"Haben uns gegenseitig neutralisiert" - Erkenntnisse zum Remis Bayern und Eintracht
- Gründe für Mangel an Torchancen
- Großteil der Partie im Mittelfeld abgespielt
- Frankfurt einen Punkt gewonnen, Bayern zwei verloren
Von Adriana Wehrens

Das Topspiel der Frauen-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und Eintracht Frankfurt endete in einem torlosen Unentschieden. Unzufrieden zeigten sich danach vor allem die Münchnerinnen, die in der Liga zum ersten Mal vor Rekordkulisse in der Allianz Arena zum Einsatz kamen. Warum kam es zu so wenigen Großchancen? Spielen bei den Bayern die verletzten Spielerinnen eine Rolle? Und warum feiert zum Schluss die Eintracht mehr? Die Erkenntnisse zum Spitzen-Duell.
FC Bayern - Frankfurt 0:0
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Eine deutliche Auffälligkeit, die sich über den Großteil des Spieles zog, ist die ähnliche Taktik beider Teams, was das Pressing betrifft. Sowohl der FC Bayern als auch die Frankfurterinnen liefen die gegnerischen Abwehrspielerinnen nicht direkt an, sondern konzentrierten sich auf ein Mittelfeldpressing, warteten also erst einmal ab, was der Gegner macht. Dadurch spielte sich das Hauptgeschehen - besonders in der ersten Hälfte - in der Mitte des Feldes ab. Dies war auch einer der Hauptgründe, warum es zu nicht allzu vielen großen Torchancen beziehungsweise Angriffsszenen kam. Bayern-Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil erklärte nach Abpfiff, beide Mannschaften haben sich "gegenseitig neutralisiert".
Hinzu kam, dass beide Seiten besonderen Wert auf Kompaktheit und Sicherheit legten, was durch starke Abwehrleistungen von Glódís Perla Viggósdóttir und Magdalena Eriksson beim FCB sowie Sophia Kleinherne und Sara Doorsoun bei der Eintracht unterstrichen wurde. Während die Bayern Wert auf Ballbesitz mit anschließendem geduldigen Spiel nach vorne legten, setzte Frankfurt mehr auf ein schnelles Umschaltspiel mit langen Bällen in die Spitze. Jedoch erwiesen sich beide Herangehensweisen als nicht zielführend. Die Bayern waren diejenigen, die mehr wollten, zeigten dies jedoch nicht auf dem Platz. Es fehlte der letzte genaue Pass im Angriffsdrittel, die zündende Idee und schlussendlich die letzte Konsequenz. Dafür hätte es mehr Mut und Entschlossenheit gebraucht, eventuell durch ein höheres und aggressiveres Anlaufen des Gegners oder auch mehr Präzision im Passspiel in die Spitze.
Personalsituation wieder ein Thema bei Bayern?
Der FC Bayern hatte mit im Schnitt 58% mehr Ballbesitz und mehr Aktionen nach vorne, doch war meist nicht kreativ genug, um an den Frankfurter Verteidigerinnen vorbeizukommen. Doch lag das wirklich an den Ausfällen von Topspielerinnen Pernille Harder und Sydney Lohmann?
Harder war in den ersten drei Spielen der Frauen-Bundesliga als offensive Mittelfeldspielerin auffällig mit zwei Toren sowie einem immer besser werdenden Zusammenspiel mit Stürmerin Lea Schüller, welche gegen Frankfurt nur schwer in die Partie fand. Für Harder, die sich in der vorherigen Woche eine Innenbandverletzung am Knie zugezogen hatte, startete Magull im Offensivzentrum und stach vor allem in der ersten Halbzeit mit wichtigen Ballgewinnen hervor. Allerdings strahlt sie im Gegensatz zu der dänischen Nationalspielerin weniger Kreativität und Torgefahr aus.
Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Bayern in der vergangen Saison mit der gleichen personellen Zusammenstellung ohne Harder erfolgreich waren und das Offensivspiel variabel aufziehen konnten. Der Anspruch der Anfgriffsspielerinnen Schüller, Magull, Klara Bühl und Linda Dallmann muss höher sein, als sie das gegen Frankfurt aufgezogen haben. Zwar konnte gerade Bühl zu Beginn der zweiten Halbzeit Dampf über die linke Angriffsseite machen und auch den besten Bayern-Abschluss der Partie verzeichnen, trotzdem kam von der Offensive zu wenig, um den Anspruch als beste Mannschaft der höchsten deutschen Spielklasse gerecht zu werden.
Sicherlich hätte eine Spielerin wie Harder das Bayern-Spiel belebt, doch die Heimmannschaft hatte immer noch genug Potenzial auf dem Platz, um mehr Chancen zu kreieren. Die Bayern hätten mehr Mut und Risiko mit dem bestehenden Kader zeigen müssen, um das Duell für sich entscheiden zu können.
Frankfurt glänzt mit kompakter Defensive
Während die Münchnerinnen ganz klar mit dem Anspruch in die Partie vor dem Rekord-Heimpublikum gingen, die drei Punkte in der bayerischen Hauptstadt zu behalten, galt Frankfurt als Außenseiter mit dem Potenzial, den amtierenden Meister zu ärgern, was schlussendlich auch gelang. Wenn man das Spiel in die aktuelle Gesamtsituation des letztjährigen Liga-Dritten einordnet, der aktuell ebenso in der Qualifikation in der Women's Champions League für einen Platz um die Gruppenphase kämpft und auch in der Bundesliga mit zwei Niederlagen und einem Sieg nicht den optimalen Start erwischte, war das für die Eintracht mehr ein Punktgewinn anstatt eines Verlustes von zwei Zählern.
Dies war über den Großteil des Spielverlaufs auch sichtbar. Die Eintracht konzentrierte sich vor allem auf eine stabile Abwehr. Währenddessen ging es nach vorne nur über lange Bälle, die es jedoch nur selten bis vor das Tor von Mala Grohs schafften. Die beste Phase der Frankfurterinnen folgte nach der Einwechslung von Lisanne Gräwe für Nicole Anyomi (67. Spielminute). Die 20-jährige Juniorennationalspielerin schaffte es, nur einige Sekunden nach ihrer Einwechslung für die beste Chance ihrer Mannschaft zu sorgen und brachte auch insgesamt viel Schwung in die Partie. Für die drei Punkte wäre ein deutlich höherer Aufwand nötig gewesen, doch die Eintracht kann trotzdem gut mit dem Ergebnis leben.
Insgesamt konnte sich Frankfurt besser mit dem Punktgewinn anfreunden, der Selbstvertrauen vor dem Qualifikations-Rückspiel in der Champions League gibt. Auf der anderen ist der FC Bayern unzufrieden, Punkte abgegeben zu haben, weswegen der Rückstand auf den Rivalen aus Wolfsburg auf vier Punkte anwächst.
Die Eintracht trifft am Mittwoch um 18:30 Uhr in der Königsklasse erneut auf Sparta Prag und am darauf folgenden Wochenende auf den MSV Duisburg (22. Oktober, 16:00 Uhr). Der FC Bayern München muss am gleichen Tag auswärts gegen Aufsteiger RB Leipzig ran (18:30 Uhr).
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