Die brisante Nationalmannschaftsfrage von Joel Abu Hanna

Joel Abu Hanna konnte sich bei Bayer 04 Leverkusen nicht durchsetzen
Joel Abu Hanna konnte sich bei Bayer 04 Leverkusen nicht durchsetzen / TF-Images/Getty Images
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Viele Fans von Bayer 04 Leverkusen werden sich mit Sicherheit an den Namen Joel Abu Hanna erinnern. Der talentierte Verteidiger durchlief fast alle Junioren-Nationalmannschaften Deutschlands, der Sprung zu den Profis führte jedoch nicht zum erhofften Erfolg. Nun hat der 22-Jährige im Ausland als Profi endgültig Fuß gefasst - wenn auch diese Entwicklung ihn nicht zum DFB-Nationalspieler machen wird. Deshalb darf sich Abu Hanna nun einer interessanten Nationalelf-Frage gegenüberstellen.

Nach erfolglosen kurzen Engagements in Kaiserslautern, Magdeburg und bei Fortuna Köln, durfte sich Abu Hanna in dieser Saison beim ukrainischen Erstligisten Zorya Lugansk unter Beweis stellen. In der Mannschaft von Ex-Werder-Coach Viktor Skripnik sammelte Abu Hanna wertvolle Einsatzminuten, die ihm den nächsten Karrieresprung bescheren könnten.

Zwei Nationalmannschaften haben ihre Fühler nach Abu Hanna ausgestreckt, der sich "in der besten Form meines Lebens" befindet, wie er gegenüber Sport 5 erklärte. Es handelt sich bei den interessierten Teams ausgerechnet um Palästina und Israel.

Abu Hannas Vater ist ein christlicher Araber aus dem Norden Israels. Laut eigener Aussage nutzt der ehemalige Leverkusener jeden Sommer aus, um gemeinsam mit seiner Familie das kleine Land zu besuchen und zu bereisen. Aufgrund seiner Herkunft hat Abu Hanna überraschend schnell beschlossen, wie er sich bei der Nationalelf-Wahl entscheiden würde.

Joel Abu Hanna im Trikot von Zorya Lugansk
Joel Abu Hanna im Trikot von Zorya Lugansk / Quality Sport Images/Getty Images

"Wenn ich die Gelegenheit bekomme, werde ich für Israel spielen. Ich verstehe, dass ich wahrscheinlich nicht für Deutschland spielen werde. Es würde mich aber sehr freuen, für Israel zu spielen", so Abu Hanna, der damit dem israelischen Fußballverband die Bemühungen um seine Person deutlich erleichtert.

Als er auf die Möglichkeit angesprochen wurde, für Palästina zu spielen, fand er erneut deutliche Worte: "Ich sehe mich persönlich als halb Israeli, halb Deutscher. Mein Vater ist Israeli, zu Palästina habe ich keinen Bezug." Generell ist die Thematik der Selbstdefinition der arabischen Minderheit in Israel ein interessantes Thema, das zum Beispiel in dieser Studie thematisiert wurde.

Es wird also nicht mehr lange dauern, bis Abu Hanna sich das weiß-blaue Trikot des jüdischen Nationalstaats überstreifen wird. Womöglich wird er bald auch in die dortige Liga wechseln: "Nach meiner letzten guten Saison gibt es mit Sicherheit viele Interessenten. Ich fühle mich bei Zorya wohl, aber ein zukünftiger Wechsel in die israelische Liga ist definitiv eine Option für mich."