritte Hamburger SV um das verbleibende direkte Ticket für die Rückkehr ins Oberhaus. Vor der Saison waren beide Klubs als die großen Favoriten ausgemacht worden, um den Aufstieg ohne Umweg über die Relegation zu schaffen. Doch wie sehr gerade bei diesen Vereinen der Aufstiegskampf an den Nerven zerrt, weiß kaum einer so genau wie Hannes Wolf.

Denn der trainierte bereits sowohl den VfB Stuttgart (mit dem er 2017 den Wiederaufstieg schaffte) als auch den Hamburger SV (mit dem er im vergangenen Jahr scheiterte). Mit zweigeteiltem Herzen drückt der gebürtige Bochumer so auch beiden Ex die Daumen. Obwohl wohl auch er zugeben muss, dass die ostwestfälische Konkurrenz bei fünf respektive sieben Punkten Vorsprung (und nur noch 15 zu vergebenen Punkten) wohl durch sein dürfte.

"Das geht schon an die Psyche der Spieler!"

Doch hinter der Arminia beginnt jetzt das Hauen und Stechen. Und die Nervenschlacht, die damit einhergeht. Gegenüber der dpa (via mopo.de) sagte Wolf nun, was schon längst ein offenes Geheimnis in der Branche ist: "Aufstiegskampf fühlt sich bei Klubs wie dem VfB oder dem HSV eher an wie Abstiegskampf." Denn der Druck, unbedingt wieder ins Oberhaus zurückzukehren, ist naturgemäß bei keinem der anderen sechzehn Zweitligaklubs so hoch wie in Stuttgart und in Hamburg.

"Du musst aufsteigen, bist eigentlich immer dominant, der Gegner in der Regel sehr pragmatisch. Das geht schon an die Psyche der Spieler und ist für alle Beteiligten nicht einfach", gibt Wolf den Ansatz einer Erklärung dafür, dass gerade diese beiden Teams, trotz ihrer stark besetzten Kader, so oft so viele Probleme damit haben, gegen spielerisch schlechtere Teams Punkte einzufahren.

Wolf selbst musste diese Erfahrung in der vergangenen Saison am eigenen Leib erfahren. In einem bizarren Schneckenrennen, in dem der HSV trotz einer achtwöchigen Durststrecke ohne Sieg noch bis zum vorletzten Spieltag rechnerische Optionen auf den Wiederaufstieg hatte, zollten die Hamburger am Ende vor allem ihrem angegriffenen Nervenkostüm Tribut - und scheiterten. Direkte Konsequenz daraus war dann die Entlassung des Trainers kurz nach Saisonschluss.

Wolf begrüßt vorzeitige Vertragsverlängerung von Matarazzo

Um so erfreuter registriert Wolf, dass der VfB Stuttgart es offensichtlich anders machen möchte. Denn anstatt erstmal zu warten, ob der Cheftrainer es denn hinkriegt mit dem Aufstieg (um dann, analog zum HSV im letzten Jahr, womöglich nach Beendigung des 34. Spieltages den Daumen zu senken oder zu heben), haben sich die VfB-Verantwortlichen vor einigen Tagen - und für viele überraschend - entschieden, den Vertrag mit Trainer Pellegrino Matarazzo vorzeitig zu verlängern.

"Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es dadurch, dass man ständig den Trainer wechselt, nicht unbedingt besser wird", kommentierte Wolf diese Entscheidung nicht ohne eine subtile Andeutung seiner Erfahrungen in der Hansestadt. "Ich kann diesen Schritt von Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger absolut nachvollziehen und hoffe, dass sie damit Erfolg haben." Der Erfolg der Schwaben stünde dann allerdings wohl dem Misserfolg der Hamburger gegenüber.