Die Slowakei bei der EM 2020: Oldie-Party im Stile des 1. FC Köln

Die Slowakei ist ein wandelndes Auslaufmodell
Die Slowakei ist ein wandelndes Auslaufmodell / Christian Hofer/Getty Images
facebooktwitterreddit

Am 11. Juni 2021 beginnt mit einem Jahr Verspätung die Euro 2020. Im Vorfeld des Turniers werfen wir einen Blick auf die teilnehmenden Nationen und stellen Schlüsselspieler vor. Zudem findet ihr bei uns die Termine und möglichen Aufstellungen aller 24 Mannschaften.

Die Slowakei konnte sich nach 2016 zum zweiten Mal für eine Europameisterschaft qualifizieren. In den Play-Offs setzte man sich gegen Irland und Nordirland durch und trifft nun in der Gruppe E auf Polen, Schweden und Spanien.


Dem fast vollständig aus Legionären bestehenden Team werden dabei nur Außenseiter-Chancen eingeräumt. Keine Position ist wirklich hochklassig besetzt und besonders im Angriff fehlen die Alternativen.

Der einzige Unterschiedsspieler lässt seit einigen Jahren seine Karriere ausklingen und insgesamt wird man nach Gruppengegner Schweden und den Belgiern die älteste Mannschaft des Turniers ins Rennen schicken.

Der Kader

Erst im Oktober 2020 übernahm Coach Stefan Tarkovic die Slowakei, nachdem er allerdings schon seit 2013 als Co-Trainer und Technischer Direktor beim nationalen Verband wirkte. Nach Schweden und Belgien (beide jeweils 29,2) werden die Slowaken mit einem Altersschnitt von 28,2 Jahren das "dritterfahrenste" Team stellen.

Doch im Gegensatz zu den noch älteren Nationen, kann die Slowakei nur bedingte internationale Klasse vorweisen. Mit Marek Hamsik hat man zwar einen ehemaligen Star des SSC Neapel in den Reihen, doch mittlerweile verdingt sich der 33-Jährige beim IFK Göteborg, nachdem er 2019 für zwei Jahre nach China ging.

Innenverteidiger Milan Skriniar (Inter) stellt derzeit quasi den qualitativen Höhepunkt der slowakischen Mannschaft dar. Im Tor wird man auf den verlässlichen Martin Dubravka (32, Newcastle) bauen, seine Back-Ups Marek Rodak (Ersatz-Keeper von Fulham) und Dusan Kuciak (Lechia Gdansk) werden keine Konkurrenz darstellen.

In der Viererkette werden Skriniar, Innenverteidiger-Kollege Lubomir Satka (Posen) und Herthas 34-jähriger Rechtsverteidiger Peter Pekarik auf gewohnten Positionen erwartet. Der 35-jährige Dauerbrenner Tomas Hubocan (Nikosia) hingegen wird wieder einmal die linke Abwehrseite übernehmen müssen, obwohl er auf rechts seine Stärken hat - es gibt schlicht keine Alternativen für links. Mit Martin Valjent (Mallorca), Denis Vavro (Huesca) und Martin Koscelnik (Liberec) hätte man jedoch Optionen für die anderen drei Abwehr-Positionen.

In der Zentrale werden Hamsik und Juraj Kucka (34, Parma) gesetzt sein. Offen ist noch, wer den dritten freien Platz einnimmt. Denkbar ist, dass Jakub Hromada den Zuschlag bekommen wird, obwohl er zuletzt bei Slavia Prag nur Ergänzungsspieler war. Patrik Hrosovsky (29, Genk) und Jan Gregus (30, Minnesota) stehen ebenfalls bereit, während der zuletzt von Gladbach an Augsburg verliehene Laszlo Benes wohl erstmal zuschauen muss.

Denkbar wäre auch, dass Ondrej Duda (Köln) vor Kucka und Hamisk agiert, doch nachdem sich Stürmer Ivan Schranz (Jablonec), der sich übrigens genau wie Hromada erst nach dem eigentlich veröffentlichten 24-Mann-Kader über eine Teilnahme freuen durfte, im Testspiel gegen Österreich verletzte, könnte Duda zwischen dem Ex-Nürnberger Robert Mak und Lukas Haraslin (Sassuolo) als Spitze agieren. Vladimir Weiss (31, Bratislava) und Michal Duris (33, Nikosia) wären die ersten Optionen.

Ein Innenverteidiger als Hoffnungsträger? Ein in die Jahre gekommener ehemaliger Star als Chef im Mittelfeld? Ondrej Duda als Sturmspitze einsetzen, weil die Alternativen fehlen? Klingt alles ziemlich stark nach dem 1. FC Köln der abgelaufenen Saison. Genau wie der FC wird sich auch die Slowakei neu aufstellen müssen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Die Euro 2020 wird wohl den letzten Beleg dafür erbringen.

Die mögliche Aufstellung der Slowakei:


Der Schlüsselspieler - Marek Hamsik

Marek Hamsik
Marek Hamsik will es nochmal wissen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Der einstige Hingucker war schon bei der EM 2016 über seinem Zenit. Zwar führte er sein Land damals immerhin ins Achtelfinale (mit nur vier Punkten aus der Gruppenphase), doch nicht nur das dann folgende 0:3 gegen Deutschland war ein folgerichtiges Resultat.

Selbst wenn sich Napolis Rekord-Spieler tatsächlich noch einmal aufrappeln kann, wird er das überaltete und qualitativ suboptimale Team bei der Euro 2020 nicht retten können - aber versuchen kann man es ja mal.


Der Aufstrebende - Tomas Suslov

Dutch Eredivisie"FC Groningen v Sparta Rotterdam"
Tomas Suslov verkörpert die Zukunft / ANP Sport/Getty Images

Neben Benes und dem 21-jährigen Stürmer Robert Bozenik (Feyernoord) ist Spielmacher Tomas Suslov wohl der Lichtblick im slowakischen Kader. Mit erst 19 Jahren hatte er in der abgelaufenen Saison seinen Stammplatz beim FC Groningen sicher und wird auch in der Nationalmannschaft seine Spuren hinterlassen - wenn man endlich bereit ist, alte Zöpfe abzuschneiden.

Suslov sammelte zuletzt immerhin sieben Torbeteiligungen in seinen 28 Spielen der Eredivisie. Dass der slowakische Fußball auf Hoffnungsträger aus der holländischen Liga bauen muss, spricht im Bezug auf die Jugendförderung des Landes allerdings Bände.


Die Termine der Slowakei in der Vorrunde:

Montag, 14.06.2021, 18:00 Uhr: Polen - Slowakei (St. Petersburg)

Freitag, 18.06.2021, 15:00 Uhr: Schweden - Slowakei (St. Petersburg)

Mittwoch, 23.06.2021, 18:00 Uhr: Slowakei - Spanien (Sevilla)