Hamburg-Derby wird heißer: David-Treppe auf St. Pauli erstrahlt in HSV-Farben!
Von Guido Müller
Wenn der FC St. Pauli und der Hamburger SV aufeinanderprallen, geht dieses emotionale Hamburger Stadtderby meist schon lange vor dem Anpfiff in seine heiße Phase. Daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert.
Die Anwohner dürften einigermaßen erstaunt gewesen sein am vergangenen Dienstagmorgen, als sie die zur Hafenstraße führende Davidtreppe plötzlich in schwarz-weiß-blau, den Farben des HSV, leuchten sahen.
Da haben wohl ein paar übermütige Anhänger der Rothosen zugeschlagen. Und das ausgerechnet in "Feindesland". Doch ist diese Aktion wohl eher mit einem Schmunzeln aufzunehmen. Denn in der Vergangenheit hat es bisweilen auch schon mal richtig gekracht zwischen beiden Fan-Lagern.
Polizei noch ohne Anhaltspunkte für gewalttätige Auseinandersetzungen
Mit einem entsprechenden Aufgebot an Sicherheitskräften blickt denn auch die Hamburger Polizei dem Bruderkampf in Liga 2 entgegen. "Starke Präsenz", so Polizeisprecher Holger Behrens, wolle man zeigen. Auch Zivilfahnder sollen sich rund um das Millerntor aufhalten.
"Wir gehen davon aus, dass sich die Problemfans eher nicht im Stadion aufhalten werden, sondern in Restaurants, Kneipen und sonstigen Lokalitäten um das Stadion herum." Anhaltspunkte über geplante physische Auseinandersetzungen zwischen beiden Fan-Gruppierungen gäbe es aber nicht. (via ndr.de)
"Aber trotzdem müssen wir davon ausgehen, dass bereits im Vorfeld gewisse Aktionen passieren werden. Wir hatten in der Vergangenheit bereits eine angemalte Treppe, in einer Farbe, die vorher dem anderen Verein gehörte", sagte Behrens.
Späte Revanche für den "braunen Seeler-Fuß"?
Als ob er es geahnt hätte. Eine Nacht später hatten Unbekannte die David-Treppe "umgewidmet".
Übrigens nicht die einzige Aktion in "comanche territory" in der jüngsten Vergangenheit: im April 2007 (und anlässlich eines Regionalliga-Vergleichs!) hatten ebenfalls nicht identifizierte Pauli-Fans die überlebensgroße Uwe Seeler-Fuß-Skulptur direkt am Volksparkstadion braun angepinselt.
Und wenngleich sowohl dieser 14 Jahre zurückliegende als auch der aktuelle Fall juristisch den Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllen, wollte der Trainer der Kiez-Kicker, Timo Schultz, die Sache erst gar nicht höher hängen als unbedingt nötig.
Pauli-Coach Schultz nimmt's gelassen
"So etwas ist mir lieber, als wenn während des Spiels Raketen in den Block des Gegners fliegen", kommentierte der 43-Jährige das diesjährige "Farb-Attentat". Und verwies zart andeutend auf die weitaus unschöneren Vorkommnisse während des ersten Zweitliga-Derbys am Millerntor im April 2019.
Damals hatten beide Fan-Lager wiederholt Pyros gezündet und teilweise Leuchtspurmunition in die gegnerischen Blöcke geschossen. Das Spiel stand damals sogar mehrfach kurz vor dem Abbruch. Der umsichtigen Spielleitung von Schir Felix Brych war es zu verdanken, dass die Partie regulär beendet werden konnte.
Beide Klubs seien nun mal, so Schultz, sportliche Rivalen. "Das gehört irgendwie dazu, aber alles sollte im Rahmen bleiben." Bis jetzt ist noch alles im Rahmen geblieben. Hoffen wir, dass es auch morgen vor, während und nach dem Spiel so bleibt.