Die schlechtesten HSV-Stürmer der letzten 20 Jahre

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Wenn man vom Hamburger SV spricht, dann spricht man auch über ein Team, das nicht immer für gefährliche Stürmer bekannt war. In der folgenden Liste werden einige der Anti-Torjäger der jüngsten Vergangenheit vorgestellt.

In Sachen Transfers befindet sich der HSV seit Jahren in einer eigenen Sphäre. Auf der Suche nach Verstärkungen traten die Rothosen nicht selten in ein dickes Fettnäpfchen. Einige vielversprechende Neuzugänge entwickelten sich zu teuren Missverständnissen und blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

Besonders im Sturm war die Ausbeute häufig mehr als dürftig. Angreifer leiden in Hamburg nicht selten an einer Ladehemmung und tragen sich nur selten in die Torschützenliste ein.
Im Folgenden führen wir einige dieser Stürmer auf, die eine ausbaufähige Quote im Trikot des HSV hatten.


10. Ailton - 0,23 Tore pro Spiel

Eher Kugel, als Blitz - Ailton
Eher Kugel, als Blitz - Ailton / VOLKER HARTMANN/Getty Images

Ausgerechnet Ailton sollte das Sturmproblem an der Elbe lösen. Der "Kugelblitz" wurde im Jahr 2006 von Besiktas Istanbul ausgeliehen.
Der Meistermacher des Rivalen Werder Bremen und Bundesliga-Torschützenkönig 2004, konnte aber nur selten das Leder im Netz versenken, weshalb das Engagement des Brasilianers nach nur einem halben Jahr wieder endete. In 13 Spielen traf Ailton lediglich 3 Mal. Von seiner Leichtigkeit aus Bremer Zeiten war in Hamburg nicht viel zu sehen.

9. Boubacar Sanogo, 0,19 Tore pro Spiel

wird noch heute schmerzlich vermisst - Boubacar Sanogo
wird noch heute schmerzlich vermisst - Boubacar Sanogo / THOMAS LOHNES/Getty Images

Im Sommer holte der HSV Boubacar Sanogo für 4 Millionen Euro aus Kaiserslautern an die Elbe. Das Kuriosum: Der Stürmer von der Elfenbeinküste traf sowohl im ersten Bundesliga- und DFB-Pokalspiel, als auch beim ersten Einsatz in der Champions League. Danach kam vom Ivorer allerdings nur noch selten etwas Zählbares. 8 Tore aus 42 Einsätzen standen nach einer Saison zu Buche, die auch die letzte in Hamburg war, denn im Sommer 2007 ging es weiter zu Werder Bremen - mit 500.000 Euro Transfergewinn für die Rothosen.

Bis heute hat man Sanogo in Hamburg nicht vergessen. An Spieltagen hört man manchmal Sprechchöre, die den einzigartigen Stürmer noch heute verehren: "Hamburg hat nur einen Star - Boubacar, Boubacar - Hamburg hat nur einen Star - Boubacar Sanoooogoooo!". An seiner Torquote mit der Raute auf der Brust dürfte das aber nicht liegen...

8. Marcus Berg - 0,19 Tore pro Spiel

Hatte in Hamburg keinen Blick für Tore - Marcus Berg
Hatte in Hamburg keinen Blick für Tore - Marcus Berg / AFP/Getty Images

10 Millionen Euro ließ sich der HSV im Jahr 2011 die Dienste des damaligen Mega-Talents kosten. Geld, dass die Hamburger am besten anders investiert hätten, denn Marcus Berg konnte im Volkspark nie überzeugen.
Der Ruf des mehrfach ausgezeichneten Stürmers war in der Bundesliga nur sehr kurz gefürchtet, denn die Harmlosigkeit des Schweden machte schnell die Runde.

70 Mal lief Berg für den HSV auf und konnte lediglich 13 Mal treffen - ein sehr teures Missverständnis, das 2013 beendet wurde, nach sehr enttäuschenden Leistungen eines der größten Sturmtalente Europas.
Heute zählt der Schwede zu den größten Flops der Vereinsgeschichte des Hamburger Sport-Vereins.

7. Bobby Wood - 0,19 Tore pro Spiel

Preis-Leistung stimmt hinten und vorne nicht - Bobby Wood
Preis-Leistung stimmt hinten und vorne nicht - Bobby Wood / TF-Images/Getty Images

Zu einem aktuellen Sorgenkind des HSV - Bobby Wood. Der US-Boy wurde während der Saison 2015/16 Torschützenkönig in der 2. Bundesliga und rief einige hochklassige Interessenten auf den Plan. Der Hamburger SV konnte sich schließlich gegen namhafte Konkurrenz durchsetzten und präsentierte den Stürmer als neue Sturmhoffnung.

In seiner ersten Spielzeit an der Elbe zeigte Wood sogar gelegentlich, dass er ein guter Stürmer in der 1. Liga sein kann. In der Winterpause gab es sogar Gerüchte, dass der HSV gute Angebote für den amerikanischen Nationalspieler erhalten habe. Neun Tore, verteilt auf Liga und DFB-Pokal, konnte Wood in seiner ersten Saison in der Hansestadt verbuchen. Während der Rückrunde wendete sich das Blatt allerdings zunehmend.

Die Saison 2017/18 stand deshalb unter keinem guten Stern und auch Bobby Wood verlor seine Torgefahr nahezu komplett. Lediglich drei Mal knipste der Stürmer in 25 Begegnungen - definitiv zu wenig für einen der bestbezahlten Spieler im Kader der Rothosen. Dieses hohe Gehalt machte Wood jedoch auch auf dem Markt zunehmend uninteressant. Händeringend suchen die Hanseaten einen Abnehmer für Wood, um den Etat zu senken, denn ohne Tore ist der US-Amerikaner einfach nur teuer.

Die Hoffnung, dass Wood irgendwann noch einmal explodieren wird, schwindet an der Elbe immer mehr. Bis 2021 ist Wood noch vertraglich in Hamburg gebunden. Einen Abnehmer zu finden, dürfte sich als nahezu unlösbare Aufgabe entpuppen. Falls keine Leistungssteigerung mehr eintreten wird, bleibt Wood wohl eines der größten Missverständnisse in der Geschichte des Hamburger Sport-Vereins. Dass es der auf Hawaii geborene Stürmer eigentlich besser kann, weiß man in Hamburg - das Leistungsloch scheint allerdings zu tief zu sein.

6. Emile Mpenza - 0,17 Tore pro Spiel

Sein Licht ging in Hamburg nur selten auf - Emile Mpenza
Sein Licht ging in Hamburg nur selten auf - Emile Mpenza / Stuart Franklin/Getty Images

Der Belgier Emile Mpenza wechselte im Jahr 2004 von Standard Lüttich zum HSV. Schon beim FC Schalke 04 wusste der Stürmer vor seiner Zeit in Hamburg zu überzeugen.

In der Hansestadt konnte sich er belgische Nationalspieler jedoch selten in die Torschützenliste eintragen. In 52 Spielen fanden die Schüsse des Mittelstürmers nur 9 Mal das Tor. Der als "absoluter Top-Stürmer" verpflichtete Belgier verweilte nur eineinhalb Jahre in Hamburg, bevor er sich Al Rayyan aus Katar anschloss.

5. Naohiro Takahara - 0,13 Tore pro Spiel

Auch als "Chancentod" bekannt - Naohiro Takahara
Auch als "Chancentod" bekannt - Naohiro Takahara / Stuart Franklin/Getty Images

2003 wechselte der Japaner Naohiro Takahara für gerade einmal 200.000 Euro zum HSV. Preislich wohl ein gutes Geschäft, denn der Stürmer wurde Kult in Hamburg und machte die Rothosen in Asien populärer. Die Quote des 57-fachen Nationalstürmers war jedoch ausbaufähig.

16 Torerfolge aus 119 Spielen brachte der Angreifer aufs Parkett, der auch als "Chancentod" bekannt war, da beste Möglichkeiten von Takahara ungenutzt blieben und die Fans deshalb nicht selten an den Rand der Verzweiflung gebracht wurden. Der Japaner war ohne Zweifel ein sehr sympathischer Zeitgenosse - seine Torquote sprach allerdings nicht für den Stürmer. Nach zweieinhalb Jahren in Hamburg führte der Weg des Japaners weiter zu Eintracht Frankfurt.

4. Mohamed Zidan - 0,12 Tore pro Spiel

War in Hamburg kein Tor-Pharao  Mohamed Zidan
War in Hamburg kein Tor-Pharao Mohamed Zidan / DAVID HECKER/Getty Images

Der Ägypter Mohamed Zidan wechselte im Sommer 2007 für 6,5 Millionen Euro vom FSV Mainz 05 zum HSV - ein teures Missverständnis.
Zidan, der in Mainz zu den gefährlichsten Stürmern der Bundesliga gehörte, war in Hamburg nur ein Schatten seiner selbst. Mickrige 4 Tore in 34 Spielen sorgten für ein desolates Preis-Leistungs-Verhältnis und stellten die Weichen bereits nach nur einer Saison erneut auf Abschied.
Borussia Dortmund nahm dem HSV den Ägypter für 2,8 Millionen Euro ab - es war für die Hamburger auf vielen Ebenen ein Verlustgeschäft.

3. Marek Heinz - 0,09 Tore pro Spiel

Sturmtalent ohne Wirkung - Marek Heinz
Sturmtalent ohne Wirkung - Marek Heinz / Clive Brunskill/Getty Images

Im Jahr 2000 stieß der junge Tscheche Marek Heinz zum HSV. 1,6 Millionen Euro ließ sich der HSV die Dienste des begehrten Talents kosten.
In der Hansestadt war vom Potenzial des Stürmers aber nur selten etwas zu sehen. In 65 Spielen für den HSV traf der 30-malige Nationalspieler Tschechiens nur 6 Mal. Nach drei erfolglosen Jahren an der Elbe trennten sich die Wege wieder. Nach einer vorübergehenden Leihe zu Arminia Bielefeld wechselte Heinz im Sommer 2003 zurück nach Tschechien.

2. Jaques Zoua - 0,09 Tore pro Spiel

Tore waren eher die Ausnahme - Jaques Zoua
Tore waren eher die Ausnahme - Jaques Zoua / Boris Streubel/Getty Images

Als großes Talent kam Jaques Zoua im Jahr 2013 aus Basel zum HSV. Von den Qualitäten des kamerunischen Stürmers war in der Hansestadt allerdings nur im Ausnahmefall etwas zu sehen. Was vielversprechend begann, endete nach nur einer Saison vorzeitig.

Zoua wirkte oft unbeholfen und seine Fähigkeiten reichten definitiv nicht für die Bundesliga. Technische Mängel, gepaart mit chronischer Tor-Ungefährlichkeit waren kein Segen für den 26-fachen Nationalstürmer Kameruns (0 Tore).
2014 wurde Jaques Zoua in die Türkei verliehen und im Jahr 2015 endgültig nach Frankreich abgegeben.

1. Sven Schippock - 0 Tore!

Mr. 0-Tore - Sven Schipplock
Mr. 0-Tore - Sven Schipplock / TF-Images/Getty Images

Sven Schipplock zählt allein von der Quote wohl zu den ungefährlichsten Stürmern der Geschichte. In Hoffenheim konnte der Angreifer wenigstens das ein oder andere Mal als Joker glänzen, in Hamburg jubelte "Schippo" jedoch kein einziges Mal.

Man könnte Schipplock mit einer Cola Zero vergleichen: 0 Zucker - 0 Tore. Allerdings steuerte der Angreifer in seinen 32 HSV-Einsätzen 4 Vorlagen bei und ebnete damit den Weg zu Torerfolgen seiner Mitspieler - auch nicht schlecht! Nur in Testspielen knipste der in Reutlingen geborenen Stürmer wie er wollte, teilweise sogar sieben Mal in einem Spiel - unglaublich, oder?
Auch eine kurzzeitige Leihe nach Darmstadt konnte die Torgefahr Schipplocks nicht aufleben lassen, weshalb im Jahr 2018 der permanente Wechsel nach Bielefeld folgte.


Wehmütig geht man die Liste durch. Viele große Namen scheiterten kläglich in Hamburg und hinterließen häufig nur ein Loch im Portmonee der Rothosen. Tore bekam man für das gezahlte Geld in vielen Fällen nur sehr wenige, aber Tore sind eben das beste Mittel, um Punkte zu sammeln. Klar ist, dass nicht jeder Stürmer einschlagen wird - beim HSV ist die Flop-Quote allerdings exorbitant hoch.
Diese Misswirtschaft gehört zu den Kernproblemen des HSV und ist ein Grund dafür, warum es mit den Hanseaten immer weiter bergab ging.

Aktuell scheinen die Uhren im Volkspark jedoch wieder anders zu laufen. Unter anderem durch die Ligazugehörigkeit bedingt, ist das große Geld für teure Verpflichtungen schlichtweg nicht da. Die Verantwortlichen verstärken den Kader mit Leihen, günstigen Transfers oder ablösefreien Spielern - und das durchaus mit Erfolg. Ein Weg, der sich auf lange Sicht lohnen könnte.