FC Kopenhagen: Dortmunds Champions-League-Gegner im Portrait

FC Kopenhagen
FC Kopenhagen / CLAUS BECH/GettyImages
facebooktwitterreddit

Borussia Dortmund startet die neue Champions-League-Saison mit einem Heimspiel gegen den FC Kopenhagen. Die Dänen gelten als das vermeintlich schwächste Team der Gruppe G, sollten aber trotzdem nicht unterschätzt werden. 90min stellt den FCK mithilfe eines Dänemark-Experten genauer vor.


Der FC Kopenhagen gilt gemeinhin als der "FC Bayern Skandinaviens". Und das aus gutem Grund: Der dänische Top-Klub dominiert die heimische Superligaen nach Belieben und gewann seit 2001 insgesamt 13-mal die Meisterschaft. Eine weitere Parallele zum deutschen Ligaprimus: Der FC Kopenhagen ist der nationalen Konkurrenz nicht nur sportlich, sondern auch finanziell weit voraus.

Auf der internationalen Bühne sorgte "Byens Hold" in der Saison 2010/11 für Furore, als man erstmals die Gruppenphase überstand und im Achtelfinale nur knapp am FC Chelsea scheiterte.

90min hat bei Henry Nicholls, Schöpfer von footballindenmark.com, Betreiber der Twitter-Seite @footballindk und der sich besten im dänischen Fußball auskennt, nachgefragt, wo die Stärken der Kopenhagener liegen und welchen Spielstil der FCK bevorzugt.

"Normalerweise agieren sie im 4-3-3-System, können aber auch in einem 4-2-3-1 spielen. Stilistisch ist der FCK eine Mannschaft, bei der die Angreifer hoch pressen und der Sechser ziemlich tief steht. Das ist eine interessante Kombination, die aber in der letzten Saison sehr effektiv war, da sie in der Liga nur 19 Gegentore kassiert haben", erklärt Nicholls. Der Experte würde die Kopenhagener unter Chefcoach Jess Thorup "als effektiv, aber nicht immer spektakulär" bezeichnen. "Eine Herangehensweise, die zwar Ergebnisse bringt, aber nicht immer besonders unterhaltsam ist."

Jess Thorup
Jess Thorup, Chefcoach des FCK / BSR Agency/GettyImages

Zum Saisonstart hat der FCK bislang Licht und Schatten gezeigt. Nach acht Spieltagen steht der Top-Favorit der dänischen Liga auf einem ungewohnten sechsten Platz - Tabellenführer Nordsjaelland ist bereits sieben Punkte voraus. "Kopenhagen gewann zum Beispiel das Derby [gegen Brøndby] mit 4:1, bevor sie zu Hause gegen Randers verloren. Auf fast jede gute Leistung folgte eine schwache", verrät Nicholls. Highlights waren hingegen die Spiele in der Champions-League-Qualifikation gegen Trabzonspor, "wo man in beiden Partien auf einem sehr hohen Niveau spielte und verdient in die Gruppenphase einzog", wie der Experte bestätigte.

FC Kopenhagen in der ungewohnten Underdog-Rolle

"Es ist auch erwähnenswert, dass der FCK in der Heimat meist als Favorit in ein Spiel geht, während in der CL genau das Gegenteil der Fall sein wird", so Nicholls, der das aber nicht als Nachteil sieht: "Ich persönlich denke, dass ihnen das entgegenkommt, da sie viele Spieler haben, die die Herausforderung der Champions League zu lieben scheinen."

Als ein Schlüsselspieler gilt Torhüter Mat Ryan, der den verletzten Kamil Grabara vertritt. "Er macht im Tor eine gute Figur", lobt Nicholls, der weitere wichtige Akteure aufzählt: "Das erfahrene Mittelfeldduo Zeca und Rasmus Falk ist ruhig, resistent gegen Pressing und kann das Spiel diktieren. Andreas Cornelius ist nach dem Gewinn der türkischen Liga mit Trabzonspor gerade erst zu seinem Jugendklub zurückgekehrt und könnte ein wirklich wichtiger Spieler sein, da der FCK seit dem Weggang von Jonas Wind nach Wolfsburg im Januar eine erstklassige Nummer Neun vermisst."

Carlos Zeca, Rasmus Falk
Zeca und Falk sind das Herzstück der Dänen / Mark Runnacles/GettyImages

Eine herbe Schwächung ist hingegen der Wechsel von Offensiv-Star Pep Biel, der kurz vor dem Deadline Day zu Olympiakos Piräus gewechselt ist. "Er war letztes Jahr der 'Spieler der Saison' und hat in wichtigen Spielen immer gezeigt, was in ihm steckt", erklärt Nicholls, der jedoch glaubt, dass der FCK die richtigen Nachfolger in den eigenen Reihen hat: "Mit Victor Claesson und dem zurückgekehrten Mo Daramy haben sie zwei Spieler, die die Rolle des Torjägers und Assistgebers übernehmen können. Der Joker ist Roony Bardghji, der 16-jährige Flügelstürmer. Er hat diese Saison noch nicht viel gespielt, ist aber ein unglaubliches Talent, das für Aufsehen sorgen wird, wenn er gegen Dortmund auf dem Platz stehen sollte."

Platz 3 für Kopenhagen möglich

Insgesamt ist die Auslosung für den FC Kopenhagen natürlich eine undankbare. Hinter dem BVB, Man City und FC Sevilla sind die Dänen der klare Außenseiter - ein Weiterkommen ins Achtelfinale ist dementsprechend unrealistisch. "Ich persönlich denke, dass der Qualitätsunterschied zwischen dem FCK und den anderen drei Mannschaften in sechs Spielen fast unüberwindbar ist, aber natürlich habe ich eine gewisse Hoffnung. Ich denke, dass der FCK gegen Sevilla wahrscheinlich die beste Chance hat, ein paar Punkte zu holen", mutmaßt Nicholls.

Die Hoffnung des Experten ist, dass der BVB vor dem Rückspiel gegen Kopenhagen am 6. Spieltag bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist und in der dänischen Hauptstadt nicht mit der besten Mannschaft antritt. "Das könnte die Möglichkeit bieten, Punkte zu ergattern, um den dritten Platz und somit die Europa League zu erreichen."

Die Chancen, dass der FCK direkt zum Champions-League-Auftakt etwas Zählbares aus Dortmund mitnimmt, sind hingegen nicht allzu hoch. "Ich denke, dass in Dortmund alles andere als ein BVB-Sieg unwahrscheinlich ist", weiß auch Nicholls. "Aber ich glaube daran, dass der FCK zu Hause einen Punkt [gegen Dortmund] holt und - mit der Möglichkeit eines B-Teams des BVB - vielleicht sogar alle drei Punkte."


Alles zum BVB bei 90min: