Diskussion um Man City: Scheich-Geld-Vorteil oder Guardiola-Monster?

Manchester City
Manchester City / Soccrates Images/GettyImages
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Mit dem zweiten Einzug ins Finale der Champions League innerhalb von drei Saisons wird vor allem in England über den Hintergrund der Stärke von Manchester City diskutiert. Wurde sich durch das Scheich-Geld einfach eine qualitativ extrem starke Mannschaft zusammengekauft, oder trägt der Erfolg voll und ganz die Handschrift von Pep Guardiola? Ein Kommentar.

Manchester City steht im Finale der Champions League und gilt dort - wenn es gegen Inter Mailand geht - als Favorit auf den Titel. In der Premier League ist die Mannschaft ebenfalls voll auf Kurs in Richtung Meisterschaft. Und im Finale des FA Cups stehen die Skyblues ebenfalls. Kurzum: City kann in dieser Saison das ganz große Triple gewinnen.

Angesichts dieser sehr guten Ausgangslage wird dieser Tage allen voran in England diskutiert: Ist das lediglich ein mit Scheich-Geld zusammengekaufter Erfolg ohne viel Bedeutung - oder trägt diese sehr stark, konstant und beeindruckend aufspielende Mannschaft nicht doch viel eher die Handschrift von Pep Guardiola?

Diskussion um City: Alles eine Frage des Geldes oder ist der Erfolg nur Guardiola zu verdanken?

In England scheiden sich die Geister an dieser Frage. Und tatsächlich ist der aktuelle Erfolg von City dahingehend auch gar nicht so einfach einzuordnen.

Um es ganz kurz zu machen, wenngleich die Antwort doch recht feige ist: Manchester City ist derzeit so erfolgreich und vermutlich die stärkste Mannschaft im Fußball, weil sie diese zwei Aspekte so gut miteinander vereint hat.

Man mag zu den Geldflüssen und den Hintergründen stehen wie man mag, Kritik ist angesichts der Finanzierung aus Abu Dhabi nicht nur völlig legitim, sondern auch absolut verständlich und notwendig. Trotzdem wäre es viel zu einfach und zu unterkomplex diese Stärke einzig und allein einem prall gefüllten Portemonnaie zuzuschreiben.

Pep Guardiola
Pep Guardiola / Michael Regan/GettyImages

Doch genauso ist es Quatsch, diesen Aspekt völlig außen vor zu lassen. Der kicker etwa titelte nach dem Finaleinzug: "Eine Liebeserklärung an den Fußball". In diesem Kommentar spielt der Autor die Transfers herunter, weil so wichtige Spieler wie Kevin De Bruyne, Erling Haaland oder Jack Grealish eben nicht von der direkten Konkurrenz weggekauft wurden, sondern von vergleichsweise kleineren Klubs wie dem VfL Wolfsburg, dem BVB oder Aston Villa gekommen sind.

Das ändert aber natürlich nichts daran, dass diese Spieler trotzdem schon sehr bekannt waren und teils extrem wertgeschätzt wurden. Auch macht es die Ablösesummen und somit die Finanzkraft nicht kleiner, nur weil das Geld eben nicht an Real Madrid oder den FC Bayern, sondern an Wolfsburg und Co. geflossen sind.

Carragher ordnet es besser ein: Geld ermöglicht, Guardiola nutzt es eindrucksvoll aus

Meiner Meinung nach kann man es viel eher mit einem gewissen Jamie Carragher - ja, dem Jamie Carragher - halten. Beim Telegraph titelte er, übersetzt: "Die Abu-Dhabi-Millionen haben Man City geformt, doch Pep Guardiola hat sie unschlagbar gemacht."

Das Geld, so Carragher, ändere schlussendlich nichts daran, dass es die Pläne und Visionen von Guardiola sind, die so eindrucksvoll zu beobachten und schlussendlich doch der Grund sind, weshalb nun etwa die Königlichen auf solch beeindruckende Weise geschlagen wurden. Und damit hat er Recht: Nur der teils monumentale Geldeinsatz alleine formt längst kein Gewinner-Team, vor allem nicht in dieser Form.

Und trotzdem hilft es natürlich enorm, City diese Kraft zu ermöglichen. Und genau dort setzt Guardiola dann an, indem er halt Guardiola-Sachen macht.

So wäre es viel zu kurz gesprungen, lediglich das große Geld als automatischen und somit erkauften Erfolg anzusehen. Die Arbeit des super, super, super Trainers sollte keineswegs unterschätzt werden. Trotzdem ist es mehr als hilfreich, die Geldflüsse und die Summen im Hinterkopf zu behalten. Sie haben diese Transformation immerhin ermöglicht.


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