"Eine grandiose EM ist zu Ende: Wie geht es mit dem Frauenfußball jetzt weiter?" – Die EM-Kolumne von Julia Simic

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Julia Simic hat für den FC Bayern, Turbine Potsdam, den VfL Wolfsburg und den SC Freiburg insgesamt 186 Bundesligaspiele bestritten. Die ehemalige deutsche Nationalspielerin war zwei Jahre lang für West Ham United in der FA Women's Soccer League sowie ein Jahr für AC Mailand in der Serie A aktiv. Gegenwärtig ist die 33-Jährige für den DFB als Co-Trainerin der U17-Juniorinnen tätig und arbeitet als TV-Expertin für DAZNSky und Magenta Sport.

Für 90min hat Simic ihre Gedanken zum EM-Finale sowie der mittel- und langfristigen Zukunft des Frauenfußballs in Deutschland zusammengefasst:


Die Europameisterschaft hat mit dem Finale zwischen England und Deutschland ein würdiges Ende gefunden. Beide Mannschaften sind in einem furiosen und emotionalen Endspiel an ihre physischen Grenzen gegangen. Die deutsche Elf hat trotz der Niederlage eine beeindruckende Leistung gezeigt und kann stolz auf sich sein.

Dass man sich den Gastgeberinnen in der Verlängerung geschlagen geben musste, hatte vielleicht auch mit dem fehlenden Quäntchen Glück zu tun. Damit meine ich nicht nur den verwehrten Handelfmeter, sondern vor allem die Verletzungen von Klara Bühl und Alex Popp. In einem Finale auf zwei Leistungsträgerinnen verzichten zu müssen, steckt selbst das beste Team nicht so einfach weg.

Lena Oberdorf
Das DFB-Team rund um Lena Oberdorf kann trotz der Finalniederlage stolz auf sich sein / Mike Hewitt/GettyImages

Sarina Wiegman hingegen konnte im Finale auf ihren gesamten Kader zurückgreifen. Nicht ohne Grund kamen die beiden Torschützinnen der Lionesses von der Bank. Der EM-Triumph der Engländerinnen ist natürlich trotzdem verdient, ich persönlich hätte allerdings gerne ein Elfmeterschießen gesehen.

Wie geht es weiter mit dem Frauenfußball in Deutschland?

Der tolle und absolut gerechtfertigte Empfang auf dem Frankfurter Römer hat gezeigt, dass die EM eine immense Euphorie rund um den Frauenfußball entfacht hat. Diese Begeisterung gilt es jetzt für mittel- und langfristige Verbesserungen zu nutzen, die in Form konkreter Zielvorgaben auch klar definiert werden müssen.

Im Zentrum steht dabei, die Sichtbarkeit des Frauenfußballs in den Medien und in der Öffentlichkeit – von Frauen im Fußball allgemein! - nachhaltig zu erhöhen. Dieser Weg führt ganz wesentlich über den Liga-Alltag und die Frauen-Bundesliga, deren Attraktivität systematisch gesteigert werden muss.

Laura Freigang, Lina Magull, Giulia Gwinn
Den tollen Empfang auf dem Frankfurter Römer haben sich die DFB-Frauen redlich verdient / Pool/GettyImages

Es geht darum, die Infrastruktur auf ein professionelleres Fundament zu stellen und das Interesse an den Spielen über eine breitere und leichter zugängliche Übertragung zu erhöhen. Um das seit Jahren diskutierte Thema der Anstoßzeiten wird man ebenfalls nicht herumkommen.

Gegenwärtig kommen vonseiten des DFB, aus den Vereinen – speziell auch aus den Männerabteilungen – und den großen Medien vielversprechende Ideen und Ansätze. Ob die zahlreichen Ankündigungen das Ende der EM-Euphorie überstehen werden, steht auf einem anderen Blatt. Ich selbst bin durchaus optimistisch.


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