Ranking: Die Top-24 der Torhüter der EM 2020
Von Guido Müller

Vom 11. Juni bis zum 11. Juli werden 24 Nationen im Rahmen der EM 2020 um die Krone des Kontinents kämpfen. 90min stellt euch die Torhüter des Turniers im Ranking vor:
24. Stole Dimitrievski (Nordmazedonien)
Nach seinen Anfangsjahren in der Heimat wechselte der Keeper 2012 in die Jugendmannschaft des italienischen Erstligisten Udinese. Über mehrere Leihstationen (Cádiz, Granada, Tarragona) ist Dimitrievski mittlerweile beim spanischen Zweitligisten Rayo Vallecano gelandet, der ihn nach einer halbjährlichen Leihe im Winter 2019 gegen eine Ablöse von 900.000 Euro fest verpflichtete. In der EM-Qualifikation hat der 27-Jährige alle Spiele absolviert und seinen erheblichen Anteil dazu beigetragen, dass sich Nordmazedonien erstmals für die Endrunde eines bedeutenden Turniers qualifizieren konnte.
23. David Marshall (Schottland)
Dass der Keeper des englischen Zweitligisten Derby County nicht mehr zu den ganz jungen Vertretern seiner Zunft gehört, lässt sich schon aus der Tatsache ableiten, dass er sein erstes Länderspiel vor fast 17 Jahren absolviert hat. Doch dass Alter nicht vor (positivem) Wahnsinn schützt, diese Erfahrung durfte Marshall am 12. November letzten Jahres machen, als er im alles entscheidenden Play-Off-Finale in Serbien im Elfmeterschießen den entscheidenden Strafstoß von Aleksandar Mitrovic parieren konnte - und Schottland damit die erste EM-Teilnahme seit 1996 bescherte.
22. Alexander Schlager (Österreich)
Weder verwandt noch verschwägert mit seinem Landsmann Xaver Schlager vom VfL Wolfsburg, kam Alexander Schlager im November 2019 zu seinem Debüt für die Auswahl der Alpenrepublik. Mit dem Linzer ASK konnte der 25-Jährige in dieser Saison auch auf Klubebene internationale Erfahrungen sammeln, verpasste jedoch als Dritter der Europa-League- Gruppe J (hinter Tottenham und Royal Antwerpen) den Einzug in die k.o.-Phase.
21. Wayne Hennessey (Wales)
Diese Statistik erschüttert im ersten Moment: in der laufenden Premier-League-Saison hat der walisische Schlussmann noch kein einziges Liga-Spiel für seinen Arbeitgeber Crystal Palace absolviert. Das lag freilich vor allem an einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung, die den Keeper vom Oktober bis zum Februar außer Gefecht setzte. Seine beiden einzigen Leistungsnachweise konnte der 34-Jährige in der "Premier League 2" genannten Nachwuchsrunde erbringen. Für seinen Auswahltrainer Robert Page (der den Posten vom skandalgeschüttelten Ryan Giggs übernahm) bleibt Hennessey wohl trotzdem erste Wahl für die EURO2020. An Routine mangelt es ihm angesichts von 95 Länderspielen sicherlich nicht.
20. Ugurcan Cakir (Türkei)
Wer bereits mit 22 Jahren die Kapitänsbinde in einem Traditionsklub wie Trabzonspor tragen durfte, muss etwas Besonderes haben. Mittlerweile ist Cakir 25 geworden - und auf dem besten Wege, eine richtig gute Karriere hinzulegen. Seinen Nationaltrainer Senol Günes jedenfalls scheint er schon vollständig von sich überzeugt zu haben: in den drei WM-Qualifikationsspielen für Katar 2022 stand Cakir jeweils über die volle Distanz von neunzig Minuten zwischen den Pfosten.
19. Anton Shunin (Russland)
Im Oktober 2018 gab der ewige Fedor Akinfeev seinen Rücktritt aus der Sbornaja bekannt. Damals sollte eigentlich die große Stunde des Anton Shunin schlagen, der bis dahin im Schatten des übermächtigen Rivalen gestanden hatte. Doch es sollte noch ein weiteres Jahr dauern, ehe Shunin erneut (und erstmals seit November 2011) die Farben seines Landes verteidigen durfte. Zuletzt stand der mittlerweile 34-jährige jedoch regelmäßig für Russland zwischen den Pfosten. Auf Vereinsebene hat der gebürtige Moskowiter nie für einen anderen Klub als für Dynamo Moskau gespielt.
18. Dominik Livakovic (Kroatien)
Auch der Kroate "profitierte" von dem Rücktritt seines Vorgängers im Tor der Kroaten. Danijel Subasic hatte nach dem sensationellen Vize-Weltmeistertitel seine Länderspiel-Karriere für beendet erklärt - und damit die Tür von Livakovic weit aufgestoßen. Und der ging einfach mal hindurch. Von den letzten elf Länderspielen der Kroaten absolvierte Livakovic, der bei Dinamo Zagreb sein Geld verdient, zehn (allesamt über die komplette Spieldauer).
17. Georgiy Bushchan (Ukraine)
Im Tor hat Nationaltrainer Andriy Shevchenko die Qual der Wahl. Den hochbegabten 22-jährigen Andriy Lunin, der bei Real Madrid unter Vertrag steht, zur Zeit aber an den spanischen Zweitligisten Real Oviedo ausgeliehen ist? Oder doch den erfahreneren Andriy Pyatov (36) von Schachtar Donezk, der beim Spiel gegen Deutschland im November im Tor stand? Eventuell gar dessen Stellvertreter im Verein, Anatoly Trubin (19)? Oder vielleicht doch lieber Georgiy Bushchan, der in dieser Spielzeit absoluter Stammspieler bei Dinamo Kiew ist? Bis Juni hat "Sheva" ja noch Zeit...
16. Tomas Vaclik (Tschechien)
Über Sparta Prag und den FC Basel kam Vaclik im Jahr 2018 zum spanischen Spitzenklub FC Sevilla. Seinen Stammplatz dort hat der 32-Jährige jedoch mittlerweile aufgrund hartnäckiger Knieprobleme (seit Sommer 2020) an den Marokkaner Bono abtreten müssen. Für seinen Auswahltrainer Jaroslav Silhavy jedoch scheint Vaclik weiterhin die Nummer eins im tschechischen Tor zu sein. Werder Bremens Jiri Pavlenka wird bei der EM 2020 somit wohl nur die undankbare Rolle des Zuschauers bleiben.
15. Robin Olsen (Schweden)
In den letzten drei Länderspielen (zwei davon im Rahmen der WM-Qualifikation) wurden Olsen Kristoffer Nordfeldt und Karl-Johan Johnsson vorgezogen. Die Gegner (Georgien, Kosovo und Estland) gehörten aber auch nicht unbedingt zum europäischen Fußball-Adel. In den weitaus prestigeträchtigeren Partien der Nations League (gegen Kroatien, Portugal und Frankreich) vertraute Nationaltrainer Janne Andersson hingegen auf die Künste von Olsen, der beim FC Everton nur die zweite Wahl (hinter Jordan Pickford) ist.
14. Martin Dubravka (Slowakei)
Auch Martin Dubravka verdient sein Brot in der englischen Premier League. Zwischenzeitlich hatte der beim MSK Zilina ausgebildete Keeper seinen Stammplatz bei den Magpies aufgrund einer Fersenverletzung verloren. In den letzten neun Liga-Spielen jedoch schenkte ihm sein Coach Steve Bruce wieder das Vertrauen. Das war im März, anlässlich des WM-Quali-Triple Headers (gegen Zypern, Malta und Russland) auch der Plan des slowakischen Nationaltrainers Stefan Tarkovic. Doch nach dem Spiel gegen die Zyprioten klagte Dubravka über Bauchschmerzen - und wurde in den restlichen beiden Spielen durch Dusan Kuciak ersetzt.
13. Jasper Cillessen (Niederlande)
Beim FC Barcelona war für den 32-jährigen Niederländer einfach kein Vorbeikommen an Marc-André ter Stegen. Beim FC Valencia, zu dem er im Sommer 2019 gegen eine durchaus beachtenswerte Ablösesumme von 35 Millionen Euro wechselte, hat Cillessen das Lachen wiedererlangt. Und dürfte auch für Bondscoach Frank de Boer bei der kommenden Europameisterschaft gesetzt sein.
12. Lukas Hradecky (Finnland)
Auf der Routine des 31-jährigen Lukas Hradecky ruhen nicht wenige Hoffnungen der Nordeuropäer, die vor ihrer ersten Teilnahme bei einem großen Turnier überhaupt stehen. Die Erfahrung aus insgesamt 193 Bundesliga-Spielen (für Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen) sowie zahlreichen Europapokal-Einsätzen könnte für die Finnen zum Pfund werden. Bei den letzten drei Länderspielen von Suomi musste Hradecky aufgrund von Achillessehnenproblemen passen und wurde durch Jesse Joronen (vom italienischen Zweitligisten Brescia Calcio) ersetzt.
11. Jordan Pickford (England)
Mittlerweile dürfte Jordan Pickford den heißen Atem eines Dean Henderson spüren, der bei Manchester United (zumindest in der Premier League) einem David de Gea den Rang abgelaufen hat. Auch Nick Pope vom FC Burnley spielt seit einiger Zeit auf hohem Level und wurde zuletzt mit stärkeren Teams (wie Tottenham) in Verbindung gebracht. Ob Gareth Southgates Verzicht auf Pickford in den letzten drei WM-Quali-Spielen nur eine Momentaufnahme war oder ein Fingerzeig für die Zukunft, werden wir spätestens ab dem 11. Juni sehen.
10. Yann Sommer (Schweiz)
In den Pflichtspielen der "Nati" stand in den letzten Jahren eigentlich immer der Keeper von Borussia Mönchengladbach im Tor. Lediglich beim kampflosen (und 3:0 für die Schweiz gewerteten) "Sieg" in der Ukraine im vergangenen November verzichtete Nationaltrainer Vladimir Petkovic schon im Vorfeld auf die Expertise von Sommer. Wie auch in den letzten drei Freundschaftsspielen der Eidgenossen (gegen Kroatien, Belgien und Finnland). Beim Endturnier um die europäische Krone dürfte Sommer aber wieder im Tor der Schweizer stehen.
9. Unai Simón (Spanien)
David de Gea, Kepa Arrizabalaga oder Unai Simón: zwischen diesem Trio wird sich Luis Enrique entscheiden müssen. Aktuell scheint der Keeper von Athletic Bilbao die Nase einen Ticken vorn zu haben. Die "leones" (Löwen) stellen mit 36 Gegentoren in 34 Spielen die sechstbeste Defensive der Primera División. In den letzten sechs Länderspielen der Spanier (unter anderem gegen Deutschland und Holland) stand der gebürtige Baske jeweils über neunzig Minuten zwischen den Pfosten.
8. Rui Patrício (Portugal)
Der sensationelle EM-Titel der Portugiesen von 2016 trägt Patrícios Handschrift: nach vier Gegentoren in den Gruppenspielen (drei davon allein beim 3:3-Remis gegen die Ungarn) musste Patrício ab der K.o.-Phase nur noch ein einziges Mal hinter sich greifen (beim Viertelfinale gegen die Polen bezwang ihn Robert Lewandowski). Es ist davon auszugehen dass der Keeper der Wolves auch beim Projekt Titelverteidigung eine Hauptrolle einnehmen wird.
7. Péter Gulácsi (Ungarn)
In der "deutschen" Gruppe (mit Frankreich und Portugal) hängen die Erfolgsaussichten der Magyaren zu einem Gutteil an den Fähigkeiten ihres Leipziger Schlussmanns. Ob Gulácsi seinen bis 2023 laufenden Vertrag in der Messestadt erfüllen wird, ist mittlerweile unklarer denn je. Zuletzt hielten sich hartnäckige Gerüchte um einen Wechsel zu Borussia Dortmund.
6. Hugo Lloris (Frankreich)
U19-Europameister 2005, Vize-Europameister 2016 und Weltmeister 2018: große Erfolge konnte Hugo Lloris bislang nur auf Nationalmannschafts-Ebene feiern. Bezeichnenderweise endete Lyons Meisterserie (mit sieben Titeln in Folge zwischen 2002 und 2008) just als Lloris von der OGC Nizza verpflichtet wurde. Wenigstens konnte der Keeper mit den Rhone-Städtern noch den französischen Pokal gewinnen, ehe er im Sommer 2012 zu den Spurs wechselte. Mit den Londonern wartet er seitdem auf weitere Silberware. Aber zum Glück geht es ja ab dem 11. Juni erstmal auf Länderspiel-Ebene für ihn weiter...
5. Wojciech Szczesny (Polen)
Vorne Robert Lewandowski, hinten Wojciech Szczesny - auf diese einfache Formel könnte man die polnischen Pläne für die anstehende Europameisterschaft reduzieren. Seit mittlerweile vier Jahren hält der Pole den Kasten von Juventus Turin sauber. Durchaus mit Erfolg, wie man an der Bilanz der Alten Dame der letzten Jahre ablesen kann. Szczesnys Stellvertreter im Tor der Polen, der 36-jährige Lukasz Fabianski (West Ham United) spielt mit den Hammers aktuell zwar eine grandiose Saison, dürfte aber beim EM-Turnier ins zweite Glied rücken.
4. Kasper Schmeichel (Dänemark)
Tritt der Sohn in die Fußstapfen seines berühmten Vaters - und holt für Dänemark den zweiten EM-Titel nach 1992? Immerhin rechnete auch vor knapp dreißig Jahren keiner mit einem Erfolg der Skandinavier. Bei den Foxes aus Leicester spielt Schmeichel, als Mannschaftskapitän und sicherer Rückhalt, jedenfalls jetzt schon eine absolute Hauptrolle.
3. Gianluigi Donnarumma (Italien)
Bei der AC Mailand macht sich das frühreife Torwarttalent (debütierte bereits mit 16 Jahren in der Serie A!) momentan nur wenig Freunde. Das zähe Ringen um seine Vertragsverlängerung hat ihm den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Dollarrumma" eingebracht. Auch sein freundschaftlicher Austausch (mit viel Gelächter) mit Lazios Keeper Reina nach der 0:3-Niederlage in Rom hat die Fans sehr verärgert. Viel Unruhe um den für Milan-Legende Billy Costacurta "besten Keeper der Welt".
2. Thibaut Courtois (Belgien)
Wenn nach den besten Torhütern der Welt gefragt wird, fällt sein Name immer wieder. Der FIFA-Welttorhüter 2018, der im selben Jahr auch zum besten Schlussmann des WM-Turniers gewählt wurde, kann auf eine umfangreiche Titelsammlung blicken: zwei spanische Meisterschaften (mit Atlético 2014 und Real Madrid 2020), zwei englische (2015 und 2017) mit Chelsea sowie eine in der belgischen Heimat (mit dem KRC Genk), neben drei Pokalerfolgen (in Spanien, England und Belgien), können sich sehen lassen. Doch allzu viel Zeit bleibt ihm und den Kollegen der sogenannten "Goldenen Generation" Belgiens nicht mehr, um auch endlich auf Nationalmannschaftsebene den großen Wurf hinzulegen.
1. Manuel Neuer (Deutschland)
Italiener, Belgier, Spanier (und der eine oder andere Deutsche, der es mehr mit Marc-André ter Stegen hält) mögen es vielleicht anders sehen: Aber Manuel Neuer bleibt auch anno 2021 der beste Keeper der Welt. Und trotz seiner zahlreichen Titel mit den Bayern, und trotz des WM-Triumphes von 2014 hat auch Neuer noch ein großes Ziel: Endlich mal eine Europameisterschaft zu gewinnen. Der letzte deutsche Schlussmann, dem dies gelang, hieß Andy Köpke. Das ist mittlerweile auch schon wieder 25 Jahre her...