Eberl mahnt weiter zur Geduld - Gladbach ist nicht Paris oder Manchester!
Von Christian Gaul
Sportdirektor Max Eberl mahnt weiter zur Geduld, obwohl er selbst auch lieber schnell handeln würde. Der Transfermarkt wird in diesem Sommer auch für die Borussia sehr schleppend beginnen.
Auch eine knappe Woche nach dem Start der Vorbereitung steht die Borussia weiterhin in Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen und Kandidaten für einen Abgang.
Sportdirektor Max Eberl fühlt sich sichtlich unwohl in der Rolle des wartenden Gestalters, doch kündigte er bereits mehrfach an, dass die aktuellen Umstände ein gewohnt schnelles Handeln nicht ansatzweise begünstigen.
Besonders die laufenden Gespräche mit möglichen Zugängen drohen zu scheitern, weil andere Baustellen auf ein Schließung warten. Doch muss und kann bei aller Ungeduld auf Eberl vertraut werden, hat sich die Borussia doch bereits frühzeitig um einige Themen gekümmert.
"Wir brauchen Geduld!" - Ausgaben wurden bereits getätigt
Für die nun feste Verpflichtung des zuvor nur geliehenen Österreichers Hannes Wolf und den Transfer des aktuell leider verletzten Franzosen Manu Koné gab die Borussia in diesem Sommer insgesamt schon rund 17 Millionen Euro aus. Von einer zurückhaltenden Transfer-Politik kann bei aller Liebe also keine Rede sein.
Dass diese Summe im Vergleich zu den bisherigen Aktivitäten der mit der Borussia auf Augenhöhe befindlichen Konkurrenz recht mächtig erscheint, belegt zudem die wirtschaftliche Stabilität der Gladbacher. Denn diese Gelder wurden investiert, ohne die Einnahmen für potenzielle Verkäufe von Denis Zakaria, Matthias Ginter oder Marcus Thuram eingeplant zu haben.
Hier darf man auf Eberls Leitsatz vertrauen, nur tatsächlich zur Verfügung stehendes Kapital zu reinvestieren, statt sich auf finanzielles Glatteis zu begeben. Deshalb ist auch der Sportdirektor selbst wenig begeistert, dass er zuerst die Entwicklungen bei den drei genannten Spielern abwarten muss, um weiteren Neuzugängen den Zuschlag geben zu können.
Denn die Borussia ist nicht Paris oder Manchester, welche auch ohne geklärte Einnahmen aus Spielertransfers auf sagenhafte Shopping-Tour gehen oder die Verträge ihres vorhandenen Kaders aufhübschen.
"Natürlich sind wir seit Wochen in Gesprächen mit Spielern und planen mit Adi Hütter den Kader. Aber noch hat der Transfermarkt für uns nicht angefangen. Geduld zählt bekanntlich nicht zu meinen besten Eigenschaften und normalerweise bin ich gern früh mit der Planung fertig. Aber diesmal brauchen wir Geduld", zeigt sich Eberl gegenüber der Bild wenig erfreut, dass ihm derzeit noch die Hände gebunden sind.
Neben den allgemeinen Auswirkungen der Pandemie sorgt auch die laufende EURO 2020 für Verzögerungen auf dem Transfermarkt. Viele der gehandelten Top-Transfers, die letztlich das Karussell auch für die Borussia in Bewegung versetzen werden, stehen in der Schwebe, da die Kandidaten entweder noch das Finale ausspielen oder sich im nachträglichen Urlaub befinden.
Letzteres gilt somit auch für Marcus Thuram, Matthias Ginter oder Denis Zakaria, wobei die Verträge des Deutschen und des Schweizers im Sommer 2022 auslaufen und deren Zukunft somit am brennendsten geklärt werden muss.
Ablösefrei wird man keinen der beiden Hochkaräter ziehen lassen, eine vorzeitige Verlängerung ist wiederum abhängig von den in diesem Sommer generierten Einnahmen. Hinzu kommt, dass auch weitere Verstärkungen nur dann endgültig an Land gezogen werden können, wenn man an anderer Stelle dementsprechende Erlöse faktisch erzielen konnte.
Kozlowski, Tzolis und Sarr in der Warteschleife - die Zeit drängt
Derzeit werden weiterhin drei Kandidaten verstärkt mit einem Wechsel zur Borussia in Verbindung gebracht. Neben dem 17-jährigen Polen Kacper Kozlowski und dem 22-jährigen Franzosen Malang Sarr ist auch der 19-jährige Grieche Christos Tzolis fortlaufend ein Thema.
Unabhängig vom Stand der Gespräche wird man auch bei diesen Spielern Geduld einfordern müssen, statt sich auf Eventualitäten zu verlassen. "Natürlich ist die Gefahr da, dass solche Spieler irgendwann nicht mehr warten wollen", benannte Eberl gegenüber der Bild die aktuelle Gefahr, ohne jedoch die kursierenden Namen bestätigen zu wollen.
Letztlich scheint es in diesem Sommer tatsächlich zur von Eberl bereits prophezeiten Hängepartie zu kommen. Dennoch ist der eingeschlagene Weg der Borussia alternativlos.
Selbst wenn potenzielle Neuzugänge die Geduld verlieren und woanders unterschreiben sollten, muss Gladbach an seiner Strategie festhalten. Das Risiko, sich in gewagte finanzielle Wahrscheinlichkeiten zu verstricken und sich damit eventuell in unnötige wirtschaftliche Strudel zu begeben, wäre mit Sicherheit das größere Übel.