Drei Flügelspielerinnen, auf die ihr bei der EM ein Auge haben solltet

Maja Hitij/GettyImages
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In wenigen Tagen geht es los: Am 6. Juli beginnt die EM in England mit dem Eröffnungsspiel der Gastgeberinnen gegen Österreich. Wer kann auf den Flügeln für Furore sorgen? 90min stellt drei Flügelspielerinnen vor, auf die ihr ein Auge haben solltet - eine der besten Stürmerinnen der Welt, ein junger Star und eine Spätzünderin.

1. Caroline Graham Hansen

SOCCER WOMEN WC2023 QUAL NORWAY VS BELGIUM
Caroline Graham Hansen / DAVID CATRY/GettyImages

Caroline Graham Hansen ist, da sind sich fast alle einig, eine der besten Flügelstürmerinnen der Welt. Umso überraschender war es, dass sie letztes Jahr nach einer sensationellen Saison mit dem FC Barcelona nicht mal auf der Liste für den Ballon d'or stand. Die Norwegerin hatte in dem Jahr die Champions League gewonnen und daran auch selbst einen großen Anteil gehabt. Am Ende standen in allen Wettbewerben 12 Tore und 26 Assists zu Buche.

Diese Saison gelang die Titelverteidigung zwar nicht, Graham Hansen spielte aber trotzdem eine sehr gute Saison und erzielte unter anderem ein sehenswertes Tor gegen ihren Ex-Klub, den VfL Wolfsburg.

Die 27-Jährige hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich, ihr Durchbruch gelang ihr als 18-jähriges Talent bei der EM 2013. Seitdem ist ihr Spiel nochmal deutlich gereift, sie ist von individueller Brillanz zu einer Spielweise gelangt, in der sie sich ganz in den Dienst des Teams stellt und trotzdem für die Momente der Unberechenbarkeit sorgt, für die Finten und Dribblings, mit der die Teenagerin damals die Zuschauer verzückte.

Graham Hansen ist eine technisch sehr starke Spielerin, die sich scheinbar mühelos gegen mehrere Verteidigerinnen durchsetzen kann. Sie gewinnt mehr als die Hälfte ihrer Zweikämpfe, ein für eine Stürmerin ungewöhnlicher Wert.

Immer wieder zieht sie von rechts in den Strafraum und stiftet durch Dribblings oder Flanken Gefahr. Pro 90 Minuten macht sie durchschnittlich 12 Dribblings und acht Flanken und ist damit ein ständiger Unruheherd. Für Norwegen, das zuletzt beim Algarve Cup nicht beeindrucken konnte, wird Graham Hansens Form mitentscheidend dafür sein, ob sie ihr hohes Potenzial endlich auch in Resultate ummünzen können.

2. Lauren Hemp

Lauren Hemp
England v Netherlands - Women's International Friendly / James Gill - Danehouse/GettyImages

It's coming home: den bekannten Spruch hört man kurz vor dem Beginn der EM immer öfters. Die Engländerinnen sind in guter Form, haben die Niederlande mit 5:1 abgefertigt und die Schweiz mit 4:0 besiegt. Unter Sarina Wiegman gab es noch keine einzige Niederlage der "Lionesses". All das nährt die Hoffnung auf einen Triumph bei der Heim-EM, und die erst 21-jährige Lauren Hemp soll dabei eine tragende Rolle spielen.

Trotz ihres jungen Alters, hat Hemp bereits so einiges an Erfahrung vorzuweisen: Sie gewann mit Manchester City den FA Cup und den League Cup. Zuletzt wurde sie zum vierten Mal hintereinander als beste junge Spielerin der Saison ausgezeichnet - eine Serie, die zeigt, dass Hemp vielen ihrer Altersgenossinnen weit voraus ist.

Sie ist eine der dynamischsten Spielerinnen dieser EM: Ihre Spezialität ist es, den Ball nach vorne zu treiben. Mehr als 10 Läufe dieser Art macht sie pro 90 Minuten, im Schnitt ist sie für fünf Aktionen verantwortlich, die am Ende zu einem Schuss führen. Hemp ist im 1:1 stark und gewinnt 53 Prozent ihrer Zweikämpfe. Sie hat zudem ein gutes Gefühl für Lücken in der Verteidigung und wird immer wieder mit langen Bällen und Steilpässen geschickt.

All diese Lobpreisungen gehen auch mit viel Druck einher - doch Hemp macht der Druck von außen wenig aus, wie sie sagt, denn den meisten Druck macht sie sich selber. Hemp bezeichnet sich auch als ihre eigene größte Kritikerin und will daran arbeiten, noch bessere Entscheidungen zu treffen, stärker im Abschluss zu werden und beidfüßiger zu sein. Mit dieser Mentalität und ihren Anlagen sollte es keine allzu steile These sein, dass Hemp bald zu den weltbesten Stürmerinnen gehören wird.

3. Johanna Rytting Kaneryd

Johanna Rytting Kaneryd
Portugal v Sweden - Algarve Cup 2022 / Visionhaus/GettyImages

Eine Minute: Mehr brauchte Johanna Rytting Kaneryd nicht, um dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. In der 65. Minute, direkt nach ihrer Einwechselung, kam sie etwa 40 Meter vor dem Tor an den Ball, ging an drei brasilianischen Verteidigerinnen vorbei und schob den Ball dann überlegt ins lange Eck. Das 1:1 in Schwedens Testspiel gegen Brasilien markierte außerdem den Auftakt zu einer kleinen Aufholjagd, Rytting Kaneryds Team gewann noch mit 3:1.

Es war ihr erstes Länderspieltor, aber bei der Ruhe, mit der Rytting Kaneryd den Ball ins Tor beförderte, hätte es auch ihr 50. sein können. Sie ist mit 25 Jahren auch gar kein so junges Talent mehr, der Durchbruch kam für sie vergleichsweise spät. Früher wurde sie oft in die U-Nationalteams berufen, dann aber bremsten zwei Kreuzbandrisse sie aus. Immer wieder blitzte das Potenzial der rechten Flügelspielerin, die auch im Mittelfeld oder als Schienenspielerin agieren kann, auf, aber sie konnte sich nicht richtig durchsetzen.

Das änderte sich mit einem Wechsel 2021 zu BK Häcken, wo sie aufblühte und Nationaltrainer Peter Gerhardsson auf sich aufmerksam machte - mit ihrer Explosivität und Schnelligkeit am Ball.

Rytting Kaneryd ist sehr schwer zu stoppen, wenn sie einmal losgerannt ist, und treibt die Angriffe ihres Teams ständig an. Sie setzt zudem pro 90 Minuten etwa zehn Mal zum Dribbling an und ist damit auch in 56 Prozent aller Fälle erfolgreich. Für eine Flügelspielerin ist sie zudem sehr torgefährlich. Ihr Passspiel könnte sich noch verbessern, aber Rytting Kaneryd hat bereits das Interesse von großen Klubs auf sich gezogen.

Es ist davon auszugehen, dass sie dieses Jahr Schweden verlassen wird. Davor steht noch die EM an - sie wird vermutlich als Einwechselspielerin eingesetzt werden. Aber dass ihr das liegt, hat sie ja bereits gezeigt.

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