EM-Vorschau zu Finnland: Schlüsselspielerinnen, Weg ins Finale, Turniergeschichte und mehr

Das finnische Nationalteam ist bei der EM Außenseiter
Das finnische Nationalteam ist bei der EM Außenseiter /
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Finnland hat mit der "Todesgruppe" mit Deutschland, Spanien und Dänemark ein schwieriges Los bei dieser EM erwischt, kann aber durchaus einen der Favoriten ärgern. Das Land ist nach neun Jahren Abwesenheit wieder bei der Europameisterschaft dabei, nachdem es fünf Jahre zuvor das Turnier in den Niederlanden verpasst hatte.

Sie qualifizierten sich fast fehlerfrei für die Europameisterschaft, werden bei der EM aber auf deutlich namhaftere Gegenspielerinnen treffen.

Hier findet ihr alles, was ihr vor der EM 2022 über Finnland wissen müsst.


So lief die Qualifikation

Finnland hat sich mit einer fast perfekten Bilanz für die EM 2022 qualifiziert: In den acht Spielen gab es sieben Siege, ein Unentschieden und nur zwei Gegentore, womit sie ihre Gruppe vor Portugal anführten.

Späte Tore und knappe Siege zogen sich wie ein roter Faden durch die finnische Qualifikationskampagne: ein 1:1-Unentschieden gegen Portugal dank eines Ausgleichstreffers in der 90. Minute, ein 1:0-Sieg gegen Schottland dank eines Siegtreffers in der 95. und ein 1:0-Sieg gegen Portugal in der 93.


Turniergeschichte

Finnland nahm bis 2005 an keinem großen Turnier teil, hat sich aber seitdem für vier der letzten fünf Europameisterschaften qualifiziert. Ihr Debüt bei einer EM ist bis dato das erfolgreichste Ergebnis bei einem großen Turnier.

  • EM 1984: Nicht qualifiziert
  • EM 1987: Nicht qualifiziert
  • EM 1989: Nicht qualifiziert
  • EM 1991: Nicht qualifiziert
  • EM 1993: Nicht qualifiziert
  • EM 1995: Nicht qualifiziert
  • EM 1997: Nicht qualifiziert
  • EM 2001: Nicht qualifiziert
  • EM 2005: Halbfinale
  • EM 2009: Viertelfinale
  • EM 2013: Gruppenphase
  • EM 2017: Nicht qualifiziert

Finnland hat sich noch nie für eine Weltmeisterschaft qualifiziert, kämpft aber derzeit mit Irland um einen Playoff-Platz für das Turnier 2023.

  • WM 1991: Nicht qualifiziert
  • WM 1995: Nicht qualifiziert
  • WM 1999: Nicht qualifiziert
  • WM 2003: Nicht qualifiziert
  • WM 2007: Nicht qualifiziert
  • WM 2011: Nicht qualifiziert
  • WM 2015: Nicht qualifiziert
  • WM 2019: Nicht qualifiziert

Finnlands Schlüsselspielerinnen

Natalia Kuikka wurde dreimal zur finnischen Spielerin des Jahres gewählt und wird in diesem Sommer eine Schlüsselrolle für die Chancen ihres Landes spielen. Die vielseitige Verteidigerin spielt bei Portland Thorns - ihre zweite Station in den Vereinigten Staaten, nachdem sie an der Florida State College Football gespielt hat.

Die 26-Jährige spielt in der NWSL als Außenverteidigerin, in der Nationalmannschaft aber eher in der Innenverteidigung. Eine solide Defensivleistung war ausschlaggebend dafür, dass sich Finnland für die EM 2022 qualifizieren konnte, wobei Kuikka einen großen Anteil daran hatte.

Emma Koivisto ist eine, die man für Finnland im Auge behalten sollte, da sie in einem eher defensiven Team als dynamische Spielerin heraussticht. Die 27-Jährige sprüht vor Energie und kann sowohl im Mittelfeld als auch als Außenverteidigerin eingesetzt werden. Kürzlich wurde bekannt gegeben, dass sie sich diesen Sommer dem FC Liverpool anschließt.

Tinja-Riikka Korpela ist einigen vielleicht noch als alte Bekannte aus der Bundesliga ein Name. Von 2014 bis 2017 spielte die finnische Torhüterin bei Bayern München, inzwischen hält sie auf der Insel bei Tottenham den Kasten sauber. Mit ihren 36 Jahren ist sie sehr erfahren, ihr Alter geht aber nicht auf Kosten ihrer Reflexe: Diese Saison konnte sie mit einigen beeindruckenden Paraden glänzen - in der "Todesgruppe" wird sie sehr wahrscheinlich bei einigen Gelegenheiten die Chance haben, ihr Können zu zeigen.


Die Trainerin

Die Frau auf dem Trainerstuhl in Finnland ist für Frauenfußballfans ein bekanntes Gesicht: Finnland wird von Anna Signeul trainiert, die zwischen 2005 und 2017 zwölf Jahre lang Managerin von Schottland war und das Team bei der Europameisterschaft 2017 zum ersten großen Turnier führte. Sie gilt als eine Trainerin, die vieles anpackt und dabei auch Wert darauf legt, die Strukturen im Nachwuchsbereich zu verbessern, um ihren Teams nachhaltig zu helfen. Signeul hat zudem eine sehr klare Handschrift und vermittelt ein gut organisiertes Spiel mit effizienten Nadelstichen nach vorne.

Die 61-Jährige spielte und trainierte über 20 Jahre lang in ihrer schwedischen Heimat in der Damallsvenskan für verschiedene Mannschaften, bevor sie 1996 ins Nationalteam wechselte. Zunächst für die schwedischen Jugendmannschaften und dann für Schottland. Seit 2017 ist sie für Finnland zuständig, und ihr Vertrag mit der Nationalmannschaft läuft dieses Jahr aus.


Gut zu wissen...

Bei der ersten offiziellen Frauen-Europameisterschaft 1984 bestanden die Spiele aus zwei Halbzeiten à 35 Minuten. Wäre diese Regelung bei der EM 2022-Qualifikation noch in Kraft gewesen, hätte Finnland zehn Tore weniger geschossen und fünf Punkte weniger geholt.


Der finnische Spielplan in der Gruppenphase

Spanien gegen Finnland

Datum und Zeit: Freitag 8. Juli, 18 Uhr
Ort: Brentford Community Stadium
Übertragung: ZDF und DAZN

Dänemark gegen Finnland

Datum und Zeit: Dienstag 12. Juli, 18 Uhr
Ort: Stadium Milton Keynes
Übertragung: ARD und DAZN

Deutschland gegen Finnland

Datum und Zeit: Samstag 16. Juli, 21 Uhr
Ort: Stadium Milton Keynes
Übertragung: ZDF und DAZN


Der Weg ins Finale

Sollte sich Finnland für die K.o.-Runde qualifizieren, trifft es auf einen Gegner aus Gruppe A - wahrscheinlich Norwegen oder England.

Wird Finnland Gruppensieger und übersteht das Viertelfinale, wartet im Halbfinale der Sieger der Gruppe D oder der Zweitplatzierte der Gruppe C - wahrscheinlich Frankreich, Schweden oder die Niederlande. Wird man Zweiter in der Gruppe und erreicht das Halbfinale, ist der Sieger der Gruppe C der wahrscheinlichste Gegner - vermutlich wieder Schweden oder die Niederlande.


Der Kader

Torhüterinnen: Katrina Talaslahti (Fleury 91), Anna Tamminen (Hammarby), Tinja-Riikka Korpela (Tottenham Hotspur).

Verteidigerinnen: Defenders: Elli Pikkujamsa (KIF Orebro), Tuija Hyyrynen (Juventus), Emma Koivisto (Liverpool), Anna Auvinen, (Sampdoria), Nora Heroum (Lazio), Natalia Kuikka (Portland Thorns), Anna Westerlund (Aland United).

Mittelfeldspielerinnen: Ria Öling (Rosengård), Olga Ahtinen (Linköping), Emmi Alanen (Kristiandstad), Essi Sainio (HJK) Evelina Summanen (Tottenham Hotspur).

Stürmerinnen: Adelina Engman (Hammarby), Sanni Franssi (Real Sociedad), Juliette Kemppi (IFK Kalmar), Amanda Rantanen (KIF Orebro), Jutta Rantala (Vittsjö GIK), Jenny Danielsson (Al), Heidi Kollanen (KIF Orebro), Linda Sällström (Vittsjo GIK).


Prognose: Aus in der Gruppenphase

Finnland hat mit Spanien, Deutschland und Dänemark die schwerste Auslosung von allen erhalten.
In jeder anderen Gruppe wäre das Weiterkommen ins Viertelfinale ein erreichbares Ziel für Finnland, denn sie sind ein sehr kompaktes Team und haben einige Spielerinnen mit viel Können. Angesichts der Qualität der Mannschaften, auf die sie treffen werden, scheint das Überstehen der Gruppe aber eine zu große Herausforderung zu sein.