FC Barcelona: Nachbeben nach dem Messi-Erdrutsch

Viele Barça- Fans haben den Messi-Abgang immer noch nicht verdaut
Viele Barça- Fans haben den Messi-Abgang immer noch nicht verdaut / Quality Sport Images/Getty Images
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Inmitten der Trauer über den Abgang seines Superstars Lionel Messi hat der FC Barcelona am Wochenende die Saisoneröffnung mit seinen Fans begangen und einen 3:0-Sieg gegen Juventus Turin eingefahren. Doch noch immer befindet sich der Klub im Schockzustand.


Und Leute unter Schock reagieren bisweilen irrational. Anders ist der Versuch des Rechtsanwalts Dr. Juan Branco nicht zu erklären, mittels des Rechtsweges doch noch eine Wende im Fall Messi herbeizuführen.

Barça reicht Klage ein

Wie die Marca berichtet, soll der Anwalt, im Namen des Klubs, eine Klage beim Berufungsgericht der Europäischen Kommission in Paris eingereicht haben.

Im Schriftstück, zu dem die Zeitung nach eigenen Angaben Zugang gehabt habe, argumentiert Branco, dass PSG die Verpflichtung des Argentiniers aufgrund der Bestimmungen des Financial Fair Play der UEFA gar nicht realisieren dürfe.

"Die Ratio (das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen, die Red.) von PSG bezüglich des Financial Fair Play ist schlechter als die des FC Barcelona", heißt es da. In Zahlen drückt sich das so aus: "Das Verhältnis von Gehältern zu Einnahmen lag bei PSG in der Saison 2019/2020 bei 99 Prozent, während es beim FC Barcelona bei 54 Prozent lag."

Joan Laporta, Lionel Messi
Laporta und Messi - ein Bild aus besseren Zeiten (kurz nach dem Wahlsieg des Präsidenten) / David Ramos/Getty Images

Abgesehen davon, dass (nach Aussagen von Laporta selbst) das Missverhältnis bei den Azulgrana in dieser Saison - selbst bei einem 50-prozentigen Gehaltsverzicht Messis - bei stratosphärischen 110 Prozent (!) gelegen hätte (was die Argumentation des Klubs von sich aus ad absurdum führt), scheint ein Erfolg der Klage schon aus rein formalen Gründen zweifelhaft.

Denn für die normative Durchsetzung des Financial Fair Play ist die UEFA selbst zuständig und nicht die ordinären Gerichte.

Somit erscheint dieser Gang vor besagtes Appellationsgericht mehr ein Sturm im Wasserglas zu sein. Der auch nicht wirklich von den tagesaktuellen Problemen der Blaugrana ablenken kann.

Bei der alljährlichen Saisoneröffnung des Klubs, die mit der Ausrichtung des prestigeträchtigen Joan Gamper-Pokals einhergeht, gab es jedenfalls jede Menge Pfiffe der knapp 3.000 zugelassenen Zuschauer im Estadi Johan Cruyff.

Und zwar gegen jene Spieler, die von den Fans aufgrund ihrer Weigerung, den Klub zu verlassen (oder zumindest drastische Einkommenseinschnitte hinzunehmen), als Schuldige des Messi-Abgangs ausgemacht worden sind.

Pfiffe gegen Umtiti, Pjanic und Coutinho

Vor allem Samuel Umtiti, Miralem Pjanic und der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Philippe Coutinho bekamen den Zorn der culés in Form von nicht zu überhörenden Pfiffen zu spüren.

Samuel Umtiti
Musste sich gestern einige Pfiffe der Fans gefallen lassen: Samuel Umtiti / Quality Sport Images/Getty Images

Dass die Partie am Ende 3:0 für die Gastgeber (Tore von Depay, Braithwaite und Riqui Puig) ausging, konnte angesichts der allgemein schlechten Stimmungslage rund um den Klub auch nicht wirklich für Stimmungsaufhellung sorgen.

Will sich Agüero aus Barcelona wegstreiken?

Hinzu gesellt sich die Hiobsbotschaft einer Verletzung von Sergio Agüero, die den argentinischen Landsmann Messis wohl länger als zunächst befürchtet zum Zuschauen zwingen wird.

Hieß es in einer ersten Diagnose noch, dass der 33-Jährige wohl Mitte September wieder in Aktion treten könne, wird jetzt der November als möglicher Rückkehr-Zeitpunkt genannt.

Doch damit nicht genug: der spanische Journalist Sique Rodríguez stellte im Format El Sanedrín des Radiosenders Cadena SER die gewagte These auf, dass der Kun, nun nachdem der Hauptgrund seines Wechsels nach Barcelona - nämlich Lionel Messi - weggefallen ist, die Absicht haben könne, den Klub noch vor seinem Debüt schon wieder zu verlassen.

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Soll wegen des Messi-Abgangs mächtig angefressen sein: Neuzugang Sergio Agüero / LLUIS GENE/Getty Images

Rodríguez verstieg sich sogar zu folgender Prognose: "Mein Gefühl sagt mir, dass Agüero gratis aus Barcelona weg will, und wenn er das nicht schafft, einfach Verletzung an Verletzung reiht."

Das Programm Laportería des Portals btv esports bläst in dasselbe Horn. Demnach soll Agüero mächtig erbost über den Weggang seines Landsmannes sein und sich von Klub-Chef Joan Laporta hintergangen fühlen.

Dergestalt, dass der frühere Manchester City-Star sogar schon seine Anwälte gebeten haben soll, abzuchecken, ob der Vertrag mit dem FC Barcelona aufgrund von nicht erfüllten Bedingungen aufgelöst werden kann.

Liga-Auftakt gegen Real Sociedad San Sebastián gerät aus dem Fokus

Starker Tobak und noch mehr dicke Luft rund um Can Barça - auch wenn Ronald Koeman schnell bemüht war, klarzustellen, dass Agüero gerne für den Klub spiele. Dass die Katalanen bereits in sechs Tagen (So, 20. 00 Uhr) in die neue Liga-Saison starten - und zwar gleich mit einem anspruchsvollen Heimspiel gegen die Basken der Real Sociedad - gerät da fast schon in den Hintergrund.