EM 2020: Dänemarks Joachim Andersen im Interview - "Wollen große Dinge erreichen!"

Andersen steht in Dänemarks EM-Kader
Andersen steht in Dänemarks EM-Kader / Cathrin Mueller/Getty Images
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Joachim Andersen wird am Samstag (18:00 Uhr) mit der dänischen Auswahl gegen Finnland in die EM 2020 starten. 90min sprach mit dem Verteidiger, der im vergangenen Sommer von Olympique Lyon zum FC Fulham verliehen wurde und auf der Insel eine hervorragende Saison gespielt hat.


Bei Fulham wurden Sie trotz des Abstiegs des Vereins (18.) Kapitän und beeindruckten mit Ihren Leistungen. Wie blicken Sie auf Ihre Saison zurück?

Ich muss zugeben, dass ich überrascht war, kurz nach meiner Ankunft zum Kapitän ernannt zu werden [in seinem vierten Spiel mit Fulham]. Das ist sehr selten und es macht mich sehr stolz. Ich muss mich bei Trainer Scott Parker und dem gesamten Team dafür bedanken, dass sie sofort Vertrauen in mich gesetzt haben.

"Eine so gute Saison in der Premier League zu spielen und meine Qualitäten zeigen zu können, ist ein Traum."

Joachim Andersen zu 90min

In dieser Saison haben wir wirklich gut gespielt, wir haben attraktiven Angriffsfußball gespielt, aber wir waren nicht sehr gut im Abschluss (nur 27 Tore). Ich habe es wirklich genossen, in diesem Team zu spielen. Meiner Meinung nach haben wir es nicht verdient, abzusteigen.

Wie fühlt es sich an, in der Premier League zu spielen?

Eine so gute Saison in der Premier League zu spielen und meine Qualitäten zeigen zu können, ist ein Traum. Es ist die beste Liga der Welt.

Joachim Andersen
Andersen überzeugte bei Fulham auf ganzer Linie / Justin Setterfield/Getty Images

Welche Spieler oder Mannschaften haben Sie in dieser Saison besonders beeindruckt?

Manchester City hat sich wirklich unglaublich entwickelt. Wenn du gegen sie spielst, lassen sie dich und den Ball laufen. Egal wie stark man presst, man kommt nicht an den Ball. Sie haben eine solche Disziplin im Spiel dank ihres Trainers [Pep Guardiola].

War dies die beste Saison Ihrer Karriere?

Hmm ... schwer zu sagen (lacht). In Italien bei Sampdoria habe ich auch sehr gut gespielt. In Lyon war es schwierig, weil ich nicht genug Gelegenheiten hatte, mich zu zeigen. Das hier war anders. In einer Mannschaft, die in die Premier League aufgestiegen ist, gut zu spielen, ist eine andere Herausforderung. Ich habe das Gefühl, dass ich mich in dieser Saison sehr verbessert habe.

Gleichzeitig wurde Olympique Lyon Vierter in der Ligue 1 und muss nun den Abgang von seinem Starspieler Memphis Depay verkraften...

Er ist ein wirklich toller Typ. Ich spreche Niederländisch seit meiner Zeit in Twente (2013-2017), also haben wir oft miteinander gesprochen. Seit er in Lyon angekommen ist, hat er beeindruckt. In dieser Saison habe ich ein paar Spiele gesehen und er hat die Mannschaft getragen.

Ich hoffe wirklich, dass er bei einem wirklich großen Verein unterschreibt, er hat es verdient. Ich bin sehr gespannt, wohin er in Zukunft gehen wird.

Konzentrieren wir uns auf die EM. Es überrascht nicht, dass Sie von Kasper Hjulmand nominiert worden sind. Wie haben Sie sich bei dieser Nachricht gefühlt?

Es ist riesiger Stolz! Das war mein Ziel in dieser Saison und deshalb habe ich Lyon verlassen. Ich musste spielen, um in die Nationalmannschaft zu kommen. Außerdem sind die drei Gruppenspiele zu Hause in Kopenhagen, was für alle Spieler und das dänische Volk etwas Großartiges ist.

Dänemark wurde in die Gruppe B gelost, die aus Finnland, Russland und Belgien besteht. Was halten Sie von dieser Gruppe?

Es ist eine gute Gruppe. Natürlich ist Belgien unser härtester Konkurrent. Ich denke, sie sind im Moment das beste Team in Europa. Wir haben zuletzt zweimal gegen sie verloren (0:2 und 2:4 in der Nations League 2020, Anm. d. Red.), daher erwarten wir ein schweres Spiel. Aber das wird anders sein, es wird mehr Druck geben und wir werden vor unseren Fans spielen.

Wir müssen auch auf Finnland und Russland aufpassen. Sie haben gute Spieler, aber wir müssen diese Spiele gewinnen.

Am 17. Juni, während des Gipfeltreffens gegen Belgien, werden sich die Wege mit Kevin De Bruyne kreuzen, der nach seiner Verletzung zurück sein sollte ....

Was für ein Spieler... Ich habe ihn zum Premier-League-Spieler der Saison gewählt. Er ist einer der besten Spieler der Welt und wir müssen ihn genau im Auge behalten. Aber wenn wir zusammenarbeiten, können wir gegen Belgien eine Überraschung schaffen.

Die Belgier sind meiner Meinung nach der Favorit. Sie haben Weltklassespieler in jeder Reihe. Dann natürlich Frankreich, die auch einen hochkarätigen Kader haben.

Dänemark hat zuletzt sehr stark ausgesehen. Glauben Sie, dass Sie in die Fußstapfen Ihrer illustren Vorgänger, der Europameister von 1992, treten können?

Im Fußball ist alles möglich. Es ist schwierig, sich konkrete Ziele zu setzen, denn wenn man spielt, will man gewinnen, also ist das ultimative Ziel natürlich, das Turnier zu gewinnen. Wenn du nicht daran glaubst, das Turnier zu gewinnen, hast du keinen Grund anzutreten. Das ist die Stärke unseres Teams: Wir sind alle ehrgeizig und wollen große Dinge erreichen.

Kim Vilfort
Dänemark gewann 92 sensationell die EM / Shaun Botterill/Getty Images

Wie ist die Aura der Generation 1992 von Brian Laudrup und Peter Schmeichel in Dänemark?

Diese Jungs sind Helden in Dänemark! Es ist eine unglaubliche Geschichte, weil sie eigentlich nicht dabei sein sollten [sie qualifizierten sich dank der Disqualifikation von Jugoslawien, das in einen Krieg verwickelt war, Anm. d. Red.] und am Ende gewannen sie das Turnier ohne wirkliche Vorbereitung.

Das ist unsere Inspiration und der Beweis, dass im Fußball alles möglich ist, wenn das Team hart zusammenarbeitet.

Auch die aktuelle Generation ist sehr vielversprechend, viele Spieler (Christian Eriksen, Pierre-Emile Hojbjerg, Martin Braithwaite, etc.) spielen bei Spitzenvereinen. Welcher Ihrer internationalen Teamkollegen beeindruckt Sie am meisten?

In dieser Saison würde ich sagen, Pierre-Emile Hojbjerg. Er hat sich bei Tottenham hervorragend entwickelt und wurde dieses Jahr zum besten Spieler Dänemarks gewählt. Was mich am meisten beeindruckt, ist seine Einstellung. Er ist ein echter Profi und ein Typ, den ich wirklich mag. Wirklich, sowohl der Mann als auch der Spieler inspirieren mich sehr.

Ansonsten denke ich an meinen Defensivpartner Simon Kjaer, der in dieser Saison beim AC Mailand unglaublich stark war. Er hatte lange Zeit bei Sevilla und dann bei Atalanta zu kämpfen. Dann zu sehen, wie er sich wieder aufrappelt, zeigt seine unglaubliche mentale Stärke. Er ist der Beweis, dass man seine Ziele erreichen kann, wenn man hart arbeitet.

Und nach der EM, wie sieht es mit Ihrer Zukunft im Verein aus?

Ich konzentriere mich auf die EM und werde mir dann meine Optionen ansehen und meine Entscheidung treffen. Ich habe in der Premier League gut gespielt, also denke ich natürlich, dass das eine Liga für mich ist. Ich würde wirklich gerne dort bleiben.