Gladbach kriegt die Karten nicht weg: Pro und Contra für einen Stadionbesuch
Von Stefan Janssen
Gegen Union Berlin am kommenden Samstag darf Borussia Mönchengladbach fast 11.000 Fans ins Stadion lassen - doch die Karten sind bislang noch nicht alle verkauft. Ein Pro und Contra zu einem möglichen Stadionbesuch bei den Fohlen.
Nachdem im Testspiel gegen Greuther Fürth und zuletzt im DFB-Pokal immerhin 300 Zuschauer den Borussia-Park besuchen durften, darf die Borussia zum ersten Bundesliga-Heimspiel am Samstag 10.804 Besucher zulassen. Wie die Bild berichtet, waren bis Mittwoch aber "nur" 9.200 Karten verkauft worden.
Wer erwartet hatte, dass die Tickets schon beim Start des Verkaufs für Dauerkarten-Inhaber (es gibt 30.000) am 17. September weg gingen, der hatte sich getäuscht. Auch als die Mitglieder einen Tag später ran durften, blieben Plätze frei, sodass sogar der offene Verkauf startete. Nichts zu spüren also von der Euphorie, wieder ins Stadion zu dürfen? Nun, nicht ganz. Es gibt einfach gute Argumente, wieso der ein oder andere Fan dem Borussia-Park erst einmal lieber fern bleibt. Aber auch welche, wieso man trotz allem mal wieder gehen könnte.
Gladbach: Pro und Contra für einen Besuch des Borussia-Parks
Contra: Platzvergabe. Wer eine Dauerkarte hat, der hat in der Regel einen festen Platz im Stadion. Das muss nicht einmal der zugewiesene Sitzplatz sein, auf dem bei einer Dauerkarte-Plus sogar der eigene Name steht, auch im Stehplatz-Bereich der Nordkurve gibt es Stammplätze. Jetzt aber gibt es nichts von beidem: Man kann natürlich seinen angestammten Block auswählen, doch eine Garantie auf seinen Platz gibt es selbstverständlich nicht - und Stehplätze sind ja generell derzeit verboten. Was direkt zum nächsten Punkt führt.
Contra: Erlebnis mit Freunden. Jeder Dauerkarten-Inhaber kann genauso viele Karten kaufen, wie er Dauerkarten hat. Heißt: Man muss sich im Prinzip mit seinen Freunden gleichzeitig einloggen und versuchen, Plätze nebeneinander zu bekommen (im Rahmen des Corona-Abstandes, versteht sich). Dass das klappt, ist Glückssache. Im freien Verkauf sind nun bis zu vier Tickets gleichzeitig zu erhalten, aber Plätze nebeneinander noch schwieriger zu finden. Für viele gehört das Stadion-Erlebnis mit seinen Freunden aber ebenso dazu wie das Spiel, für manche sicher noch mehr. Auch das Stadionbier, welches es aktuell nicht gibt, ist für viele elementar. Das "normale" Stadion-Erlebnis ist derzeit nicht möglich, viele bleiben deshalb sicher lieber zu Hause und schauen das Spiel dort gemeinschaftlich. Es ist einfach nicht dasselbe.
Pro: Endlich wieder Borussia live! Obwohl das (Achtung, schlimmes Wort) Event Stadionbesuch nicht mehr so ist, wie es sonst immer war, ist es trotzdem eine großartige Sache, die Borussia endlich wieder live im Stadion zu erleben. Stadionsprecher Torsten Knippertz verliest die Aufstellung, "Die Elf vom Niederrhein" und "Die Seele brennt" laufen, ebenso wie möglichst oft natürlich "Maria I Like It Loud" von Scooter. Nach dem Sieg greift sich Marcus Thuram dann die Eckfahne. Im Stadion mitzufiebern, zu schreien und zu singen ist einfach nochmal was ganz anderes. Auch in der aktuellen Lage.
Pro: Entspannter ins Stadion geht es nicht. Nur 20 Prozent Auslastung bedeutet eben auch, dass es rund um den Borussia-Park bei einem Bundesliga-Spiel, das kein Geisterspiel ist, für die Fans so entspannt zugeht wie sonst nicht. Man kann bequem auf dem vordersten Parkplatz parken, ohne sich sorgen zu müssen, nach dem Spiel ewig im Stau zu stehen. Erfahrene Dauerkarten-Besitzer, die mit dem Auto kommen, machen dort sonst einen großen Bogen. Im Stadion sind dann alle Kioske geöffnet, ganz so, als wären 54.000 da - einfach, um die Lage zu entspannen. Anstehen ist nicht mehr. Wer das übliche Gedränge nicht mag, wird sich ebenfalls wohl fühlen wie noch nie. Entspannter kann man kein Bundesliga-Spiel besuchen.
Warten Fans das erste Spiel ab?
Bewusst außen vor gelassen wurden die offensichtlichen gesundheitlichen Bedenken, die den ein oder anderen Fan sicher verzichten lassen. Selbiges gilt für die "Alle-oder-Keiner"-Haltung der aktiven Fanszene, deren Meinung man verstehen kann und respektieren muss.
Letztendlich gibt es viele verschiedene Ansichten, ob ein Besuch des Stadions derzeit eine gute Idee ist oder eben nicht. Es gibt die, die es unter den aktuellen Bedingungen verteufeln und die, die froh sind, endlich wieder in den Borussia-Park zu dürfen. Und dann gibt es sicher auch diejenigen, die erst einmal das erste Spiel und mögliche Änderungen zum zweiten abwarten. Der Ticketverkauf für die Partie gegen den VfL Wolfsburg könnte schon wieder ganz anders ablaufen.