FC Chelsea: Warum eine Traoré-Verpflichtung keinen Sinn ergibt

Chelsea möchte offenbar Adama Traoré (25) aus Wolverhampton verpflichten
Chelsea möchte offenbar Adama Traoré (25) aus Wolverhampton verpflichten / Chloe Knott - Danehouse/Getty Images
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Chelsea sucht einen weiteren Akteur für die rechte Außenbahn. Achraf Hakimi, das Transferziel Nummer eins der Blues, wechselt aller Voraussicht nach zu Paris Saint-Germain. Alternativ möchte Thomas Tuchel in persona Adama Traoré den Konkurrenzkampf seines Teams weiter ankurbeln. 90min erklärt, warum dieser Ansatz falsch wäre.


Wie der stets gut informierte Telegraph berichtet, möchte Champions-League-Sieger Chelsea Adama Traoré an die Stamford Bridge lotsen. Demnach ist der 25-Jährige vor allem ein Wunschspieler von Trainer Thomas Tuchel.

Zwei oder drei Verstärkungen wären "sehr, sehr gut", verriet Tuchel unlängst im Mediengespräch (via Goal). Veränderungen solle man trotz des Erfolges nie ablehnen. Es sei eine "gute Sache", dass neue Spieler neue Energie liefern, die Leistungen der alten Spieler hinterfragen und sie in jedem Training und Spiel aufs Neue herausfordern.

Aussagen, die erst einmal Sinn ergeben. Genauso wie das Interesse an einem neuen Stürmer. Denn mit Jorginho befindet sich ein defensiver Mittelfeldakteur auf Platz eins der internen Torschützenliste in der Premier League. Mickrige sieben Mal traf der Brasilianer, dicht gefolgt vom offensiven Trio rundum Timo Werner, Mason Mount und Tammy Abraham, die allesamt sechs Treffer bejubelten. Ein wirklicher Knipser blieb aber aus.

Traoré-Transfer: cool aber unnötig

Während eine Verstärkung im Mittelsturm quasi unausweichlich erscheint, haben die Blues auf der rechten Seite eigentlich gar keinen Bedarf. Natürlich wäre ein Transfer von Traoré alleine wegen seines Status' in der Premier League ziemlich cool. Denn wer ist schon schneller, dynamischer und schwieriger zu stoppen als das mit Babyöl eingeriebene Muskelpaket? Wirklich gebrauchen kann Tuchel den spanischen Nationalspieler trotzdem nicht.

Jedenfalls nicht, wenn man den weiteren Worten des deutschen Übungsleiters horcht: "Es ist auch unser Job, uns immer weiter zu verbessern, weil wir noch einen jungen Kader haben und es nicht darum geht, ihnen die Chance zu stehlen, noch einmal zu beweisen, dass sie wachsen und sich weiterentwickeln können." (via Sunday World)

Ein teurer Transfer von Traoré würde aber genau dazu führen. 30 Millionen Euro für einen Mann auszugeben, der zwar laufen kann wie kein Zweiter, ansonsten aber nur selten das Tor trifft, wäre ein fataler Fehler. Denn Traoré, der in der abgelaufenen Saison lediglich drei Tore und drei Assists in 41 Pflichtspielen für die Wolverhampton Wanderers beisteuerte, wäre sicherlich kein Stammspieler unter Tuchel.

Platz da für Livramento!

Natürlich könnte er eine Rolle in der offensiven Dreierkette der Blues einnehmen, oder aber als Ersatz für Rechtsverteidiger Reece James in die Bresche springen. Den Großteil der Spiele würde Traoré aber gewiss von der Bank verfolgen. Traoré würde somit den Weg eines aufstrebenden Youngsters versperren: den Weg von Tino Livramento.

Tino Livramento trainierte zuletzt mit den Chelsea-Profis
Tino Livramento (18) trainierte zuletzt mit den Profis / Harry Trump/Getty Images

Der 18-Jährige blickt auf eine herausragende Saison in der Jugend des Klubs. Bei der U23 stach Livramento den Verantwortlichen so stark ins Auge, dass er sogar an Spieltag 35 und 36 gegen Man City und Arsenal auf der Bank der Profis Platz nahm und entsprechend auch mit ihnen trainierte. Natürlich ist der Jungspund noch nicht bereit, eine gesamte Premier-League-Saison im Alleingang zu absolvieren. Als Unterstützung des ebenfalls jungen James (vor allem im Carabao Cup) reicht es aber allemal.

Ähnlich sieht das Ganze bei Dujon Sterling aus. Der 21-Jährige befindet sich seit 2007 in der Jugend seines Heimatklubs und wartet nur darauf, nach seinem Profidebüt im Jahr 2017 endlich wieder für die Profis zu kicken. Ein Adama Traoré würde seiner Hoffnung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen.

Leichte Lücken intern schließen

Anstatt der eigenen Jugendakademie zu vertrauen, gab man bei Chelsea in der Vergangenheit zu häufig zu viel Geld für Randspieler des Kaders aus. Obwohl Spieler wie Nathaniel Chalobah und Nathan Aké während der Titelsaison 2016/17 eine Rolle im Kader spielten, hat man sie verkauft und zugunsten teurerer und häufig ineffektiverer Spieler ersetzt.

Dabei sieht man bei Chelsea aktuell hervorragend, welchen Einfluss Spieler aus den eigenen Reihen anrichten können. Mason Mount, Reece James, Andreas Christensen und auch Callum Hudson-Odoi sowie Billy Gilmour, Tino Anjorin und Tammy Abraham stammen allesamt aus der Jugend der Blues!

Jeder von ihnen steuerte bereits zum Erfolg der Profimannschaft bei. Auch Livramento könnte sich bald zu ihnen gesellen, sofern Chelsea (und vor allem Tuchel) die Finger von einer teuren Verpflichtung Traorés lassen. Das klare Credo an Chelsea: Leichte Lücken intern schließen.