Europa League - irgendwie nicht der Wettbewerb der Bundesligisten!

Wieder hat´s nicht gereicht: Wendell und Havertz nach dem Aus gegen Inter Mailand
Wieder hat´s nicht gereicht: Wendell und Havertz nach dem Aus gegen Inter Mailand / MARTIN MEISSNER/Getty Images
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Seit vergangenem Montagabend ist es amtlich: auch die elfte Saison der Europa League, dem Nachfolgerwettbewerb des UEFA-Cups, wird ohne deutsche Finalteilnahme über die Bühne gehen. Und wenn man verfolgt hat, wie hilflos bisweilen der Bundesligafünfte Bayer Leverkusen gegen Italiens Vize-Meister Inter Mailand agierte, weiß man auch warum.

Denn wenn das Beste, was die deutsche Liga in diesem Jahr in der Europa League zu bieten hatte, derart vorgeführt wird, muss man wohl kaum von fehlender Motivation (schon seltsam genug!) oder ähnlichem sprechen, sondern schlicht und einfach von mangelnder Qualität. Zumindest im Vergleich mit den Top-Ligen Europas. Von Wolfsburg (ohne den Hauch einer Chance gegen Schachtar Donezk) und der SGE (ähnlich hilflos gegen den FC Basel) hatte ich persönlich sowie nichts erwartet.

Bayer enttäuscht gegen Inter auf ganzer Linie

Aber Bayer Leverkusen?! Ein Mittelfeld mit Leuten wie Kai Havertz, Kerem Demirbay und Exequiel Palacios, unterstützt von Stürmern wie Kevin Volland und Moussa Diaby - da darf man mehr erwarten. In jeglicher Hinsicht. Doch schon nach fünf Minuten wurde einem klar, wo die Reise hinführen würde. Inter war spritziger, aggressiver, ball-und passsicherer. Und vor allem um einiges abgezockter als die mitunter bieder wirkenden Bayer-Kicker.

Zugegeben, Inter spielt vielleicht seit Contes Ankunft im vergangenen Jahr mittlerweile in einer anderen Sphäre als Bayer, will in den kommenden Jahren auch wieder ein ernstes Wörtchen um den Champions League-Titel mitreden. Und ja, sie haben Weltklassekicker wie Romelu Lukaku (sein Tor zum 2:0 ist Anschauungsuntericht für jeden Strafraumstürmer dieser Welt), Lautaro Martínez, Marcelo Brozovic oder Christian Eriksen in ihren Reihen.

Aber auch das darf keine Entschuldigung dafür sein, dass das beste des vorgestrigen Spiels für Bayer am Ende noch das Ergebnis war. Hätte Keeper Lukas Hradecky nicht solch einen guten Tag erwischt - Inter hätte locker und leicht auch mit 5:0 oder 6:0 gewinnen können. Ich erinnere: Bis auf das Tor von Havertz und einen Schuss von Demirbay in der zweiten Halbzeit gab es keinen Torschuss der Westdeutschen. Das ist nicht nur unbefriedigend - das ist peinlich.

Zwei Halbfinalteilnahmen in elf Jahren...

Wie überhaupt das Abschneiden deutscher Teams in diesem neu-gebranchten UEFA-Pokal, der jetzt mit dem internationalen Namen Europa League daherkommt. Zehn Jahre - und zwei mickrige Halbfinalbeteiligungen. Das ist die ernüchternde Bilanz aus einem Jahrzehnt Europa League aus deutscher Sicht. Die Eintracht aus Frankfurt konnte letztes Jahr begeistern und scheiterte auf dramatische Art und Weise erst im Elfmeterschießen am späteren Sieger Chelsea (der im Finale mit Arsenal weitaus weniger Probleme hatte als mit den Hessen eine Runde zuvor). Und dann muss man schon bis in das Jahr 2010 zurückgehen - als der Hamburger SV (ja, kein Witz!) unnötigerweise am biederen FC Fulham scheiterte - und sich des eigenen "Finale dahoam" beraubte.

...und jede Menge Peinlichkeiten

Ansonsten gab es jede Menge Pleiten, Pech und Pannen. Wie in der Saison 2017/18, als Hertha BSC nicht in der Lage war, in einer Gruppe mit Athletic Bilbao, Östersunds FK (Schweden) und Sorja Luhansk (Ukraine) zumindest einen der beiden ersten Plätze zu belegen. In derselben Spielzeit schlossen sich sowohl die TSG Hoffenheim als auch der 1.FC Köln dieser Nicht-Leistung an: für die Kraichgauer waren Mannschaften wie Sporting Braga (Portugal), Ludogoretz Rasgrad (Bulgarien) und der türkische Vertreter Basaksehir zu stark, für die Domstädter der FC Arsenal (ok, fällt unter die Logik), Roter Stern Belgrad und Bate Baryssau aus Belarus.

Nein, diese Europa League ist bislang noch überhaupt nicht der Wettbewerb der Deutschen. So wie es der UEFA-Cup früher war. In diesem schaffte die Bundesliga im Jahr 1980 etwas, was bis heute noch keinem anderen Verband gelungen ist: das Halbfinale unter sich auszuspielen. Aktuell läuft es leider genau anders rum. Sobald das Halbfinale in Sicht ist, tauchen die deutschen Klubs (mit den genannten zwei Ausnahmen) regelmäßig unter.