Von der Zehn in die Abwehr: Die Evolution von Sülinho

Niklas Süle ist bei den Bayern auf dem Vormarsch
Niklas Süle ist bei den Bayern auf dem Vormarsch / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Auf den ersten Blick gibt Niklas Süle das typische Bild eines beinharten, grobschlächtigen Innenverteidigers ab. Mit seiner Größe und seinem breit gebauten Körper wirkt der Abwehrspieler wie eine Mauer in der Abwehrreihe. Der Ex-Hoffenheimer hat jedoch auch noch eine andere Seite, die zwar immer wieder zum Vorschein kommt, den Zuschauer aber trotzdem stets aufs Neue überrascht.


Niklas Süle hat weitaus mehr zu bieten als Kopfballstärke und ein gutes Zweikampfverhalten. Trotz seiner hünenhaften Figur tritt der Bayern-Star immer wieder auch als trickreicher Ballkünstler auf. Sein Spitzname "Sülinho" kommt ja schließlich nicht von ungefähr. Dieser stammt genau genommen aus dem Vorjahr, als Süle als Rechtsverteidiger anfing, an der Seitenlinie mit Hackentricks und Übersteigern rumzutricksen.

Tatsächlich ist Süle ein sehr ballgewandter Spieler, der seine Fähigkeiten künftig noch mehr in den Spielaufbau miteinfließen lassen soll. "Er hat immer noch das Zehner-Gen in sich. Das muss er mit dem Ball mehr zeigen, das werde ich aus ihm rauskitzeln", versprach Nagelsmann gegenüber der BILD.

Bayerns Co-Trainer schob Süle von der Zehn nach hinten

Julian Nagelsmann, Xaver Zembrod
Nagelsmann und Zembrod kennen Süle schon seit der Jugend / Alexandra Beier/Getty Images

Kaum einer weiß, dass Niklas Süle in seiner frühen Jugend tatsächlich als Zehner auf dem Platz stand. Generell gibt es ja auch nicht viele Zehner, die 1,95 Meter groß und fast 100 Kilogramm schwer sind.

"Er war bei Eintracht Frankfurt ein Zehner und wurde von meinem (heutigen) Co-Trainer Xaver Zembrod sukzessive nach hinten gezogen von der Sechs zum Innenverteidiger. Da hat er sicherlich auch mal gedacht: Was machen die zwei Idioten mit mir", wird Nagelsmann von der BILD zitiert.

Für Süle ging es kurze Zeit später nach Hoffenheim, wo sich seine Wege erstmals mit Nagelsmann und ein weiteres Mal mit Zembrod kreuzten. Die beiden trainierten zu der Zeit die U17 der TSG, wobei damals noch Zembrod als Cheftrainer fungierte. Für beide Seiten ist es durchaus ein Vorteil, dass Spieler und Trainer sich gegenseitig schon lange kennen.

"Ich weiß, wo seine Potenziale sind und was er für Baustellen hat und hatte. Ich maße mir an, einen gewissen Draht zu ihm zu haben und ihn kitzeln zu können. Niki hat immer noch Potenziale", ist Nagelsmann überzeugt.

Nagelsmann prophezeit weitere Entwicklung: "Er hat noch unheimlich viele Schritte vor sich"

Bislang scheint es dem vertrauten Trainerteam perfekt zu gelingen, Süle in die richtigen Bahnen zu schieben. Der Innenverteidiger präsentiert sich derzeit sehr stark und wirkt voll austrainiert. Noch im Vorjahr gab es einige Klagen über die Fitness und die Arbeitsmoral des Spielers, was beinahe schon sein Aus in München hätte sein können. All das ist aber zumindest Stand heute Schnee von gestern.

"Niki nimmt eine gute Entwicklung, macht das professionell - auch das Drumherum", lobte ihn Nagelsmann. Allerdings ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen und der Bayern-Coach ist sich sicher, dass er noch viel, viel mehr drauf hat.

"Er hat immer noch unheimlich viele Schritte vor sich, so dass man Niki in drei, vier Monaten nicht mehr erkennt, im Vergleich zu dem, wie er vor einem halben Jahr war. Er ist ein herausragender Fußballer", schwärmte er.

Wir dürfen gespannt sein, in welcher Rolle wir Niklas Süle demnächst erleben. Zunächst besteht durchaus die Chance, dass wir wieder einen tricksenden Süle auf der Rechtsverteidiger-Position bestaunen dürfen. Benjamin Pavard ist schließlich nach seiner Roten Karte gegen Fürth für zwei Bundesligaspiele raus. Doch auch langfristig wäre es eigentlich schade, wenn der "herausragende Fußballer" auf der Bank hinter Upamecano und Hernández versauert. Seine fußballerischen Qualitäten dürften durchaus auch noch andere Türen öffnen können.