"Kreisliga-Niveau" - Köln wollte Modeste schon loswerden
Von Dominik Hager
Wer gegen Köln gewinnen möchte, der darf die Rechnung nicht mehr ohne Anthony Modeste machen. Dies bekam am vergangenen Wochenende Bayer Leverkusen zu spüren: Nach einer 2:0-Führung sorgte ein Doppelpack des bereits abgeschriebenen Torjägers noch für ein 2:2-Unentschieden. Und auch im DFB-Pokal knipste 'Tony' doppelt.
Besonders bedanken dürfen sich die Kölner bei Steffen Baumgart, der den schlafenden Tor-Riesen wieder erweckt hat.
Beinahe jeder hatte sich damit abgefunden, dass es den alten Anthony Modeste nie wieder zu sehen gibt. In der Saison 2016/17 befand sich der Franzose mit 25 Bundesliga-Saisontoren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Anschluss folgte der folgenschwere Wechsel nach China, wo der Angreifer aber nie glücklich wurde. Danach ging es bereits kurz nach Anbruch der Saison 2018/19 zurück zum FC, der sich zu diesem Zeitpunkt in Liga zwei befand.
10 Tore in 3 Jahren: Kaum einer glaubte an Modeste-Comeback
Allerdings wirkte der Rückkehrer die meiste Zeit nur wie eine schlechte Kopie des früheren Top-Stürmers. In der Aufstiegssaison 2018/19 erzielte Modeste lediglich sechs Treffer, wohingegen es in der darauffolgenden Spielzeit nur noch vier waren. 2020/21 wurde schließlich zur absoluten Seuchen-Saison. Modeste erzielte weder in der Bundesliga noch während seiner Leihe in die Ligue 1 einen Treffer.
In Köln glaubte demnach keiner mehr daran, dass der ständig verletzte und formlose Modeste in der Bundesliga noch mal aufblühen könnte. Demnach hoffte man darauf, den Spieler irgendwie verkaufen und sich sein Gehalt (3,2 Millionen Euro jährlich) sparen zu können. Ein verständlicher Gedankengang, wenn man bedenkt, dass die Corona-Krise auch den FC hart getroffen hat.
Bild-Angaben zufolge wurde Modeste in Köln sogar regelrecht verspottet. Von "Kreisliga-Niveau" soll hinter seinem Rücken die Rede gewesen sein.
Allerdings gab es eben auch genug Gründe, warum es bei Modeste lange Zeit nicht gelaufen ist. Zu nennen wären dabei seine Verletzungen, der Tod seines Vaters und das schlechte Verhältnis zum früheren FC-Coach Markus Gisdol.
Modeste schwärmt von Baumgart: "Haben einen geilen Trainer"
Doch nach dem Abschied von Gisdol hat Modeste die Freude am Fußball wiederentdeckt. Einen ganz besonderen Anteil hat daran der neue Coach Steffen Baumgart. Dieser setzte sich schließlich dafür ein, dass der Stürmer nicht für eine Abfindung vom Hof gejagt wurde. Stattdessen bot er ihm nach seinem Motto "Wer arbeitet, spielt. Wer nicht arbeitet, fliegt" eine neue Perspektive an.
In der Sommerpause rackerte Modeste Bild-Angaben zufolge wie ein Verrückter und brachte zudem gute Stimmung ins Team. Sein Verhältnis zu Baumgart ist inzwischen ausgezeichnet. "Ich lieb' den! Wir haben einen geilen Trainer", äußerte sich der 33-Jährige zuletzt überschwänglich über Baumgart.
Dank der Harmonie zwischen dem neuen Trainer und dem wiedererstarkten Modeste hat der 1. FC Köln endlich wieder den Torjäger im Team, der lange gefehlt hatte. Nach seinen beiden Doppelpacks gegen Leverkusen und im Pokal gegen Stuttgart kommt der Spieler inzwischen wettbewerbsübergreifend auf acht Saisontore.
Damit hat er schon jetzt ein Tor mehr erzielt als die besten Kölner Torjäger im Vorjahr. Dort sorgten Ondrej Duda und Elvis Rexhbecaj mit je sieben Treffern dafür, dass die Geißböcke mit Ach und Krach die Klasse halten konnten.
Während die Bundesliga-Beobachter und insbesondere die FC-Fans langsam, aber sicher wieder dem Modeste-Hype verfallen, bremst Steffen Baumgart die Euphorie und stellt die Mannschaft in den Vordergrund.
"Modeste ist nicht der entscheidende Mann. Entscheidend ist die Mannschaft. Tony hat es dann über die Ziellinie gebracht", erklärte er nach dem Pokal-Erfolg gegen den VfB Stuttgart. Allerdings bringt Modeste eben genau das gewisse Etwas mit, das der Kölner Truppe die so entscheidende Spielfreude und Torgefahr einhaucht.