Fanausschuss äußert sich zum Machtkampf beim VfB Stuttgart: "Sind maßlos enttäuscht"


In einem öffentlichen Schreiben hat der Fanausschuss des VfB Stuttgart Stellung zum öffentlichen Machtkampf zwischen Thomas Hitzlsperger und Claus Vogt bezogen. Darin wird insbesondere Hitzlsperger kritisiert.
Die idyllische Ruhe beim VfB Stuttgart ob des sportlichen Aufschwungs unter Pellegrino Matarazzo war nicht von langer Dauer. Für neuen Diskussions- und Zündstoff sorgte Vorstandsvorsitzender Thomas Hitzlsperger mit seiner öffentlichen Kandidatur für das Amt des e.V.-Präsidenten und seinem gleichzeitigen Affront gegen den bisherigen Amtsinhaber Claus Vogt, gegen den er in einem offenen Brief unter anderem in Bezug auf die Datenaffäre schwere Vorwürfe erhoben hat.
Nach einer öffentlichen Antwort Vogts und einem Vieraugengespräch am vergangenen Samstag hat sich der Vereinsbeirat in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme darum bemüht, die Wogen zu glätten (via vfb.de): "Die öffentliche Auseinandersetzung in den vergangenen Tagen hat niemandem geholfen und den VfB Stuttgart in keinem guten Licht dastehen lassen. Deshalb ist es unser Bestreben, dass der VfB Stuttgart sowie das Präsidentenamt, sowie alle handelnden Personen in der öffentlichen Diskussion über und durch Bewerber keinen weiteren Schaden nehmen."
Laut dem Beiratsvorsitzenden Wolf-Dietrich Erhard habe der Beirat den beiden Bewerbern "nahegelegt, bis zur Nominierungsentscheidung durch den Vereinsbeirat in dieser Thematik keine öffentlichen Auftritte und weiteren Stellungnahmen zu geben". Man erwarte "generell von allen von allen Bewerbern, intern wie extern, sich öffentlich zurückzuhalten und respektvoll miteinander umzugehen", sagte Erhard.
VfB-Fanausschuss kritisiert Machtkampf
Am Donnerstag hat sich auch der Fanausschuss des Bundesligisten zu Wort gemeldet. Dieser kritisierte den öffentlichen Machtkampf in einem Schreiben, das unter anderem auf der Website der Ultra-Gruppierung Commando Cannstatt 1997 zitiert wird.
Darin heißt es: "Über die jetzt eingetretene Situation sind wir maßlos enttäuscht. Fans und Mitglieder werden zwischen Kampagne und Gegenkampagne zerrieben, mit durchgesteckten Infos oder zweifelhaften Vorwürfen aufgehetzt und durch Sympathien gespalten. Als würde das nicht ausreichen, werden immense Drohkulissen errichtet. Sollte nicht exakt das passieren was eine Konfliktpartei wünscht, steht nicht weniger als die Existenz des VfB Stuttgart auf dem Spiel." Aufgrund dessen erlebe man eine "lagerübergreifend große Frustration, die vielen Menschen nun auch noch die Freude an der Mannschaft nimmt".
"Tief enttäuscht" hat sich Commando Cannstatt stellvertretend für den Fanausschuss zur aktuellen Lage beim #VfB geäußert. pic.twitter.com/BEgLcyyX5z
— 90min DE ?? (@90min_DE) January 7, 2021
Kritik an Hitzlsperger: "Vertrauen erstmal wieder komplett verloren"
Insbesondere Hitzlspergers Vorgehensweise wird kritisiert. Dieser sehe sich "im Rahmen seiner ungebührlichen Attacke" gegen Vogt "als couragierter Kämpfer für den kompletten Vorstand, Teile des Aufsichtsrats, des e.V. Präsidiums und des Vereinsbeirats des e.V", habe jedoch "das Vertrauen vieler Fans und Mitglieder erstmal wieder komplett verloren und dies gerade zu einem Zeitpunkt, an dem die Organisationsstruktur des VfB Stuttgart geklärt schien und es diese professionell auszufüllen galt".
Die bisherige Zusammenarbeit zwischen AG und e.V. sei "ein zentrales Versprechen der Ausgliederung" gewesen, "diese gewünschte Gewaltenteilung wieder aufzuheben und durch eine neuartige und abstruse Doppelfunktion zu ersetzen, bricht erneut mit Versprechen, Erwartungen und Beschlüssen", kritisiert der Fanausschuss.
"Hinter diesen Zeilen steckt unser ausdrücklicher Wunsch, dass der VfB Stuttgart dringend in ruhigere Fahrwasser kommen muss", heißt es weiter. "Mit Hauruck Strukturänderungen, Schlammschlachten, ungeklärten Vorwürfen und nicht aufgearbeiteten Affären wird das aber nicht möglich sein."