Europapokal: Deutscher Frust, englische Träume und spanische Lust auf Revanche

Nachdem seit gestern alle Viertelfinal-Begegnungen in den beiden europäischen Wettbewerben gespielt sind, ist es aus deutscher Sicht schon Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Denn die Vorschlussrunden in Champions League und Europa League werden ohne Beteiligung von Bundesliga-Klubs über die Bühne gehen.

Dabei waren sowohl die personell geschwächten Bayern als auch die zuletzt außer Form befindlichen Dortmunder durchaus nicht chancenlos gegen ihre prominenten Gegner aus Paris und Manchester. Mit etwas mehr Spielglück hätte ich hier heute auch sitzen können, um über ein bevorstehendes deutsches Halbfinale zu schreiben.

Bayern ohne Lewandowski und BVB im Krisen-Modus am Ende zu schwach

Doch die Bayern konnten die fehlende Kaltschnäuzigkeit ihres Top-Torjägers Robert Lewandowski am Ende nicht kompensieren, während die Westfalen in die Paarung mit dem englischen Tabellenführer mit der Hypothek einer vorherigen Ergebniskrise im heimischen Liga-Betrieb gingen und gegen einen der Top-Favoriten auf den Gewinn des Henkelpotts am Ende nicht überzeugt genug von der eigenen Stärke auftraten.

Und so steht dann im Halbfinale aus deutscher Sicht die dicke, schwarze Null. Kein Vertreter in den vier Halbfinals von Champions und Europa League: das gab es zuletzt vor vier Jahren (Saison 2016/17).

Nur ein deutscher Europa-League-Halbfinalist in den letzten 10 Jahren

Keinen Vertreter in der Vorschlussrunde der Europa League zu haben, ist indes schon zur unschönen Tradition für den DFB geworden. Im vergangenen Jahrzehnt, also seit der Spielzeit 2010/2011, hat es mit Eintracht Frankfurt nur ein einziges Bundesliga-Team geschafft, im ehemaligen UEFA-Cup bis unter die letzten Vier zu kommen. Eine bemerkenswerte Durststrecke für den nach der UEFA-Fünfjahreswertung immer noch viertbesten Verband Europas.

Die Insel träumt von zwei englischen Finals - doch die Spanier sinnen auf Revanche

Des einen Leid, des anderen Freud. Während sich die deutschen Vereinsvertreter in den kommenden Tagen und Wochen ihre Wunden lecken und den Ausgang der europäischen Vereinswettbewerbe vom heimischen Fernseher verfolgen müssen, freuen sich die Fans auf der Insel auf zwei mögliche englische Finals.

Doch dafür müssten beide verbliebenen spanischen Vertreter (Real Madrid in der Königsklasse, FC Villlarreal in der Europa League) ihre jeweiligen und seit Jahrzehnten anhängigen Revanchen verpassen.

Denn sowohl die Königlichen als auch das Gelbe U-Boot von der Mittelmeerküste treffen in ihren Semi-Finals auf alte Bekannte. Auf sehr alte Bekannte sogar.

Real vs Chelsea - eine Paarung mit Seltenheitswert

Tatsächlich mutet es ein wenig kurios an, dass zwei europäische Schwergewichte wie Real und Chelsea in der mehr als sechs Jahrzehnte alten Geschichte der Europapokale nun zum erst zweiten Mal (das europäische Supercup-Finale von 1998 mal außen vor gelassen) aufeinandertreffen.

Das erste (und bis heute) einzige Mal standen sich beide Teams im Finale des Europapokals der Pokalsieger 1971 gegenüber.

Da das erst kurz zuvor von der UEFA eingeführte Elfmeterschießen in Finalspielen noch nicht zur Anwendung kam, mussten beide Teams nach einem 1:1 nach Verlängerung im ersten Spiel in ein Wiederholungs-Match, das die Londoner mit 2:1 für sich entschieden.

Der FC Villarreal hingegen traf bislang zweimal auf seinen diesjährigen Halbfinal-Kontrahenten FC Arsenal: im Halbfinale der Champions League 2005/06 (1:0, 0:0) behielten die Gunners ebenso die Oberhand, wie drei Jahre später im Viertelfinale desselben Wettbewerbs (1:1, 3:0). Die Spanier konnten in diesen vier Spielen keines für sich entscheiden.

Die Hinspiele der diesjährigen Halbfinals finden am 27. und 28. April (Champions League) und am 29. April (Europa League) statt, die Rückspiele am 04. und 05. Mai sowie 06. Mai.