Die Hinrunden-Zeugnisse der HSV-Kicker - Teil 1: Tor und Abwehr

Stuart Franklin/GettyImages
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Nach dem ersten Spiel der Rückrunde (1:1 zu Hause gegen Schalke 04) beendet der Hamburger SV das Kalenderjahr 2021 auf einem aussichtsreichen dritten Rang. Womit man schon mal eine Stufe über dem ominösen vierten Platz steht, der bislang am Ende einer jeden Zweitliga-Spielzeit der Rothosen stand. Zeit also, die einzelnen Mannschaftsteile, beginnend mit dem Tor und der Abwehr, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das sind die Halbzeit-Zeugnisse der HSV-Kicker.

Daniel Heuer Fernandes

Daniel Heuer Fernandes
Wurde in Nürnberg zum Pokalhelden der Hamburger: Daniel Heuer Fernandes / Daniel Kopatsch/GettyImages

Bis zum elften Liga-Spieltag stand der 29-jährige Deutsch-Portugiese in allen Partien der Hamburger auf dem Platz. Hinzu kommen die beiden Auftritte im DFB-Pokal. Im Zweitrunden-Spiel des K.o-Wettbewerbs beim Liga-Rivalen 1.FC Nürnberg (5-3 n.E.) verletzte sich Heuer Fernandes jedoch und wurde fortab von Marko Johansson ersetzt.

Im ballbesitz-orientierten Spiel von Neu-Coach Tim Walter spielt Heuer Fernandes eine wichtige Rolle, weil der Ansatz der Hanseaten bezüglich des Spielaufbaus ein spielerischer ist. Mit seiner Ruhe am Ball tut er der Mannschaft sichtlich gut - was mit Sven Ulreich in der vergangenen Saison alles andere als der Fall war.

Einen wirklichen Klops hat sich der gebürtige Bochumer bei seinen Auftritten nicht geleistet, sah indes ausgerechnet im Stadtderby beim FC St. Pauli (2:3) zweimal zumindest unglücklich aus. Ansonsten parierte er das, was auf seinen Kasten kam, zumeist souverän und unaufgeregt.

Bewertung: 8/10


Marko Johansson

Marko Johansson
Konnte als Heuer Fernandes-Ersatz überzeugen: Marko Johansson / Martin Rose/GettyImages

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stammkeeper Daniel Heuer Fernandes musste der 23-Jährige ran, der im Sommer für 600.000 Euro von Malmö FF gekommen war. Am Ball etwas wackliger als Heuer Fernandes unterwegs, konnte sich der Schwede indes durch starke Paraden, vor allem in den Heimspielen, auszeichnen. Zweimal (gegen Ingolstadt und Rostock) blieb er vor heimischer Kulisse sogar ohne Gegentor.

Insgesamt war er während der Ausfallzeit von Heuer Fernandes ein guter Rückhalt für seine Mannschaft, wird jedoch ab Januar kommenden Jahres wieder ins zweite Glied rücken müssen.

Bewertung: 7/10


Sebastian Schonlau

Sebastian Schonlau
Kapitän und Chef der HSV-Defensive: Sebastian Schonlau / Daniel Kopatsch/GettyImages

Der vor der Saison ablösefrei vom SC Paderborn verpflichtete Sebastian Schonlau wurde von Neu-Trainer Tim Walter umgehend zum Mannschaftskapitän ernannt - und rechtfertigte diese Entscheidung in der Folge mit meist souveränen Auftritten. Mit 19 Pflichtspieleinsätzen (nur im Liga-Spiel gegen den Club fehlte er aufgrund einer Gelbrot-Sperre) ist er hinter Sonny Kittel und Bakery Jatta (jeweils 20 Einsätze) und zusammen mit Ludovit Reis, Jonas Meffert und Moritz Heier einer der Dauerbrenner im HSV-Kader.

Mit einer guten Spieleröffnung und umsichtigem Stellungsspiel ausgestattet, ist Schonlau der unbestrittene Abwehrchef der Hanseaten. Zudem schaltet er sich auch immer mal wieder gewinnbringend in das Angriffsspiel der Rothosen ein. Somit stehen für ihn auch schon zwei Torbeteiligungen zu Buche.

Bewertung: 8/10

Jonas David

Jonas David
Lieferte meist solide Arbeit ab - wird sich aber strecken müssen, um seinen Platz wiederzufinden: Jonas David / Martin Rose/GettyImages

Seine durchaus positive Entwicklung hat nicht wenige im Volkspark überrascht. Bis zu dieser Spielzeit ein alljährlicher Kandidat für ein Leihgeschäft, sprach ihm Tim Walter kurz nach seiner Bestellung als Chef-Trainer das Vertrauen aus.

Und David nutzte seine Chance. Unaufgeregt und ohne all zu viele Patzer, stand er, neben Schonlau, seinen Mann in der Innenverteidigung der Hamburger. Verbessern kann er sich noch im Kopfball-und im Aufbauspiel.

Sein guter Start in die Spielzeit (David absolvierte die ersten 15 Pflichtspiele der Hanseaten über die volle Spielzeit) wurde indes jäh durch einen Muskelfaserriss unterbrochen. Seitdem wird er von Mario Vuskovic ersetzt, der seinen Job von Woche zu Woche besser erledigt.

Bewertung: 7/10


Mario Vuskovic

Mario Vuskovic, Maximilian Beier
Kommt beim HSV immer besser in Schwung: Mario Vuskovic / Martin Rose/GettyImages

Wenn man so will, ist Mario Vuskovic sowas wie der heimliche Königstransfer der Hamburger in dieser Spielzeit. Denn im Falle eines Aufstiegs im kommenden Jahr würde neben der Leihgebühr von 1,2 Millionen Euro eine Kaufoption in Höhe von 3,5 Millionen Euro an Hajduk Split fällig.

Doch die erscheint angesichts der starken Leistungen des 20-jährigen kroatischen U21-Nationalspielers immer mehr wie ein Schnäppchen. Zu Beginn der Saison ganz behutsam von Walter an die Ansprüche im deutschen Zweitliga-Fußball herangeführt, schwamm sich Vuskovic ab dem 13. Spieltag immer mehr frei - und überzeugte fortan durch aggressive, körperlich betonte Zweikampfführung, gutes Stellungsspiel sowie öffnende Pässe (gerne auch mal lang!) im Aufbauspiel der Hanseaten.

Vor allem im physischen Bereich hat Vuskovic Vorteile gegenüber dem zurückhaltender wirkenden David. In der aktuellen Form dürfte dem Kroaten ein Platz in der Stammelf auch im kommenden Jahr sicher sein.

Bewertung: 8/10


Tim Leibold

Tim Leibold
Wird seinem Team noch monatelang fehlen: Tim Leibold / Daniel Kopatsch/GettyImages

Vor der Saison als Mannschaftskapitän abgesetzt, schien Leibold die Entbindung von diesem Amt mehr Sicherheit zu verleihen. Bis zu seinem Kreuzbandriss, den sich der Routinier im Pokalspiel in Nürnberg zuzog, war "Leibe" auf der linken defensiven Außenbahn gesetzt, und wirkte bei seinen Auftritten erheblich spritziger und wacher als in der Vorsaison.

Von seiner starken Debütsaison für den HSV (2019/20), in der ihm in der Hinrunde acht Torvorlagen gelungen waren, war Leibold in dieser aktuellen Spielzeit allerdings immer noch ein erhebliches Stück entfernt. Mit einer prognostizierten Ausfallzeit bis tief in die Rückrunde hinein, bleibt abzuwarten, ob er in dieser Saison noch mal wichtig für die Hamburger werden kann.

Bewertung: 5/10


Miro Muheim

Miro Muheim
Machte den Ausfall von Tim Leibold vergessen: Miro Muheim / Stuart Franklin/GettyImages

Kaum einer kannte die Leihgabe aus St. Gallen, als Miro Muheim im Juli vorgestellt wurde. Zu Beginn der Saison im Schatten von Leibold stehend (bis zum 8. Spieltag kam Muheim nur auf eine Minute Einsatzzeit), musste der 23-jährige Schweizer nach der Horrorverletzung seines Teamkollegen um so häufiger ran. Und tat dies mit überraschender Souveränität.

Eine Adduktorenverletzung unterbrach diese positive Entwicklung ein wenig - doch schon beim letzten Spiel des Jahres am vergangenen Samstagabend konnte Muheim wieder Einsatzzeit sammeln.

Bewertung: 6/10


Moritz Heyer

Moritz Heyer
Muss auf ungeliebter Position ran: Moritz Heyer / Stuart Franklin/GettyImages

Eigentlich als defensiver Mittelfeldspieler oder auch Achter vorgesehen, machte Tim Walter den Allrounder im Spiel beim SC Paderborn zum Rechtsverteidiger - und diese Position bekleidete der 26-Jährige bis zum Ende des Fußball-Jahres. Deshalb ordnen wir den vielseitig verwendbaren Spieler in die Kategorie der Abwehrspieler ein.

Dass die rechte defensive Außenbahn nicht unbedingt seine Lieblingsposition ist, ist bekannt. Der Spieler selbst fühlt sich zentral defensiv, als Innenverteidiger, am wohlsten - kommt da aber seit Thiounes Weggang praktisch nicht mehr zum Zug.

Als "Notnagel" agierend (angesichts des Fehlens von Josha Vagnoman und der Leistungsdelle von Jan Gyamerah), machte Heyer seinen Job auf der rechten Abwehrseite ordentlich bis ausreichend. Zwar traf Heyer noch bei seinem "Debüt-Spiel" als Rechtsverteidiger, hat aber seitdem an Torgefährlichkeit eingebüßt. Als Mittelfeldspieler waren ihm in den ersten sieben Spielen noch vier Tore und eine Torvorlage gelungen.

Bewertung: 6/10


Jan Gyamerah

Jan Gyamerah
Zuletzt als Linksverteidiger eingesetzt: Jan Gyamerah / Martin Rose/GettyImages

Ein Wadenbeinbruch in seiner ersten Saison beim HSV (2019/20) machte eine vielversprechende Entwicklung von einem Tag zum nächsten zunichte. Erst in der Folgespielzeit kam der gebürtige Berliner wieder vermehrt zu Einsätzen. Doch mit dem Ende von Daniel Thioune änderte sich auch das Panorama für Gyamerah.

Walter nominierte ihn in den ersten zehn Saisonspielen (nur am 4. Spieltag musste der 26-Jährige verletzungsbedingt passen) auf seiner angestammten Rechtsverteidiger-Position. Doch wirklich überzeugen konnte Gyamerah dabei nicht.

Zu oft trennt er sich zu spät vom Ball, ruft daher manches Mal unnötige Gefahr in der HSV-Defensive hervor. Das sah wohl auch Tim Walter so - und zog es vor, Heyer "umzufunktionieren" - und Gyamerah auf die Bank zu setzen. Erst die Personalnot auf der linken Abwehrseite der Hamburger ließ Gyamerah wieder zu Spielminuten kommen. Allerdings mit den altbekannten Schwächen.

Anlässlich des späten Ausgleichs der Schalker am vergangenen Samstag, wurde er von seinem Trainer sogar öffentlich angezählt - was seine Ausgangsposition für das kommende Jahr (Vertrag läuft im Sommer aus) nicht besser macht. Er wird sich strecken müssen, um im Team zu bleiben. Zumal Vagnoman und Muheim wohl im Januar wieder eine Option für den Trainer sein dürften.

Bewertung: 4/10

Josha Vagnoman

Josha Vagnoman
Kam in der Liga nur für vierzehn Minuten (beim Stadtderby) zum Einsatz: Josha Vagnoman / Martin Rose/GettyImages

Einer der großen Pechvögel beim HSV, was Verletzungen betrifft. Mit nur 15 Minuten Einsatzzeit (in zwei Spielen) in dieser Saison ist eine seriöse Bewertung natürlich nicht möglich. Seit November wenigstens wieder im Training befindlich hoffen Spieler wie Klub, dass "Josh" ab Januar kommenden Jahres wieder eine Alternative darstellen kann.

Bewertung: -


Mit den Ersatzkeepern Tom Mickel, Leo Oppermann und Finn Böhmker, sowie Stephan Ambrosius (rekonvaleszent) und Nachwuchs-Hoffnung Bent Andresen kamen fünf Spieler aus der HSV-Defensive in dieser Saison noch gar nicht zum Einsatz.