Schritt für Schritt zum neuen Bayern-Fußball: Nagelsmann verfeinert Flick-System

Julian Nagelsmann beginnt bei den Bayern mit ersten taktik-Änderungen
Julian Nagelsmann beginnt bei den Bayern mit ersten taktik-Änderungen / Quality Sport Images/Getty Images
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Die Symbiose zwischen Julian Nagelsmann und den Bayern scheint schon jetzt perfekt zu stimmen. Nach einer nicht ideal verlaufenden Vorbereitung und einem Wackelstart gegen Gladbach überzeugten die Bayern in den letzten Wochen regelmäßig. Dies liegt auch daran, dass Julian Nagelsmann in seiner Anfangszeit nach der Devise "weniger ist mehr" gehandelt hat.


Manchmal ist es auch ein Qualitätsmerkmal eines Trainers, wenn er sich ein wenig zurückhält, auf alte Dinge vertraut und seine Ideen erst nach und nach einbringt.

Julian Nagelsmann war klug genug, um zu merken, dass es keinen Sinn ergibt, den FC Bayern von jetzt auf gleich auf den Kopf zu stellen. Stattdessen nutzte er die gute Basis, die Hansi Flick geschaffen hat und erleichterte den müden EM-Stars den Einstieg erheblich.

Sein zuvor bevorzugtes System mit Dreierkette fand demnach zunächst auch keine Verwendung. Stattdessen agierte Nagelsmann im klassischen 4-2-3-1-System und behielt auch die hoch stehende Grundordnung und das aggressive Pressing als Stil-Merkmal bei.

Dreierkette statt 4-2-3-1: Nagelsmann beginnt zu experimentieren

Inzwischen merkt man aber doch, dass Julian Nagelsmann an einigen Schrauben dreht und nach und nach verschiedene Dinge testet. Bereits in den letzten Wochen fiel auf, dass Nagelsmann einen Leroy Sané eher zentral einsetzte und dafür Alphonso Davies dem Spiel die Breite gab.

Die weitreichendsten taktischen Veränderungen bekamen wir am Freitag in Fürth zu sehen. Nagelsmann stellte eine Dreierkette - bestehend aus Upamecano, Süle und Hernández - auf und ließ Davies und überraschenderweise auch Pavard als Schienenspieler auflaufen. Dies sorgte dafür, dass Sané im linken offensiven Mittelfeld und Müller im rechten offensiven Mittelfeld agierten und ihre Rollen zentral interpretieren konnten.

Auffällig war auch, dass Leon Goretzka sehr offensiv presste und lediglich Kimmich aus dem Mittelfeld ein wenig tiefer anlief. Das Rezept bewehrte sich, sodass auch Pavards Platzverweis die Münchner zu keiner Zeit in Verlegenheit brachte.

FC Bayern auf Suche nach Perfektion: Müller und Kimmich sehen etwas Luft nach oben

Ganz zufrieden zeigen sich die Münchner mit der derzeitigen Performance aber noch nicht. Nagelsmann ärgerte sich nach dem Spiel über den Platzverweis von Pavard, der ihn erneut zum Umstellen zwingt.

Thomas Müller monierte zudem, dass man noch "flüssiger spielen könnte". Der perfektionistisch veranlagte Kimmich stimmte seinen Kollegen zu. "Momentan sind wir gut drauf, aber wir haben nicht alle Spiele souverän gewonnen", wird er vom kicker zitiert. Alles in allem ist das jedoch Meckern auf hohem Niveau, was auch die Bayern-Stars wissen.

Der von vielen Konkurrenten erhoffte Stotterstart hat es aber zweifelsfrei vorerst nicht über einen Spieltag hinaus geschafft. Die Bayern sind das Maß aller Dinge und scheinen auch mit Julian Nagelsmann einen Coach gefunden zu haben, der alles aus der Truppe herausholen kann.