Erleichterung und ein verzückter König: Dumfries bringt die Welle ins Rollen

Denzel Dumfries.
Denzel Dumfries. / BSR Agency/Getty Images
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Hätten die Niederlande bei der EM gegen die Ukraine nur 2:2 gespielt, die Enttäuschung im Land wäre groß gewesen. Dank Denzel Dumfries gibt es jetzt aber neben der Erleichterung große Euphorie und einen verzückten König.


Von Stolz, aber auch von großer Erleichterung sprach Niederlande-Kapitän Georginio Wijnaldum am Sonntagabend nach dem 3:2-Sieg gegen die Ukraine. Gerade hatte er mit seiner Mannschaft zunächst einen souveränen 2:0-Vorsprung verspielt, um am Ende doch noch zu gewinnen. "Aber das hätte auch anders kommen können", sagte der 30-Jährige bei NOS. Dass es nicht so kam, lag an Denzel Dumfries, wie Wijnaldum anmerkte.

"Die Erleichterung ist natürlich groß. Hätten wir 2:2 gespielt, wären wir sauer gewesen."

Georginio Wijnaldum.

Dabei musste Dumfries in den Halbzeit-Analysen in sämtlichen TV-Studios Europas sicher noch ganz anderes über sich sagen lassen. In den ersten 45 Minuten hatte er zwei Großchancen vergeben, bei der zweiten köpfte er völlig freistehend aus wenigen Metern am Tor vorbei. Der Rechtsverteidiger, der im 5-3-2 der Niederländer ständig offensiv beteiligt und eben oft frei war, zeigte, dass er seine Qualitäten eher in der Defensive hat.

Dumfries macht viel falsch und damit alles richtig

Doch aufgeben liegt sicher nicht in Dumfries' Natur. In der zweiten Hälfte machte er einfach weiter und bereitete quasi sowohl das 1:0 als auch das 2:0 vor - obwohl er dort in den entscheidenden Momenten mehr falsch als richtig machte. Beim ersten Tor war sein Querpass für den einen Mitspieler zu kurz und den anderen zu lang, ein Torwartfehler half am Ende. Beim zweiten Tor verlor er den Ball zuerst und hätte dann beinahe durch eine Abseitsstellung, die ganz knapp keine war, für eine Aberkennung des Treffers gesorgt.

Doch auch wenn es unorthodox war, am Ende hatte Dumfries seinen Teil geleistet. Man of the Match wurde er dann aber in der 85. Minute, als er eine Flanke von Nathan Aké in allerbester Torjäger-Manier ins Netz köpfte und Oranje damit zum Sieger machte. Diesen viel schwierigeren Ball verarbeitete er nun perfekt, besser ging es nicht. König Willem Alexander auf der Tribüne war verzückt.

Und dieses Tor, dieser Moment und dieser gesamte Auftritt von Dumfries, könnte in der Rückschau noch eine ganz besondere Rolle für die Niederlande bei dieser EM einnehmen. Die Euphorie, die "The New Wave", also die neue Welle, unter Ronald Koeman entfacht hatte, war seit einiger Zeit weg. Frank de Boer ist als Bondscoach nicht sehr beliebt und hat durch haarsträubende Pressekonferenzen, in denen er falsche Fakten vortrug und Spieler verwechselte, weitere Sympathien verspielt.

Dumfries bringt die Welle ins Rollen

Ein einfaches 2:0 gegen die Ukraine hätte daran nicht viel geändert, denn das hätte ja jeder erwartet. Aber dass diese Mannschaft nach dem Doppelschlag aus dem Nichts solch eine Moral bewiesen hat und das Spiel trotzdem gewann und dass ausgerechnet Dumfries den Ball rein köpfte - das kann neue Euphorie entfachen, dass kann die Leute mitreißen, auch der Mannschaft einen Schub geben, auch wenn es De Boers Beliebtheit vielleicht nicht steigert. Noch nicht.

Wer weiß, wohin die Niederländer dann ihre Welle reiten. Aber am Ende wird es mit Denzel Dumfries eine der unwahrscheinlichsten aller Figuren gewesen sein, die dafür sorgte, dass es überhaupt eine gab.