De Jong als heimlicher Star des Oranje-Siegs - das Arbeitstier der Elftal

Frenkie de Jong war der heimliche Star des Elftal-Spiels
Frenkie de Jong war der heimliche Star des Elftal-Spiels / BSR Agency/Getty Images
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Mit dem 3:2-Sieg gegen die Ukraine konnte die niederländische Nationalmannschaft trotz einer zwischenzeitlich verspielten 2:0-Führung letztlich erfolgreich in die Europameisterschaft starten. Für viele Fans spielte Frenkie de Jong unter dem Radar, weil er nicht durch die ganz großen Aktionen in Szene trat. Angesichts seines Auftrittes war er mal wieder der heimliche Star des Spiels.


Die vollen 90 Minuten stand er auf dem Platz. Dabei erzielte er weder ein Tor, noch bereitete er direkt eins vor. Und dennoch war Frenkie de Jong beim 3:2-Auftaktsieg der Niederlande gegen die Ukraine einer der besten, wenn nicht gar der beste Spieler auf dem Feld. Mal wieder stellte er seine Klasse unter Beweis.

Zunächst muss ein ganz wichtiger Aspekt thematisiert werden, die Fitness. In der abgelaufenen Saison mit dem FC Barcelona verpasste der Mittelfeldspieler nur drei Spiele. Und das wettbewerbsübergreifend, eine Partie davon aufgrund einer Gelbsperre. Auf Vereinsebene hatte er also rund 5.000 Einsatzminuten angesammelt.

Damit aber nicht genug: Durch Testspiele und Auftritte der Nationalelf waren es schlussendlich über 5.500 Minuten, die er vor diesem Turnier auf dem Platz stand. In einer Saison, in der es statt längeren Pausen einen noch engeren Spielplan gab. Zum Vergleich: Deutschlands Dauer-Spieler Matthias Ginter hat ein paar hundert Minuten (!) weniger auf dem Konto.

Frenkie De Jong, Ruslan Malinovskyi
Frenkie de Jong den Ball abzunehmen ist eine komplizierte Angelegenheit / BSR Agency/Getty Images

Dieses Fitnesslevel hält de Jong ohne Mühe und ohne Verletzungen durch. Das sei für ihn kein Problem, erklärte er in den letzten Wochen mehrmals. Er spielt, als käme er aus einer zweimonatigen Ruhepause. Obwohl es stattdessen eine enorm stressige und intensive Spielzeit war.

De Jong als Dreh- und Angelpunkt der Niederlande: Ein Star, der im Schatten agiert

So gehört er auch in der Elftal zu den mittlerweile unverzichtbaren Stammspielern. Gegen die Ukraine tat er genau das, was von ihm erwartet wird: Er lenkte das Spiel, beruhigte es, trug es zeitgleich aber immer wieder vorwärts. Exemplarisch dafür: 92 Prozent seiner Pässe kamen an, fünf seiner sechs Dribblings waren erfolgreich, elf von 13 Zweikämpfen entschied er für sich.

Diese Ballsicherheit ist ein großes Markenzeichen des 24-Jährigen. Er gilt als pressingresistent, kann mit seinen Finten mehrere Gegner auf einmal aussteigen lassen. So auch am Sonntagabend: Durch seine bekannten Drehungen als Auftaktbewegung konnte er regelmäßig vorstoßen und das Aufschieben des Gegners wirkungslos verpuffen lassen. Ein sehr wichtiger Aspekt, der aber natürlich weniger auffällig ist, als erzielte Treffer oder sehenswerte Vorlagen.

Auch deshalb agiert de Jong sehr häufig im Schatten. Fast unsichtbar für die allermeisten Zuschauer, die nicht besonders auf sein Tun achten. Das macht ihn nicht nur bei Barca, sondern insbesondere auch bei der Elftal so wichtig. Dass er mit 113 Ballkontakten im gestrigen Duell an der Spitze stand, überrascht längst nicht mehr. Er ist trotz namhafter Mittelfeld-Unterstützung der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Niederlande.

Dahingehend wird oft vergessen, dass dies das erste größere Turnier für ihn ist. Man könnte meinen, er hätte bereits die ein oder andere Welt- oder Europameisterschaft auf dem Buckel. Als wäre er dieser routinierte Mittelfeldspieler, der seine Teams seit einigen Jahren auf die nächste Stufe hebt. Dabei ist er erst vor Kurzem 24 Jahre alt geworden und es ist das allererste Turnier mit dem Nationalteam.

Man kann schon jetzt soweit gehen und sagen: Frenkie de Jong ist eine der wichtigsten Stützen dieses Teams. Dass er sich hinter anderen Mitspielern versteckt, sich zurückhält oder auch mal einen Gang zurückschaltet, wird es bei ihm nicht geben.

Generell gibt es derzeit wohl nur wenige Spieler, die einerseits als Arbeitstier und andererseits als toller Techniker mit feinem Füßchen angesehen werden können. Auch das hat er gegen die Ukraine zeigen können: Wichtige Pässe, die Räume ermöglicht und Teamkollegen in Szene gesetzt haben. Sogenannte Schlüsselpässe, die nach ein, zwei weiteren Zuspielen im Torjubel enden. Genauso sehr eine Qualität des Niederländers, der völlig zurecht an der Marktwertgrenze von 100 Millionen Euro kratzt.