FC Bayern Fanfreundschaft: Mit diesen Anhängern können die Münchner besonders gut

Die Bayern-Ultras führen seit 50 Jahren Fan-Freundschaften
Die Bayern-Ultras führen seit 50 Jahren Fan-Freundschaften / JOHN MACDOUGALL/GettyImages
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Der FC Bayern ist im Allgemeinen nicht gerade der beliebteste Klub der Liga, was zum einen an den Erfolgen und zum anderen an einer gewissen Selbstgefälligkeit liegt, die man auch den Anhängern des Klubs gerne nachsagt. Die Münchner Fans haben aber in der Vergangenheit wie auch heute gezeigt, dass ihnen eine gute Beziehung zu anderen Fußballfans durchaus etwas wert ist und erhalten eine inzwischen 50 Jahre andauernde Tradition an Fanfreundschaften.


Zwischen den Fan-Lagern der unterschiedlichen Teams herrscht normalerweise Eiszeit, wenn nicht gerade Beledigungen und Anfeindungen ausgetauscht werden. Manche Fan-Lager zeigen jedoch, dass es auch anders geht und haben Freundschaft zu den Anhängern anderer Klubs geschlossen.

Die Bayern-Fans sind in Sachen Fanfreundschaft gewissermaßen Vorreiter und blicken auf eine der ältesten Vereinigungen Deutschlands zurück. Bereits im Jahr 1972 haben die Bayern-Fans zwei der ältesten Fanfreundschaften Deutschlands mitbegründet. Die Motivation dahinter lautete, dass Pfeifen und Stänkern jeder könne, Freundschaften aber etwas Wertvolles seien und auf Dauer mehr Spaß bringen. Demnach vereinten sich die Anhänger von Bayern, Bochum und Berlin. Die Fans der drei Vereine hielten wie gute Freunde zusammen und beschützten sich im Ernstfall auch bei Attacken anderer Fangruppierungen.

Aktuell gibt es vier Fanfreundschaften, die von Bayern-Fans gepflegt werden. Bayern-Anhänger und Autor Falk Diehl hat die Geschichten der Fanfreundschaften bei fanpoint-München.de genauer erklärt.

1. VfL Bochum

Begründer: Südkurve 73 & Bochumer Jungen

Die Fanfreundschaft mit dem VfL Bochum stammt aus dem Jahr 1973. Damals wurden einige Bayern-Fans nach dem Spiel von einem Mob Bochumer attackiert. Gründungsmitglied Ralf Wolf erinnert sich noch genau an die Szenen. "Wir sahen den Angriff auf die Bayern, gingen kurzerhand dazwischen und haben für Ruhe gesorgt", erklärte er. Anschließend zogen Bochum- und Bayern-Fans weiter zur Fanclub-Kneipe der "Bochumer Jungen", wo ausgelassen gesungen und gefeiert wurde.

Daraufhin wurden die Bochumer von den HSV-Fans, mit denen man bis dato befreundet war, vor die Wahl gestellt: Entweder die Freundschaft mit den Münchnern oder jene mit den Hamburgern müsse beendet werden. Die VfL-Anhänger ließen sich nicht erpressen und entschieden sich für den FCB. In den 80er-Jahren entwickelten sich einige weitere Freundschaften zwischen Bayern- und Bochum-Anhänger, wie beispielsweise jene der Red Angels und Bochum-Ost. Später freundete sich auch die Schickeria München mit den Ultras Bochum an. Zum 20. Geburtstag der Ultras Bochum zeigte die Münchner Südkurve sogar eine Choreo, um zu gratulieren.

2. Hertha BSC

Begründer: Südkurve 73 & Hertha Frösche

Im Jahr 1972 entstand zwischen den Bayern-Fans und den Herthanern eine bis heute andauernde Freundschaft. Als Meilenstein für die Freundschaft gilt der 30. September 1972. Nach dem 4:0-Sieg im Münchner Olympiastadion der Bayern kam es zu einem Platzsturm. Allerdings rannten nicht nur die jubelnden Bayern-Fans, sondern auch zahlreiche Hertha-Anhänger auf das Spielfeld. Anstatt Schlägereien anzuzetteln, fielen sich die Fan-Lager jedoch in die Arme und stimmten ihr Freundschaftslied an. "Wir halten zusammen, wie der Wind und das Meer, die blauweiße Hertha und der FCB." Im Anschluss ging es für die beiden Fan-Lager noch auf das Oktoberfest, wo ordentlich gefeiert wurde.

Die Freundschaft ging so weit, dass die Fans zu den internationalen Spielen des jeweils anderen Teams mitgingen und gemeinsam für Unterstützung sorgten. "Es gab viele Gänsehaut-Momente, etwa als wir 1976 mit einem Sonderzug in den Berliner Bahnhof einrollten: 300 Herthaner warteten mit dem Transparent 'Wir grüßen unsere Freunde aus München' ", erinnerte sich Falk Diehl. Es war auch Normalität, dass Hertha-Anhänger in der Südkurve stehen durften. Die Fanfreundschaft schlief ein wenig ein, als Hertha zwischendurch in die zweite Liga abstieg. Trotzdem gibt es noch Fantreffen, die die Verbundenheit auch heute zeigen.

3. FC St. Pauli

Begründer: Ultra Sankt Pauli & Sickeria München

Eine lose Verbindung zwischen St. Pauli und dem FC Bayern existiert schon seit den 70er Jahren. Bei Bayern-Matches beim HSV tauchten regelmäßig St. Pauli-Fans auf, um die Münchner gegen den "gemeinsamen Feind" zu unterstützen. Dadurch kam eine Einladung zu einem Fanclub-Fußballmatch an einem Nebenplatz des Millerntor-Stadions zustande, im Rahmen dessen ordentlich getrunken und gefeiert wurde.

Der wirkliche Startschuss der Fanfreundschaft fiel jedoch erst am 12. Juli 2013. Damals gastierten die Münchner beim sogenannten Retterspiel am Millerntor. Der FC St. Pauli stand nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga unmittelbar vor der Insolvenz und musste zwei Millionen Euro für die Regionalliga-Lizenz aufbringen. Derweil gab es in München Stress, da es nach einer ausgeuferten Meisterfeier zum Entzug etlicher Jahreskarten kam. Die Schickeria durfte daher im Millerntor-Stadion ein Spruchband aufhängen und auch die Pauli-Anhänger bastelten zu diesem Thema ein Band, wodurch die Fanfreundschaft begann.

4. CZ Jena

Begründer: Schickeria München & Horda Azzuro

Sportlich gesehen gibt es kaum Berührungspunkte zwischen dem FC Bayern und CZ Jena. Lediglich im Pokal 2016 trafen die beiden Klubs aufeinander. Eine Fanfreundschaft besteht trotzdem seit dem Jahr 2006. Auf einem Fankongress in Leipzig traf eine Abordnung der Schickeria auf eine Gruppierung aus Jena. Es folgte ein sympathischer Austausch, worauf es zu gegenseitigen Einlandungen zu Spielen kam. So lud Jena die Münchner zu einem Spiel gegen Haching ein, ehe sich die Münchner revanchierten und ihre Freunde zu einem Match gegen Schalke einluden.

Seitdem wird der Austausch regelmäßig gepflegt und Treffen bei Spielen, Feiern und Veranstaltungen in die Wege geleitet. Es ist inzwischen absolut normal, dass Münchner in der Jena-Kurve oder Jenenser in der Bayern-Kurve stehen. Beide Ultra-Gruppierungen haben eine ähnliche Mentalität und Wertvorstellung, was die Verbindung zueinander stärkt. Demnach hängt in den jeweiligen Fankurven auch immer eine Fahne des anderen Teams.


Abgesehen davon gab es immer wieder mal kleinere Fanfreundschaften mit den unterschiedlichsten Vereinen. So zum Beispiel mit Angängern aus Bremen, Saarbrücken, Mainz, Augsburg oder Fürth. International betrachtet führt die Südkurve 73 eine Freundschaft zu Fans der Glasgow Rangers und von Manchester United.


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