Exklusiv | Marius Trésor über die "Nacht von Sevilla" und seinen Beinahe-Wechsel zum FC Bayern

Seinerzeit war Marius Trésor (l.) einer der besten Verteidiger der Welt
Seinerzeit war Marius Trésor (l.) einer der besten Verteidiger der Welt / LUC NOVOVITCH/Getty Images
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Exklusiv - In einem Interview mit 90min Frankreich hat der ehemalige französische Nationalspieler Marius Trésor unter anderem über die berüchtigte "Nacht von Sevilla" bei der Weltmeisterschaft 1982 und seinen geplatzten Wechsel zum FC Bayern im Winter 1979 gesprochen.

Zu seiner Zeit gehörte Marius Trésor zu den besten Abwehrspielern der Welt. Von 1972 bis 1980 spielte der frühere Libero für Olympique Marseille, daraufhin verbrachte er noch einige Jahre bei Girondins Bordeaux, ehe er seine Laufbahn 1984 beendete. Der zwischenzeitliche Rekordnationalspieler Frankreichs (65 Länderspiele) war es auch, der die Equipe Tricolore im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1982 gegen Deutschland in der Verlängerung mit 2:1 in Führung brachte, ehe Alain Giresse auf 3:1 erhöhte - doch in den Schlussminuten drehte die DFB-Elf noch einmal auf, erzielte in Person von Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Fischer kurz vor knapp den Ausgleich und setzte sich im Elfmeterschießen durch.

Geprägt wurde die berüchtigte "Nacht von Sevilla" allerdings mit einem Zwischenfall in Minute 57. Der deutsche Nationaltorhüter Toni Schumacher leistete sich ein böses Foul an Patrick Battiston, der frei vor Schumachers Kasten aufgetaucht war. Der Schlussmann eilte aus seinem Tor heraus und sprang nach Battistons Lupfer mit voller Wucht in ihn herein. Mit seinem Becken traf Schumacher Battiston am Kopf, der daraufhin ausgewechselt werden musste - Schiedsrichter Charles Corver aus den Niederlanden entschied jedoch nicht auf Foulspiel, stattdessen ging es mit Abstoß für Deutschland weiter.

Die "Nacht von Sevilla" sorgt heute noch für Ärger

Angesprochen auf die Entwicklung des französischen Fußballs erklärte Trésor, dass Frankreich bereits vor dem Gewinn der Europameisterschaft im Jahr 1984 genügend Qualität hatte, um mit den Spitzenmannschaften mithalten zu können. "Aber wir hatten keinen Erfolg", so der 71-Jährige, der die Schiedsrichterleistung im Halbfinale gegen Deutschland noch immer anprangert und glaubt, dass die FIFA ihre Finger im Spiel hatte: "Wir hatten 1982 zum Beispiel einen Schiedsrichter, der uns von unserem Ziel abgelenkt hat. Niemand hat Frankreich auf diesem Niveau erwartet. Für die FIFA war ein deutsch-italienisches Finale zwischen den beiden vorherigen Weltmeistern wesentlich attraktiver. Von dem Moment an hatte der Schiedsrichter seine Seite gewählt."

Trésor spricht über geplatzten Wechsel zum FC Bayern

Ein Titel mit der Nationalmannschaft blieb Trésor verwehrt, dafür wurde er 1972 zu Frankreichs Fußballer des Jahres gekürt, 1976 französischer Pokalsieger mit Olympique Marseille und 1984 französischer Meister mit Girondins Bordeaux.

Der Meistertitel wäre ihm verwehrt geblieben, hätte er sich im Winter 1979 dem FC Bayern angeschlossen. Die Verantwortlichen in Marseille machten ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung: "Im November 1979 habe ich erfahren, dass Bayern München Interesse an mir hatte, und ich hatte nur noch sieben Monate Vertrag. Ich habe OM gebeten das Angebot anzunehmen und sie haben mir grünes Licht gegeben. Also war ich beim Medizincheck in München", berichtete Trésor.

Allerdings habe Marseille noch einmal über die Ablösesumme verhandeln wollen: "Im letzten Moment hat der Sportdirektor von Marseille jedoch eine Summe gefordert, die unbegreiflich war." Der FC Bayern zog sich aus den Verhandlungen zurück, im darauffolgenden Sommer wechselte der Libero schließlich nach Bordeaux. "Ich hätte den deutschen Fußball gerne kennengelernt", sagte er rückblickend, "besonders ein Team wie Bayern München, in dem Spieler wie Franz Beckenbauer gespielt haben."