Harte Kritik an Eberl: Fanprojekt Gladbach erhebt in offenem Brief schwere Vorwürfe

Max Eberl steht bei den Gladbach-Fans mächtig in der Kritik
Max Eberl steht bei den Gladbach-Fans mächtig in der Kritik / Sebastian Widmann/GettyImages
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Das Gladbacher Fanprojekt 'FPMG Supporters Club' hat vor dem Duell mit RB Leipzig einen offenen Brief an Max Eberl verfasst. Der ehemalige Fohlen-Sportchef erhält darin massive Kritik und muss sich mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen.


Am kommenden Samstagabend empfängt Borussia Mönchengladbach zum siebten Bundesliga-Spieltag RB Leipzig (18.30 Uhr). Ein Duell, das aufgrund der Abneigung der Fohlen gegenüber RB ohnehin schon recht brisant ist, bekommt durch die Personalie Max Eberl zusätzliche Würze. Der langjährige Sportchef der Borussia soll in Leipzig als neuer Sportdirektor anheuern.

Zuvor hatte Eberl Anfang des Jahres seinen überraschenden Abschied aus Gladbach verkündet. Er wolle raus aus der Blase Profifußball erklärte Eberl damals und deutete mentale Probleme mehr als nur an.

Für viele kommt der recht schnelle Wunsch nach einer Rückkehr deshalb unerwartet. Vor allem unter den Gladbach-Anhängern nimmt man Eberl seinen offensichtlichen Wunsch, nach Leipzig zu wechseln, krumm.

Gladbacher Fanprojekt nimmt wegen Eberl kein Blatt vor den Mund

Vor dem Duell am Samstag hat das Fanprojekt 'FPMG Supporters Club' deshalb einen offenen Brief an Eberl verfasst. "Die Spatzen pfeifen es ja schon von den Dächern: Du wirst Deinem alten Spezi Marco zu Red Bull Leipzig folgen", heißt es zu Beginn im offenen Brief. Auf seiner Abschieds-PK Anfang des Jahres hatte Eberl noch bestritten, dass sein Aus in Gladbach mit einem Wechsel nach Leipzig zu tun habe. Für das Fanprojekt waren diese Beteuerungen eine Lüge: "Heute wissen wir nicht nur, dass es eben keine Gerüchte und deine Aussagen gelogen waren, sondern auch, dass dein Wechselwunsch zu diesem Konstrukt schon vor deinem öffentlichen Abgang feststand."

Eberl hatte das Fanprojekt damals um die Veröffentlichung eines von ihm verfassten Briefes gebeten. Dem wurde nachgekommen. Zu diesem Zeitpunkt habe man noch versucht "an das Gute zu glauben". Nun habe sich die Lage gedreht: "Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Wir glauben einfach nicht mehr, dass Du uns gegenüber am Ende Deiner Amtszeit bei Borussia aufrecht und ehrlich gegenüber aufgetreten bist."

Eberl habe zu seinem Abschied eine psychische Erkrankung angedeutet. Das Wort "Burnout" oder ähnliches dabei aber nicht erwähnt, heißt es im Brief weiter. Das Fanprojekt wirft dem 48-Jährigen auch hier eine bewusste Lüge vor. Oder besser gesagt: Der "Medienprofi" Max Eberl habe die öffentliche Wahrnehmung bewusst in diese Richtung gelenkt. "Der Öffentlichkeit dieses Bild von deiner Profifußball-Ermüdung zu vermitteln, während du gleichzeitig um deinen Abgang zu Red Bull feilschst, ist - wir können es nicht anders formulieren - schlicht und ergreifend schäbig und ein Schlag ins Gesicht eines jeden tatsächlich von Burnout betroffenen Menschen", heißt es im Brief.

Mit deutlichen Worten wird der Brief dann auch beendet: "Wir können Dir für die neue Aufgabe kein Glück wünschen - im Gegenteil! Aber wir wünschen Dir, dass Du mal anfängst nachzudenken, dass Du alle neuen Einflüsse von außen in ruhigen Minuten hinterfragst und überlegst, ob Du Dich nicht von dem Max Eberl entfernt hast, mit dem man sich hier in Mönchengladbach so stark identifiziert hat und der nun am kältesten Ort der Liga gelandet ist."


Der komplette offene Brief im Wortlaut

"Hallo Max,

es ist zwar noch nicht amtlich, aber die Spatzen pfeifen es ja schon von den Dächern: Du wirst Deinem alten Spezi Marco zu Red Bull Leipzig folgen. Diese Entwicklung hat uns nicht sonderlich überrascht, das war ja schon Ende letzten Jahres hier in Mönchengladbach hinter vorgehaltener Hand das heißeste Gerücht überhaupt. Damals konnte es so wirklich keiner von uns glauben – wie oft hast Du uns jahrelang intern erzählt, wie wettbewerbsverzerrend dieses Konstrukt vorgeht und wie sehr wir alle dagegen zusammenhalten müssen. Das Gerücht war ja so heiß, dass Du es sogar in Deiner PK im Januar aufgegriffen und vehement bestritten hattest. Heute wissen wir nicht nur, dass es eben keine Gerüchte und deine Aussagen gelogen waren, sondern auch, dass dein Wechselwunsch zu diesem Konstrukt schon vor deinem öffentlichen Abgang feststand.

Du hattest uns im Mai einen Brief mit der Bitte um Veröffentlichung geschickt. Wir sind dem damals nachgekommen, weil wir zu dem Zeitpunkt noch immer versuchten an das Gute zu glauben und uns an die ersten 20 Jahre wundervoller und sehr erfolgreicher Zusammenarbeit mit Dir erinnerten. Es gab schon damals einige Kritiker, die dem Schauspiel grundsätzlich misstrauten. Ja, wir sagen heute ganz bewusst „Schauspiel“. Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Wir glauben einfach nicht mehr, dass Du uns gegenüber am Ende Deiner Amtszeit bei Borussia aufrecht und ehrlich gegenüber aufgetreten bist.

Du hast nie gesagt, dass Du krank bist. Das Wort „Burnout“ kam nie von Dir ins Spiel. Und doch wusstest Du als medialer Profi, dass Dein Auftritt bei der abschließenden Pressekonferenz genau das in die Fußballwelt transportieren wird. Der Aufschrei und vor allem das Mitgefühl waren groß. Eigentlich zurecht: ein Mensch, der an einer psychischen Stresserkrankung leidet, braucht volle Unterstützung und braucht Hilfe von uns allen. Aber war das auch genauso wie im Januar von breiten Teilen der Öffentlichkeit laienmedizinisch antizipiert? Mit unserem heutigen Kenntnisstand müssen wir leider ganz klar festhalten, dass das oben zitierte ,,Schauspiel‘‘ auch auf diese Thematik zutrifft. Der Öffentlichkeit dieses Bild von deiner Profifußball-Ermüdung zu vermitteln, während du gleichzeitig um deinen Abgang zu Red Bull feilschst, ist – wir können es nicht anders formulieren – schlicht und ergreifend schäbig und ein Schlag ins Gesicht eines jeden tatsächlich von Burnout betroffenen Menschen.

Und dann triffst Du dort auch noch auf Marco Rose. Hattest Du uns gegenüber im Frühjahr 2021 nicht immer geäußert, wie sehr Dich seine Entscheidung auch menschlich enttäuscht hat? Hattest Du nicht immer betont, dass Du nur für Borussia an ihm festhältst, aber nicht, weil Du noch weiter mit ihm zusammenarbeiten möchtest? Was ist das für eine Moral, wenn sein falscher Ehrgeiz Dein mühsam aufgebautes Haus der neuen erfolgreichen Borussia wie ein Kartenhaus zusammenfallen lässt, Borussia sogar in den Abstiegskampf stürzt und Dich dann ja auch von hier wegtreibt? Und jetzt ist alles vergessen und vergeben und das Traumduo arbeitet wieder zusammen? Du wirst sagen: So ist das Geschäft. Das Geschäft also, das Dich im Januar dazu bewogen hat zu erklären, dass es Dich kaputt macht? Du machst Dich also zum Handlanger des Geschäfts, wegen dem Du Deinen vermeintlichen Herzensverein im Januar über Nacht verlassen musstest?

Die gesamte Angelegenheit hat ein richtiges Geschmäckle bekommen. War es das wirklich wert? Natürlich wäre es schwer gewesen zu sagen „Leute, ich werde hier keinen Titel mehr holen. Ich will zu Red Bull und dort mit den Brause-Millionen und meinem alten Buddy Marco einen Titel holen“. Diese Worte hätte ebenfalls niemand erwartet, auch sie hätten uns getroffen, aber sie wären immerhin ehrlich gewesen! Und diese Ehrlichkeit hätten wir nach der unvergesslichen Zeit zwischen 1999 und 2020 auch von Dir erwartet, denn bei allen internen Differenzen erschienst Du uns immer geradlinig und klar. Insbesondere, weil wir Dir 2011 mit Leidenschaft auf Basis unserer Tradition den Weg unserer Borussia aufgezeigt und die so genannte „Initiative“ verhindert haben. Auf dieser Grundlage und mit unserer Unterstützung konntest Du erst Deinen erfolgreichen Weg beginnen. Aber das scheint Dir ja nicht mehr so wichtig zu sein, obwohl Du gerne in Deiner Amtszeit immer wieder darauf verwiesen hast, „nicht zu vergessen, wo wir herkommen“. So wie es aussieht, hast Du es inzwischen vergessen.

Und was ist in Leipzig wirklich besser? Du wirst im besten Fall der Fälle mit einem künstlichen Konstrukt (so hast Du es übrigens auch immer genannt!) einen emotionslosen Titel holen. Schau Dir die Bilder von deren Pokalsieg an. Und dann vergleiche sie mal mit Aufstiegsfeiern von Traditionsvereinen, mit unseren Bilder von Europapokalauswärtsspielen, mit der echten Emotion eines natürlich gewachsenen Vereins. Du wirst diese Emotion in Leipzig niemals spüren. Es werden kalte Siege werden, welche von Konsumenten und Kunden bejubelt werden. Du warst immer ein emotionaler Mensch und hast darauf verzichtet, mit Abertausenden heißblütig zu feiern. War es das wirklich wert?

Wir können Dir für die neue Aufgabe kein Glück wünschen – im Gegenteil! Aber wir wünschen Dir, dass Du mal anfängst nachzudenken, dass Du alle neuen Einflüsse von außen in ruhigen Minuten hinterfragst und überlegst, ob Du Dich nicht von dem Max Eberl entfernt hast, mit dem man sich hier in Mönchengladbach so stark identifiziert hat und der nun am kältesten Ort der Liga gelandet ist.

Der Vorstand"


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