Eden Hazard - oder die Supernova in der königlichen Galaxis!

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Im Mikrokosmos Fußball geht es mitunter ähnlich zu wie in den unendlichen Weiten des realen Weltalls - Sterne entstehen, glühen bisweilen hell und alles überstrahlend auf, ehe sie in einer heftigen Implosion in sich selbst zerfallen. Mit einer solchen Allegorie könnte man auch die vergangenen Karrierejahre des Eden Hazard beschreiben.


Das erste Aufglühen in Lille

Als Real Madrid sich das erste Mal ernsthaft mit der Personalie Eden Hazard beschäftigte, schrieben wir das Jahr 2011. Zu dieser Zeit war der OSC Lille bereits auf dem besten Weg, die erste französische Meisterschaft seit 57 Jahren (!) einzufahren - und der junge Belgier, ein damals gerade 20-jähriger Rotzlöffel (im besten Sinne des Wortes!), war das Herzstück dieser Mannschaft.

Eden Hazard
Hazard führte Lille zum ersten Meister-Titel seit 57 Jahren / Xavier Laine/Getty Images

Am Ende jener Spielzeit ließen die "Doggen" den Titelverteidiger Olympique Marseille mit satten acht Punkten Vorsprung hinter sich - und Hazard wurde zum Spieler der Saison gekürt. Nie zuvor war in Frankreich ein jüngerer Spieler mit dieser Auszeichnung geehrt worden.

Schließlich setzte sich jedoch der FC Chelsea im europaweiten Rennen um den begehrten Mittelfeldspieler durch, überwies ein Jahr später (im Sommer 2012) 35 Millionen Euro an die Nordfranzosen und sicherte sich eines der spannendsten Talente im damaligen Weltfußball.

Das Strahlen in London

Angesichts der Entwicklung, die der Belgier in den folgenden Jahren und auf einem nochmals deutlich höheren Niveau nahm, erscheint es um so unerklärlicher, warum es zwischen Real Madrid und Hazard von Anfang an, und voraussichtlich bis zum (bitteren) Ende, nie richtig gefunkt hat.

Denn Nachweise seiner Klasse hat Hazard auch während seiner sieben Jahre in England zuhauf geliefert. Messbar sowohl an kollektiven Erfolgen mit den Blues (zwei Meisterschaften, ein Pokalerfolg, zwei Triumphe in der Europa League) als auch an individuellen Titeln (dreimal Chelsea-Spieler des Jahre, einmal Nachwuchsspieler des Jahres, einmal Spieler des Jahres).

Eden Hazard
Auch bei den Blues feierte Hazard viele Erfolge / Scott Heavey/Getty Images

Auch mit dem belgischen Nationalteam eilte Hazard von Erfolg zu Erfolg, wenngleich museumstaugliche Silberware letzten Endes ausblieb. Ein dritter Platz bei der WM 2018 (bei der er hinter Kylian Mbappé zum zweitbesten Spieler des Turniers gekürt wurde) stellt indes bis heute das beste Abschneiden der Roten Teufel überhaupt bei einer Weltmeisterschaft dar.

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Hohe Auszeichnung nach dem 3. Platz bei der WM 2018: Die Brüder Hazard (links, Eden, rechts, Thorgan) werden von König Philippe geehrt / ERIC LALMAND/Getty Images

Die Implosion in Madrid

Im Nachhinein erscheint es irgendwie schon wie ein Fanal, dass der mit den Vorschusslorbeeren eines künftigen Galaktischen bedachte Hazard im Sommer 2019 mit nicht zu übersehenem Übergewicht (die Schätzungen reichten von fünf bis sieben Kilo) zum Aufgalopp in der spanischen Hauptstadt erschien.

Eden Hazard
Ein Bild wie ein Symbol für Hazards Zeit bei Real Madrid / Etsuo Hara/Getty Images

Die spanische Presse legte die Stirn in Sorgenfalten - und vertraute auf die Künste des Trainerstabes, die dem Neuankömmling sicher noch die nötige Disziplin einhauchen würde.

Doch schon bald zeigte sich, dass es nicht nur der klassische Stolperstart in eine neue Etappe war, über den man später vielleicht noch mal lachen würde. Vielmehr wurde der Countdown für selbigen immer wieder zeitlich nach hinten verschoben - und zwei Jahre nach seiner Ankunft konstatiert man am Bernabéu-Stadion, dass Hazard immer noch auf der königlichen Abschussrampe darauf wartet, in den fußballerischen Olymp geschossen zu werden.

Nach dem am Mittwoch konsumierten frustrierenden Ausscheiden in der Champions League gegen Hazards Ex-Klub, nach einer abermals restlos enttäuschenden Leistung des Belgiers (der zudem die Real-Fans durch seine angeregten und gutlaunigen Unterhaltungen mit einigen Chelsea-Spielern nach dem Schlusspfiff gegen sich aufbrachte) scheint die Geduld bei den Verantwortlichen der Blancos endgültig aufgebraucht.

Medien: Für 50 Millionen Euro würden die Königlichen Hazard ziehen lassen

Die in Madrid erscheinende konservative Tageszeitung ABC will sogar erfahren, dass man sich an der Avenida de Concha Espina mittlerweile damit zufrieden geben würde, nur noch einen Bruchteil der für ihn gezahlten Ablösesumme zu erhalten - wenn der Spieler denn nur endlich bald weg wäre.

Insgesamt soll sich die von den Königlichen an Chelsea gezahlte Transferentschädigung, über mehrere Tranchen verteilt, auf 160 Millionen Euro belaufen. Wohlwissend, dass diese Summe zur Zeit nicht ansatzweise im Raum steht (de facto wird der Marktwert des Belgiers vom Portal transfermarkt.de zur Zeit auf nur noch ein Viertel dieser Summe, also 40 Millionen Euro taxiert), wäre man mit einem Drittel der an die Blues gezahlten Summe, also um die 50 Millionen Euro, schon zufrieden.

Doch wer zahlt heute 50 Millionen Euro für Hazard?

Doch selbst dieser Betrag erscheint angesichts der Leistungsbilanz des 28-Jährigen bei den Königlichen illusorisch. Die Statistik seiner Torbeteiligungen (und für Tore, entweder selbst erzielt oder aufgelegt, wurde er ja schließlich geholt!) liest sich im Grunde genommen wie ein schlechter Witz: es sind genau 11 Scorerpunkte (4 Tore, 7 Assists) in 40 Spielen.

Doch diese Daten enthüllen einen fast noch gravierenderen Umstand: nämlich dass Hazard überhaupt nur 40 Spiele "in Weiß" absolviert hat. Den vielen Verletzungen und Formtiefs seit seiner Ankunft in Madrid geschuldet, hat der Belgier seit Sommer 2019 sage und schreibe 58 Pflichtspiele (!) verpasst. Also etwa 60 Prozent aller Spiele.

Die Frage stellt sich also berechtigterweise: welcher Klub wäre bereit, 50 Millionen Euro für einen vielleicht schon total verbrannten Spieler auszugeben? Ja, die Premier-League-Klubs haben dank der üppigen Fernsehverträge buchstäblich "Geld wie Heu" - doch karitative Vereinigungen sind sie auch weiterhin nicht.

Entsprechend skeptisch sollte man die bereits im Februar aufgepoppten Gerüchte um eine Rückkehr an die Stamford Bridge betrachten. Wer am vergangenen Mittwoch das Spiel zwischen der ehemaligen und der jetzigen Mannschaft Hazards verfolgt hat, kann nur schwerlich glauben, dass die Chelsea-Verantwortlichen sich tatsächlich mit einer Rückhol-Aktion ihres einstigen Superstars beschäftigen.