Ex-BVB-Athletiktrainer: "Stress erhöht das Verletzungsrisiko deutlich"

Fitnesscoach Rainer Schrey hat sich zu den Verletzungsproblemen des BVB geäußert
Fitnesscoach Rainer Schrey hat sich zu den Verletzungsproblemen des BVB geäußert / Soccrates Images/GettyImages
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Mit der Verpflichtung des neuen Head of Performance, Shad Forsythe, hat Borussia Dortmund bereits auf die eklatant hohen Ausfalltage der vergangenen Saison reagiert. Jetzt hat sich mit Rainer Schrey ein ehemaliger BVB-Athletiktrainer zu den Verletzungssorgen seines Ex-Klubs und im Profifußball allgemein geäußert.


Die enormen Ausfalltage wurden bei Borussia Dortmund als Problem erkannt und gebannt - so zumindest ist der Plan, der hinter der Verpflichtung von Shad Forsythe steckt. Als neuer Head of Performance sollen bei Forsythe alle Fäden rund um das Thema Fitness bei der Borussia zusammenlaufen und so die Ausfallzeiten der Profis minimiert werden.

Eine Erklärung für Verletzungsmisere der vergangenen Saison hat auch Rainer Schrey nicht, der von 2015 bis 2017 als Athletiktrainer unter Chefcoach Thomas Tuchel beim BVB tätig war. "Ich kann zum BVB konkret momentan absolut nichts sagen, da ich weder Trainingsinhalte, Abläufe noch Trainingsintensitäten kenne. Auffallend ist allerdings in der Tat die hohe Zahl an Verletzungstagen bei den Spielern. Ich habe gelesen, dass sie doppelt so hoch sein soll wie bei Bayern München", meint Schrey im Interview mit den Ruhr Nachrichten: "Ob das der Tatsache entspricht oder medial gepusht wurde, kann ich nicht beurteilen. Dazu müsste ich die Situation mit objektiven Daten analysieren und Einblick in die Abläufe haben."

Im Laufe seiner seit 2006 dauernden Karriere als Fitnesstrainer im Profifußball hat Schrey aber vor allem Stress als entscheidenden Faktor für Verletzungen ausgemacht: "Mögliche Gründe, die aus meiner Sicht und Erfahrung das Verletzungsrisiko deutlich erhöhen können, sind Stress, sei es privater Ärger, Unruhe im Verein oder eine unklare Vertragssituation. Wenn Stresshormone ausgeschüttet werden, kann das die Nerven und die Muskulatur schädigen und somit Verletzungen begünstigen."

Personal-Trainer als "Problem"

Daneben sei die schwierige Regeneration nach Reisen ein wichtiger Punkt. Schlafdefizite etwa würden Koordination, Wahrnehmung und Handlungsschnelligkeit hemmen und somit Verletzungen begünstigen. Außerdem sind Schrey, der zuletzt erneut unter Tuchel als Fitnesstrainer bei Paris Saint-Germain arbeitete, persönliche Coaches der Profis ein Dorn im Auge. "Die sogenannten Personal-Trainer, Therapeuten, Mediziner, Ernährungsspezialisten oder Mentaltrainer, mit denen sich einige Spieler umgeben, sind aus meiner Sicht zunehmendes Problem. Normalerweise sollte man davon ausgehen, dass der Verein alle Möglichkeiten bietet, die Spieler auf diesem professionellen Niveau benötigen um 24/7 vom Service des Vereins zu profitieren. Dann ist es häufig so, dass der Verein nur durch Zufall über eine solche Zusammenarbeit erfährt."

Es sei bereits vorgekommen, dass sich ein Profi verletzte, weil er, statt sich zu regenerieren, vom Personal-Trainer angeordnete Übungen durchführte, meint Schrey im Ruhr-Nachrichten-Gespräch: "Diese waren so belastend, dass er sich die Verletzung angeblich bei uns im Training zugezogen hat. Das sind Dinge, die heute nur schwer zu kontrollieren, aber an der Tagesordnung sind."


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