England: Die beste Aufstellung bei der WM 2022
Von Dominik Hager

Seit 56 Jahren wartet das Mutterland des Fußballs inzwischen auf einen WM-Titel. Ob ein solcher für die Three Lions auch mit modernen Hilfsmittel wie die Torlinientechnologie möglich ist, bleibt abzuwarten. Ein enorm starkes Team hat England trotzdem aufzubieten. Heiße Diskussionen um die Aufstellung sind bei einer solchen Fülle an Top-Spielern vorprogrammiert. Coach Southgate ist zudem ein Spezialist dafür, diese mit interessanten Personalentscheidungen zusätzlich anzustacheln.
England nähert sich so langsam wieder an. Nach einigen komplett peinlichen Turnieren und entscheidenden Pleiten gegen Teams wie Costa Rica oder Island konnten sich die Three Lions bei der WM 2018 immerhin ins Halbfinale arbeiten. Bei der EM reichte es dann sogar für das Finale, wenngleich (mal wieder) das Elfmeterschießen einen englischen Triumph verhinderte.
Bei der WM in Katar soll es nun endlich klappen mit dem zweiten WM-Titel nach dem legendären Wembley-Endspiel 1966. Am Kader kann man eigentlich nicht scheitern. Der ist bis auf ganz wenige Ausnahmen absolut top besetzt.
Die potenzielle England-Aufstellung für die WM 2022:
Pickford - Walker, Maguire, Stones - James, Henderson, Rice, Chilwell - Mount, Sterling - Kane
England ist ein Team, das unter Southgate regelmäßig im 3-4-3-System antritt. Im Tor gibt es derzeit einen Konkurrenzkampf zwischen dem langjährigen Stammtorhüter Pickford und Arsenal-Keeper Ramsdale. Der junge Londoner machte zuletzt den sichereren Eindruck, jedoch wird sich Southgate wohl für die größere Turniererfahrung in Person von Pickford entscheiden.
In der Dreierkette sind seit Jahren Walker, Maguire und Stones gesetzt. Über Sinn oder Unsinn kann man aber natürlich diskutieren. Milan-Verteidiger Tomori hatte einen gewaltigen Anteil am Serie-A-Titel in der vergangenen Saison, während sich Maguire zahlreiche Patzer leistete. Ein Wechsel wäre folgerichtig, jedoch deutet wenig darauf hin, dass dieser auch vollzogen wird.
Im Mittelfeld haben Rice und Henderson derzeit die besten Chancen, jedoch kann sich insbesondere Henderson seiner Sache nicht sicher sein. Phillips lauert im Hintergrund und auch Bellingham hat den klaren Anspruch, als Stammspieler zur WM zu fahren.
Auf der rechten Seite ist ein Zweikampf zwischen James und Alexander-Arnold vorprogrammiert. In der Nationalmannschaft scheint der Chelsea-Star die Nase vorne zu haben. Sein Pendant auf links spielt ebenfalls beim FC Chelsea und heißt Ben Chilwell, der in der vergangenen Saison jedoch verletzungsbedingt gefehlt hat. Kieran Trippier ist der erste Backup.
Vorne ist Harry Kane natürlich gesetzt. Von wem er flankiert wird, ist Stand jetzt noch ungewiss. Mount und Sterling haben gute Chancen, jedoch lauern auch Foden, Saka, Grealish und vielleicht sogar Jadon Sancho.
Stärken des englischen Teams:
England verfügt über eine starke und eingespielte Defensive, die defensiv den Laden zusammenhält und offensiv vor allem bei Standards für Gefahr sorgen kann. Im Offensivbereich gibt es eine ganze Reihe an Spielern, die in entscheidenden Momenten ein Tor erzielen können. Zu nennen wäre allem voran Harry Kane, aber auch Raheem Sterling, Mason Mount oder Phil Foden.
Eine weitere Stärke ist die Big-Game-Erfahrung. Nachdem die Mannschaft bei der WM 2018 das Halbfinale und bei der Euro 2020 das Finale erreicht hat, verfügt diese auch über das Wissen, wie man in engen Matches zu agieren hat. Dies sind Eigenschaften, die Frankreich 2018 zum Erfolg verholfen haben.
Zudem gibt es kaum einen so starken und vor allem so breiten Kader. Bei den Three Lions ist jeder Spieler - außer vielleicht Harry Kane - ersetzbar, ohne dass man den Unterschied auf dem Platz groß merken sollte.
Schwächen des englischen Teams:
Obwohl England viele verschiedene Torjäger hat, schießen sie selten viele Tore in einem Spiel. In England wird heiß darüber diskutiert, ob Gareth Southgate der richtige Trainer ist, um die Three Lions weiterzuentwickeln, insbesondere auf taktischer Ebene. Der Coach ist auch für relativ defensiven Fußball und schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen bekannt.
Ein Problem ist zudem, dass Schlüsselspieler der Euro 2020, wie Harry Maguire, sich im Verein in schlechter Form präsentierten. Dies hat zuletzt auch dafür gesorgt, dass die Three Lions sich in der Nations League zum Teil ziemlich blamiert haben. Insbesondere beim 0:4 gegen Ungarn hat England eine absolut üble Leistung gezeigt.
Die traditionelle Schwäche im Tor ist nach wie vor vorhanden, insbesondere wenn Southgate auf Pickford und nicht auf Ramsdale setzen sollte. Zudem konnte das Team auch den Elfmeter-Fluch im EM-Finale gegen Italien nicht beenden. Die Spieler sind mehr oder weniger die gleichen, weshalb dieses Negativ-Erlebnis in den Köpfen durchaus Einfluss nehmen könnte.
Der Star des Teams:
Harry Kane. Er ist der Kapitän und nur noch drei Tore davon entfernt, der Rekordtorschütze des Landes zu werden. Unter Antonio Conte scheint er sich auf Vereinsebene bei Tottenham wieder in Topform gebracht zu haben. Normalerweise geht er nach einer langen Saison müde in internationale Turniere, aber diese Weltmeisterschaft mitten in der Saison könnte von Vorteil sein. Kane hat bereis 2018 mit sechs Treffern die Torjäger-Kanone gewonnen und ist zudem ein kompletter und mannschaftsdienlicher Stürmer, der auch Bälle halten und Tore vorbereiten kann.
Die möglichen Überraschungen im Team:
Natürlich sind hier Spieler wie Bellingham oder Tomori zu nennen, wobei hierbei nicht mehr von Überraschung gesprochen werden könnte. Dies wäre zum Beispiel Marc Guehi, ein 21-jähriger Innenverteidiger von Crystal Palace, den Southgate sehr schätzt. Auf dem Zettel haben muss man auch Conor Gallagher. Der 22-jährige zentrale Mittelfeldspieler von Chelsea hat letztes Jahr als Leihspieler eine tolle Rolle bei Crystal Palace spielen konnte. Auch Bukayo Saka hat nach seinem verschossenen Elfmeter die Chance auf eine Wiedergutmachung.
Die Erwartungen an England:
Unsere 90min-Kollegen aus England sagen: "In England ist man inzwischen davon überzeugt, dass wir tatsächlich eine der besten Mannschaften der Welt sind - wir rufen nicht nur aus Spaß an der Freude: 'It‘s coming home.' Der größte Teil des Landes erwartet wahrscheinlich, dass wir an unsere jüngsten Leistungen anschließen können und zumindest das Halbfinale erreichen - sollten wir vorher ausscheiden, wird der Druck auf Southgate enorm sein."