Leroy Sané: Mit Leidenschaft und Mentalität aus der Krise
Von Dominik Hager
Für Leroy Sané verlief der Saisonstart bei den Bayern einfach nur bitter. Der Außenstürmer fand absolut nicht zu seinem Spiel, hatte Pech im Abschluss und verhaspelte sich ein ums andere Mal. Der bittere Tiefpunkt der Sané-Krise war zweifelsfrei das Heimspiel gegen den 1.FC Köln, als einzig und alleine die Auswechslung des Spielers beklatscht wurde. Zuvor bekam Sané die wütenden Pfiffe der Fans zu spüren.
Selbst für einen hochveranlagten Spieler wie Leroy Sané ist es gar nicht so einfach, mit einem derartigen Formtief klar zu kommen. Spielertypen wie der Ex-Schalker brauchen das Vertrauen der anderen und vor allem von sich selbst, um die PS auf den Platz zu bringen. Ist das Selbstvertrauen dann aber völlig weg, misslingt jedes Dribbling, jeder Abschluss und häufig auch schon der einfache Pass zum Nebenmann.
Die Fans haben für eine solche Situation häufig nur bedingt Verständnis. Schließlich gehört der 26-Jährige zu den Top-Verdienern und steht als Bayern-Profi auf der Sonnenseite des Lebens. Liefert ein solch teurer und gut bezahlter Spieler nicht ab, kippt das Verhältnis zwischen Fußballer und Fans.
Dies trägt aber natürlich nicht dazu bei, dass der Offensivspieler das Selbstvertrauen zurückgewinnt, dass er für seine Aktionen benötigt.
Inzwischen ist das Köln-Spiel jedoch zweieinhalb Wochen her und die Situation sieht bereits wieder ganz anders aus. Sehr hilfreich für den Spieler war sicherlich die absolute öffentliche Rückendeckung vonseiten der Klub-Verantwortlichen und der Mitspieler. Kritische Worte waren in den letzten Wochen dagegen kaum zu hören. Manchmal wissen die Bayern dann eben doch ganz gut, welchen Ton sie Treffen müssen. Gleiches gilt für DFB-Coach Hansi Flick, der ebenfalls fest an die Qualitäten des 25-Jährigen glaubt.
Kampfgeist und Defensivarbeit: Sané wird wieder von den Fans gefeiert
Allerdings hat auch der Spieler selbst genau die richtigen Maßnahmen ergriffen, um sich aus der vielleicht größten sportlichen Krise seiner Laufbahn zu befreien. In den letzten Partien fiel der Bayern-Star und Nationalspieler vor allem mit seinem unbedingten Willen auf. Sané kämpfte, rackerte und gewann zahlreiche Zweikämpfe in der eigenen Hälfte.
Beim 6:0-Länderspielsieg gegen Armenien war der Außenbahnspieler an keinem der Tore beteiligt. Trotzdem bekam er von den Fans bei seiner Auswechslung Standing Ovations.
Sané hat es geschafft, die Mehrheit der Anhänger wieder hinter sich zu bringen, weil er auf dem Platz Gas gibt, für das Team arbeitet und wieder Spielfreude versprüht. Letztlich ist genau das der richtige Weg, um sich Schritt für Schritt zurück zu kämpfen. Wenn es mit Toren und entscheidenden Szenen noch nicht so recht klappen will, muss eben die Mentalität und der Einsatz stimmen.
Genau das, was am Spieler früher kritisiert wurde, hat sich in den letzten Partien zur größten Trumpfkarte des Akteurs entwickelt. Die Erfolgserlebnisse kommen dann schließlich irgendwann von ganz alleine. Die beiden Treffer gegen Liechtenstein und den Bremer SV dürften dabei nur der Anfang sein.
Dank seines Einsatzes konnte der Bayern-Profi das Blatt (vorerst) wenden und das Publikum für sich zurückgewinnen. Dies wird er auch in der Allianz Arena noch deutlicher zu spüren bekommen. Lange dürfte es dann auch nicht mehr dauern, bis Sané das Vertrauen in sich selbst zurück hat und wieder mit reihenweise gelungenen Dribblings, Toren und Vorlagen glänzt.
Kommt Sané stärker zurück? Reifungsprozess klar erkennbar
Doch der Bayern-Star hat auch etwas anderes richtig gemacht. Während einige Spieler in Krisen gerne zu den Medien rennen und sich beschweren, wie unfair und ungerecht denn alles sei, hat sich der 25-Jährige in der Öffentlichkeit zurückgehalten und sich auf die wesentlichen Dinge konzentriert. Genau dieser Ansatz war in seiner Lage der absolut richtige Weg.
Womöglich hatte das Tief dann sogar etwas Gutes. Sané dürfte schließlich gelernt haben, dass sich manche Dinge nur über Kampf und Leidenschaft lösen lassen und Talent alleine oft nicht reicht. Die Chancen stehen demnach nicht schlecht, dass wir bereits in dieser Saison einen Sané sehen, der für die Bayern den Unterschied ausmachen kann.