Neuer vs. Nagelsmann: So sind die Lager beim FC Bayern verteilt

Zwischen Nagelsmann und Neuer kriselt es
Zwischen Nagelsmann und Neuer kriselt es / Alexander Hassenstein/GettyImages
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Wenn Fußball-Deutschland mehr über das Duell Neuer gegen Nagelsmann als über Bayern gegen Paris spricht, kann man erahnen, dass der Baum in München mal wieder gehörig brennt. Das Interview von Manuel Neuer hat nicht nur die Bayern-Bosse, sondern vor allem auch Trainer Julian Nagelsmann erzürnt. Dieser ließ zuletzt mitunter die Kapitänsfrage offen. Im sich andeutenden Machtkampf haben aber beide Seiten ihre Verbündeten.


Hasan Salihamidzic, Oliver Kahn und Herbert Hainer stellten sich nach dem Neuer-Interview hinter Julian Nagelsmann und zeigten sich enttäuscht vom Bayern-Kapitän. Die Bosse hat Nagelsmann also auf seiner Seite, was ihm in der aktuellen Situation natürlich hilft.

Dies gilt aber nicht unbedingt für Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Der frühere Kaderplaner war bereits bei Neuers Verpflichtung die zentrale Figur und hat sich dabei gegen einige Widerstände durchgeboxt. Hoeneß sprach sich im Sport1-'Doppelpass' auch klar dafür aus, dass Neuer sein komplettes Gehalt auch während der Verletzung erhält, wohingegen die neuen Bosse erst Gespräche führen wollten. Laut Sportbild stehe Hoeneß "wie eine Vaterfigur" hinter Neuer, wohingegen er im Klub als Nagelsmann-Skeptiker gilt. Zwar hat Hoeneß nicht mehr direkt das Sagen, jedoch sollte man den Mann vom Tegernsee nicht unterschätzen.

Noch wichtiger ist für Nagelsmann und Neuer jedoch, wie sich das Team positioniert. Klare Feinde scheinen auf den ersten Blick beide nicht zu haben. Klar ist laut BILD-Bericht, dass Sven Ulreich weiterhin treu zu Manuel Neuer steht. Der Ersatzkeeper hatte auch stets einen sehr guten Draht zu Tapalovic und soll nicht begeistert von dessen Entlassung sein. Es ist jedoch anzunehmen, dass das Wort von Ulreich intern nicht so viel Gewicht hat. Dies sieht bei anderen Spielern, wie Müller und Kimmich selbstredend schon anders aus.

Gräben zwischen Neuer und Nagelsmann: Kimmich der heimliche Kapitän

Joshua Kimmich soll bereits vor der Neuer-Verletzung der heimliche Kapitän und Ansprechpartner Nummer eins von Nagelsmann gewesen sein. Das Verhältnis zu Neuer war aber nicht nur dadurch gestört. Der Bayern-Coach soll in Tapalovic eine Art Maulwurf vermutet haben, was sich selbstredend auch negativ auf das Vertrauensverhältnis mit Neuer ausgewirkt hat.

Es ist zu erwarten, dass sich die Macht von Kimmich weiter zementiert. Der Coach soll dem Mittelfeldspieler sogar im Urlaub einen Kurzbesuch abgestattet haben, um taktische Dinge zu besprechen. BILD-Angaben zufolge sorgt die Nähe zwischen Nagelsmann und Kimmich in der Mannschaft für Unmut und Diskussionen. Das Verhältnis zwischen Kimmich und Neuer soll laut Sport1-Angaben allerdings weiterhin in Takt sein. Eine Hierarchie-Debatte haben dem Bericht zufolge beide nicht geführt. Gleiches gilt auch in Bezug auf Thomas Müller, der sich eher neutral und relaxed zur Thematik geäußert hat. Leon Goretzka zeigte jüngst nach dem Wolfsburg-Spiel Verständnis für die Enttäuschung Neuers und erklärte, dass auch andere über die Tapalovic-Entlassung traurig seien. Bis jetzt hat sich noch kein Profi klar von Neuer oder Nagelsmann distanziert. Vielmehr wird versucht, zumindest nach außen eine neutrale Meinung kundzutun.

Den Rückhalt vieler Fans hat Neuer hingegen verloren. Der Keeper wurde ja schon bei seinem Wechsel zum FC Bayern im Jahr 2011 mit Koan-Neuer-Plakaten begrüßt. Nun muss er aufpassen, dass er nicht mit ähnlichen Plakaten verabschiedet wird. Es gibt jedoch auch treue Neuer-Anhänger, die bedingungslos hinter ihm stehen. Nagelsmann hingegen wird zwar von so manchen Anhänger kritisch gesehen, bekam in der Neuer-Angelegenheit aber viel Zuspruch.

Finden Neuer und Nagelsmann noch zusammen?

Ob es aber wirklich zu einem Machtkampf zwischen Neuer und Nagelsmann kommen wird, müssen die nächsten Wochen und Monate zeigen. Je nach Performance der Bayern könnte das Pendel in beide Richtungen kippen. Genauso ist möglich, dass sich die Beteiligten wieder zusammenraufen. Man darf nicht vergessen, dass Neuer in seinem Interview niemanden persönlich angegriffen hat. Ein bisschen grostek ist zudem die Tatsache, dass nach der Tapalovic-Entlassung ganz Fußball-Deutschland von einem heftigen Schlag für Neuer gesprochen hat und jetzt auf den Keeper losgeht, nachdem dieser das sozusgen bestätigt hat. Demnach ist auch anzuzweifeln, ob die Situation so dramatisch ist, dass Neuer nie wieder unter Nagelsmann im Tor stehen wird.


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