Frankfurts Traum-Sturm seziert Wölfe-Abwehr | Spielbericht und Reaktionen

Frankfurts Sturm war an allen vier Toren direkt beteiligt.
Frankfurts Sturm war an allen vier Toren direkt beteiligt. / Pool/Getty Images
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Eintracht Frankfurt besiegt den VfL Wolfsburg in einem echten Torfestival. Beide Mannschaften agierten offensiv stark, ließen allerdings in der Defensive immer wieder zu viele Lücken zu. Mit dem Sieg bleibt Frankfurt vierter und rückt auf einen Punkt an den VfL Wolfsburg heran.

Tore: 0:1 Baku (6.), 1:1 Kamada (8.), 2:1 Jovic (27.), 2:2 Weghorst (46.), 3:2 Silva (54.), 4:2 Durm (61.), 4:3 Tuta (ET., 85.)

Stürmischer Beginn - Wolfsburgs Führung hält nur eine Minute

Besser hätte es in diesem Duell gar nicht losgehen können. Beide Mannschaften brauchten nur kurz, um sich gegenseitig abzutasten. Gerhardt hatte schon nach drei Minuten die erste Chance auf die Führung, aber der Wolfsburger stand beim Pass von Schlager im Abseits. Ein erstes Annähern schon nach kurzer Zeit. Dieses Spiel machte richtig Lust auf mehr.

Drei Minuten später agierte die Eintracht in der Defensive zu passiv. Weghorst legte den Ball am Sechzehner in gewohnter Manier für Baku ab. Der deutsche U-21-Nationalspieler versuchte es mit viel Gefühl und schlenzte den Ball aus halbrechter Position und 18 Metern Torentfernung mit Links ins lange Eck. Keine Chance für Kevin Trapp. Auch wenn der Frankfurter Keeper dran war, hatte er keine Gelegenheit diesen Ball abzuwehren.

Eigentlich sah es nun so aus, als würde sich der VfL zurückziehen und alle Frankfurter Angriffsbemühungen im Keim ersticken. Doch die Eintracht antwortete mit Tempo und einem tollen Spielzug über Kostic und Durm. Der Rechtsverteidiger legte an die Strafraumkante zurück, Rode ließ durch und Kamada schloss direkt ins linke untere Eck ab. Der Ausgleich war wiederhergestellt. Die Wolfsburger Führung hatte nur etwas mehr als eine Minute Bestand gehabt.

Es ging munter weiter. Die Gäste schienen offensiv etwas die Oberhand zu gewinnen. Baku und Weghorst verpassten direkt nacheinander aus kurzer Distanz den zweiten Treffer des Nachmittages. Es entwickelte sich ein Fußballspiel, dass auch ein Top-Spiel hätte sein können. Beide Teams machten nach vorne richtig Druck und zeigten, weshalb man oben in der Tabelle steht.

Es lag immer ein Tor in der Luft. Das Zweite erzielte die Eintracht. Silva setzte sich auf dem rechten Flügel gegen Lacroix durch und rettete den Ball per Grätsche vor dem Aus. Der mit letztem Einsatz gespielte Ball fand Jovic, der die Kugel aus sieben Metern mit voller Wucht in die Maschen beförderte. Bei der kurzen Distanz konnte man Casteels gar keinen Vorwurf machen. Eine tolle Kombination des Stürmer-Duos der Eintracht.

Die beiden Trainer Adi Hütter und Oliver Glasner beäugten die Geschehnisse auf dem Platz sicherlich mit Argwohn. In der Defensive waren auf beiden Seiten Wackler drin, die jederzeit den nächsten Treffer hätten folgen lassen können. So blieb es jedoch ein unterhaltsames Fußballspiel. Wolfsburg hatte mehr Torabschlüsse, aber Frankfurt führte. Weghorst rutschte in der 42. Minute der Ball aus spitzem Winkel über den Spann.

Es durfte sich niemand eine Ruhephase gönnen. Das hätte der Gegner sofort bestraft. Kurz vor der Pause gab es Aufregung, weil Schlager im Strafraum zu Fall gekommen war. Ein Strafstoß fehlte dieser tollen Partie bisher noch. Die Wolfsburger reklamierten, doch Schiedsrichter Marco Fritz ließ weiterspielen. Auch der VAR meldete sich nicht und so ging das Spiel mit der Führung der Hausherren in die Kabine.

Mega Start nach Halbzeit - Weghorst bringt Wölfe wieder ran

Die Pause in der Halbzeit war die erste Gelegenheit mal so richtig durchzuschnaufen. Denn schon eine Minute nach Wiederanpfiff sorgte Weghorst für das nächste Highlight. Sow spielte einen katastrophalen Fehlpass, den Baku abfing und weiter auf Weghorst gab. Der Niederländer lief auf das Frankfurter Tor zu und schloss aus 16 Metern mit der Innenseite ab. Sein Schuss wurde von Ilsanker abgefälscht und so landete das Spielgerät unhaltbar für Kevin Trapp im Tor. Wieder ein Start nach Maß für den VfL.

Die Gäste drückten weiter. Gerhardt und Baku vergaben knapp neben das Tor. Das Tempo blieb extrem hoch. Dieses Spiel konnte jederzeit in beide richtige kippen. Die glücklichere Mannschaft war eindeutig die Eintracht. Denn in der 54. Minute eroberte Kamada nahe der Mittellinie den Ball von Brekalo und schickte Silva in den Strafraum. Der Frankfurter Toptorjäger zögerte nicht lange und schloss flach ins lange Eck ab. Casteels war hinausgeeilt, konnte den Einschlag aber nicht verhindern.

Brooks bekam kurz darauf die Chance auf den Ausgleich. Nach einer Ecke stieg der Innenverteidiger am höchsten, konnte aber keinen richtigen Druck auf den Ball bringen. So war ein kein Problem für Kevin Trapp, den Ball festzuhalten. Der Vorteil war jetzt auf Seiten der Adler, denn Wolfsburg musste sich öffnen, um offensiv stärker zu werden. Über welche Qualitäten die Hausherren bei ihren Kontern verfügen, war hinlänglich bekannt.

Und doch konnte der VfL es einfach nicht verteidigen. In der 61. Minute zog Kostic in den Strafraum und spielte auf Silva. Der Portugiese traf aus sieben Metern nur den rechten Pfosten. Doch der Abpraller landete bei Durm. Der Weltmeister von 2014 schlug einen Haken und durch die Beine von Maximilian Arnold hindurch, ging der Ball ins rechte Eck. Casteels war noch dran, aber konnte den Ball nicht mehr um den Pfosten lenken.

Wolfsburg gab nicht auf. Schlager und Arnold scheiterten mit ihren Fernschüssen an Trapp oder setzen den Ball deutlich über die Latte. Auch wenn die SGE hier führte, konnte ein Tor die ganze Partie wieder zum Kippen bringen. Maximilian Philipp visierte in der 73. Minute aus gut 20 Metern Kevin Trapp zu genau an. Sein Schuss war kein Problem für den Frankfurter Keeper.

Die Hessen konzentrierten sich nun auf das Kontern und überließen Wolfsburg das Spiel. Ein gefährlicher Plan. Weghorst traf zum Glück der Eintracht nur das Außennetz. Für die Frankfurter hatte Jovic die Chance per Kopfball aus sechs Metern. Aber Casteels zeigte seine Klasse und lenkte den Ball mit einer Flugeinlage über die Latte.

Brooks tauchte nach einem Wolfsburger Freistoß kurz vor Kevin Trapp auf. Aus spitzem Winkel legte der US-Amerikaner alles in den Schuss, aber aus spitzem Winkel machte Trapp den Winkel so eng, dass er den Ball klasse abblockte. Eine weiterhin spannende Partie war noch lange nicht zu Ende. In der 85. Minute verkürzte der eingewechselte Philipp. Mit einem langen Ball wurde die komplette Frankfurter Abwehr ausgehebelt. Philipp war am schnellsten und hob den Ball unter Beihilfe von Tuta über Trapp. Weil der Frankfurter den entscheidenden Impuls gab, zählte es als Eigentor.

Die Wölfe wollten den Ausgleich erzwingen. Immer wieder probierten sie es mit langen Bällen. Die letzte Gelegenheit hatte Weghorst, der den Ball nach einer Flanke von der linken Seite am Tor vorbei setzte. Danach war Schluss. Adi Hütter kam aus dem Grinsen kaum noch heraus. Aber auch Oliver Glasner dürfte mit Sicherheit einiges aus diesem Spiel mitnehmen.

Am Ende gewinnt Eintracht Frankfurt nach einem tollen Fußballspiel gegen den VfL Wolfsburg. Beide Mannschaften investierten viel und lieferten eine richtig unterhaltsame Partie ab. Die Eintracht siegt dank ihres Top-Sturms und am Ende einer stabiler stehenden Abwehr. Die Gäste reisen mit der Niederlage im Gepäck zurück in die Autostadt. Viel muss man sich heute nicht vorwerfen. Nur die Abwehr stand ungewohnt löchrig. Hier muss Oliver Glasner ansetzen. Beide Mannschaften stehen jetzt in direkter Schlagdistanz. Der Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation bleibt offen und hat nochmal neue Spannung bekommen.