FC Bayern schon im Halbfinale? Weshalb das Champions-League-Duell gegen Barça schwer einzuschätzen ist

Für den FC Bayern ist ein Sieg über den FC Barcelona keine Selbstverständlichkeit
Für den FC Bayern ist ein Sieg über den FC Barcelona keine Selbstverständlichkeit / Matthias Hangst/Getty Images
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Das Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona ist eine unangenehme Aufgabe. Nicht nur wegen Lionel Messi, sondern weil der FC Bayern vergleichsweise selten auf die Blaugrana trifft. Das macht die Partie am Freitagabend (21 Uhr) nur schwer vorhersehbar.

Texte in Form eines Blogeintrags verfasse ich extrem selten. Vor dem dritten Viertelfinal-Spiel der Champions League ist es aber wieder soweit. Der FC Bayern trifft auf den FC Barcelona, zwei Giganten des europäischen Fußballs messen sich im Estadio da Luz. Nicht wenige sehen die Bayern in der Favoritenrolle, siegessicher haben sich die letzten Tage aber nicht angefühlt. Der gekürzte Modus und der Auftritt von Lionel Messi beim 3:1-Sieg über die SSC Neapel lassen mich grübeln.

Was Hoffnung macht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Bayern unter Hansi Flick auftreten. Es passt einfach alles - angefangen von der Aufstellung und der Einstellung der stets konzentrierten Spieler über die Abläufe mit und ohne Ball bis hin zur Genalität eines Thiago, Robert Lewandowski oder Thomas Müller. Außerdem trifft Bayern auf das schwächste Barça seit 2013 - die bislang titellose Saison des spanischen Vizemeisters sollte also Mut machen.

X-Faktor Messi und ein Blick in die Vergangenheit: Prügel austeilen oder einstecken

Und doch spielt eine große Portion Ungewissheit mit. Einerseits, weil Barça mit Lionel Messi den mit Abstand besten Fußballer der Welt in seinen Reihen zu schätzen weiß, andererseits, weil beide Mannschaften unregelmäßig gegeneinander antreten. Heißt das Los Real Madrid, weiß man genau, dass zwei enge und spannende Spiele auf einen warten, gegen Barça heißt es dagegen: Fressen oder gefressen werden.

Das 0:4 in Barcelona war eine der dunkelsten Stunden in der Champions-League-Historie des FC Bayern
Das 0:4 in Barcelona war eine der dunkelsten Stunden in der Champions-League-Historie des FC Bayern / Jasper Juinen/Getty Images

Man erinnere an das Viertelfinale 2009, als Pep Guardiolas Elf die von Jürgen Klinsmann trainierten Bayern im Camp Nou schwindelig spielte und hochverdient mit 4:0 vom Platz ging, während Udo Lattek laut Karl-Heinz Rummenigge schon in der Halbzeitpause in Tränen ausgebrochen war. Oder als die Münchner 2015 in der Schlussviertelstunde des Halbfinal-Hinspiels auseinanderbrachen und 0:3 verloren. Barça musste sich in den letzten drei K.o.-Duellen hingegen nur einmal geschlagen geben - doch das gleich mit 0:4 und 0:3.

Nuancen entscheiden über Sieg oder Niederlage

Auch, dass es kein Rückspiel mehr gibt, spricht eher für Barça als für Bayern. Über zwei Begegnungen sind die Münchner kaum zu schlagen, in einem Spiel ist jedoch alles möglich - und wenn Messi wie gegen Napoli wieder eine Zaubershow hinlegt, werden David Alaba und Alphonso Davies erhebliche Probleme bekommen.

Kann Lionel Messi die Blaugrana ins Halbfinale führen?
Kann Lionel Messi die Blaugrana ins Halbfinale führen? / David Ramos/Getty Images

Vor der Corona-Pause waren die Bayern in meinen Augen der klare Favorit auf den Titel. In der aktuellen Konstellation ist es aber ebenso vorstellbar, dass schon im Viertelfinale Schluss ist. Ein schwacher Tag, gar eine schlechte Phase innerhalb des Spiels, und schon kann der Traum platzen. Darüber hinaus ist nicht Barcelona, sondern Manchester City in einem möglichen Halbfinale die größere Bedrohung. Unter Guardiola spielen die Skyblues Fußball am Rande der Perfektion, und kaum einer kennt den deutschen Rekordmeister so gut wie Guardiola selbst. Er weiß, was es braucht, um seinen Ex-Klub zu schlagen.

Jetzt schon über das Halbfinale zu reden, wäre aber vermessen. Die Konzentration liegt einzig und allein auf Barça. Gelingt es dem Flickschen Abwehrbollwerk, Messi & Co. vom Strafraum fernzuhalten, steigt mit jeder Minute die Chance auf den Sieg. Spielt Lewandowski dann noch so brillant wie gegen Chelsea, ist alles möglich. Doch nicht zu wissen, was einen erwartet, macht die verbliebenen Stunden bis zum Anstoß unerträglich.