FC Bayern buhlt um Dumfries: Kann der Oranje-Star die größte Kader-Lücke schließen?
Von Marc Knieper
Julian Nagelsmann möchte einen offensivdenkenden Rechtsverteidiger. Die Auswahl ist wegen des Münchener Sparkurses eher begrenzt. Verschiedene Spekulationen rund um eine Verpflichtung von Denzel Dumfries intensivieren sich. Doch kann der Oranje-Star die Lücke des FC Bayern überhaupt schließen?
"Bei uns sind in diesem Sommer keine großen Transfers mehr möglich", bestätigte Präsident Herbert Hainer unlängst in einem Interview auf der vereinseigenen Website. Der Transfer von Dayot Upamecano aus Leipzig ist längst eingetütet. 42,5 Millionen Euro fließen an die Roten Bullen. Ab sofort möchte man an der Säbener Straße sparen. Die Corona-Pandemie schleicht auch in München nicht spurlos vorbei.
Eine Alternative für die rechte Verteidigerseite wünscht sich Julian Nagelsmann dennoch. Diesen Wunsch hat der Neu-Coach des deutschen Rekordmeisters laut übereinstimmenden Medienberichten bereits vereinsintern hinterlegt. Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic ist angeblich fündig geworden.
Bayern buhlt um Dumfries
Bereits Anfang Juni berichtete Eindhovens Dagblad vom Interesse "mehrerer Klubs" am rechten Verteidiger Denzel Dumfries von der PSV Eindhoven. Verschiedenste Medien - darunter spox - vermuteten, dass sich im Interessentenkreis auch der FC Bayern tummele. Mittlerweile bestätigt Sky, dass Bayern-Boss 'Brazzo' tatsächlich Kontakt zu Dumfries' Berater Mino Raiola aufgenommen habe.
Konkretere Verhandlungen würden aber erst nach dem EM-Aus der holländischen Nationalmannschaft folgen. Dumfries, der bei der Oranje in den letzten drei Spielen sogar als rechter Mittelfeldspieler startete, feierte einen super Einstand in das Turnier. Der 25-Jährige markierte beim imposanten 3:2-Auftaktsieg gegen die Ukraine den Siegtreffer seines Teams per Kopf.
Nun möchte er sich weiter voll und ganz auf seine Aufgabe mit der Nationalmannschaft konzentrieren, ehe er sich Gedanken um seine Zukunft macht. Spielt Dumfries auch in den kommenden Turnierspielen einen solch starken Fußball, wird die finanzstarke Konkurrenz keineswegs abweichen. Neben den Bayern buhlt nämlich auch Everton um die Dienste des bis 2023 an Eindhoven gebundenen und etwa 15 Millionen Euro teuren Rechtsverteidigers.
Kann Dumfries Bayerns RV-Problem lösen?
Fakt ist: Bayern hat ein Rechtsverteidiger-Problem. Die Verpflichtung von Bouna Sarr im vergangenen Sommer hat sich bisher alles andere als bezahlt gemacht. Somit ist Benjamin Pavard aktuell der einzige etatmäßige Rechtsverteidiger des Klubs. Problematisch ist auch beim Franzosen, dass er keinesfalls offensiv denkt. Nagelsmann sucht das Pendant zu Alphonso Davies für die rechte Seite.
Da kommt Dumfries gerade richtig. Der pfeilschnelle und athletische Rechtsverteidiger zeichnet sich nicht nur in der Defensive mit starken Leistungen aus, sondern sucht auch immer wieder den Zug zum Tor. National-Coach Frank de Boer hat diese Attribute unlängst erkannt und stellt seinen Schützling deshalb gerne als offensiv ausgerichteten Rechtsverteidiger in einer Dreierkette auf.
Ein Spielstil, den Nagelsmann in Leipzig längst salonfähig machte und auch bei den Bayern durchsetzen möchte. Für die rechte Außenbahn kommt Pavard wegen seines Defensivfokus' nicht in Frage. Dumfries wäre die perfekte, weil kostengünstigste Ergänzung. Eine gute EM würde seinen Rücken stärken und einen potenziellen Abgang gen Isar weiter bekräftigen. Allerdings dürfte jeder starke Auftritt auch die Ablöse nicht geringer werden lassen.
Dumfries' Leistungsdaten pro Verein
- PSV Eindhoven: 124 Spiele, 16 Tore, 20 Assists
- Sparta Rotterdam: 72 Spiele, 2 Tore, 5 Assists
- SC Heerenveen: 37 Spiele, 4 Tore, 8 Assists
- Sparta II: 14 Spiele
- Sparta U19: 1 Spiel
Während Pavard, Upamecano und Lucas Hernandez in einer Dreierkette auflaufen würden, könnten Dumfries und Davies die Außenbahnen übernehmen und dabei je nach Spielsituation defensiv bzw. offensiv Akzente setzen - der typische Job des neuartigen Außenverteidigers eben. Auf der Sechs wäre somit Platz für Joshua Kimmich in seinem gewohnten Terrain. Das Mittelfeld-Ass müsste nicht, wie etwa bei der DFB-Elf, mangels Personal als rechter Außenverteidiger auflaufen.
Ob Dumfries aber wirklich das Zeug zum Münchener Stammspieler hätte und eben nicht als 1-A-Back-up auf der Bank sitzen würde, wird sich auch in den nächsten (EM-)Wochen zeigen. Die Bayern sollten auf jeden Fall dranbleiben.