DFL fordert empfindliche Strafe für Dortmunder Friseur-Vorfall - BVB kämpft um milde Sanktion

DeFodi Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Mit der Einladung eines Star-Friseurs in die eigenen vier Wände haben sechs Spieler des BVB die Hygiene-Regeln der DFL missachtet und zudem - aufgrund des fehlenden Mundschutzes - auch die des NRW-Gesundheitsministeriums. Die DFL fordert eine harte Strafe, innerhalb der Borussia soll für eine milde Sanktion gestritten werden.

Nach einem erneuten Vorfall mit einem Star-Friseur steht Borussia Dortmund dank sechs ihrer Spieler in den Schlagzeilen. Jadon Sancho, Raphael Guerreiro, Dan-Axel Zagadou, Thorgan Hazard, Axel Witsel und Manuel Akanji haben sowohl gegen die DFL-Regeln bezüglich der Hygiene-Vorschriften verstoßen, als auch gegen die des Ministeriums für Gesundheit in Nordrhein-Westfalen.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Unruhe aufgrund eines frischen Haarschnitts beim BVB gibt. Ebenso wenig ist es das erste oder einzige Vergehen von Sancho, der bereits inmitten der Corona-Pause der Liga ohne Erlaubnis nach England flog und dementsprechend, bei seiner Heimkehr, in die zweiwöchige Quarantäne musste - das Fehlen wurde in der Öffentlichkeit als Waden-Probleme abgetan.

DFL fordert harte Strafe für die BVB-Spieler - Watzke kämpft für milde Sanktionen

Die DFL gab zum Restart des Spielbetriebs vor, der Woche für Woche auf wackeligen Füßen steht und auf dem rücksichtsvollen Verhalten aller Spieler, Trainer und Betreuer fußt, dass eingeladener Besuch nach Hause derzeit untersagt ist. Generell sollten sich die Beteiligten soweit wie möglich in den eigenen vier Wänden aufhalten, einkaufen oder ähnliche Aktivitäten nur durchführen, wenn wirklich notwendig. Dass die BVB-Stars nun extra einen Friseur einluden, der zudem auf Bildern ohne Mundschutz frisierte, scheint die DFL sehr zu ärgern.

Wie die Bild berichtet, steht der Liga-Verband mit der Führungsetage der Dortmunder im regen Austausch - es geht um die Strafe, die die Spieler und womöglich auch der Verein zu erwarten haben. Die DFL soll um eine harte Sanktion bemüht sein, die als Warnung und Mahnung an alle anderen Spieler gesehen werden soll. Damit soll sichergestellt werden, dass derartige Vorkommnisse nicht noch häufiger auftreten. Immerhin steht und fällt damit der Spielbetrieb mit all seinen Auswirkungen - und das wissen die Spieler eigentlich, auch die Regeln sind ihnen bewusst.

Hans-Joachim Watzke (zentral) mit Maske - er soll für mildere Strafen kämpfen
Hans-Joachim Watzke (zentral) mit Maske - er soll für mildere Strafen kämpfen / Pool/Getty Images

Innerhalb der Borussia soll sich jedoch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dafür einsetzen, dass die Strafen möglichst mild ausfallen, heißt es weiter. Manch ein Spieler mag damit zuerst negativ aufgefallen sein, andere haben schon des Öfteren einen schlechten Eindruck hinterlassen, etwa durch regelmäßige Unpünktlichkeit, die beim BVB im Falle Sancho auch schon durch eine Spieltags-Suspendierung geahndet wurde.

Die DFL hatte zum erarbeiteten Konzept bereits Mitte Mai beschlossen, im Namen der Vereine, dass "das Konzept sowie das Informationshandbuch auch rechtliche Verbindlichkeit für alle Klubs" hat. Das bedeutet, dass der Verband in der Lage ist, Verstöße zu sanktionieren. Das soll nun, wenn es nach ihrem Willen geht, auch erfolgen.

Eine kurzfristige Sperre für das nächste Spiel gegen Hertha BSC ist jedoch unwahrscheinlich. Laut Bild sei eher von "einer schmerzhaften Geldstrafe" auszugehen. Wird sie gegen den BVB ausgesprochen, würde sich der Verein das Geld vermutlich von den betroffenen Spielern wieder einholen. Trainer Lucien Favre schob das Verhalten Sanchos auf dessen Alter: "Jadon ist noch jung, aber wir sollten das alle so nicht machen. Ich kann nicht alles kontrollieren. Aber wir alle waren mal 18, 19, 20."


Kommentar: Empfindliche Strafe seitens der DFL wäre angebracht und augenscheinlich notwendig

Völlig zurecht darf das junge Alter aber nicht vor einer empfindlichen Strafe schützen. Sancho, aber auch die weiteren fünf Profis, müssen sich ihrer Rolle, ihrer Vorbildfunktion und ihrem Verhalten bewusst sein. Dafür stehen sie Woche für Woche im Rampenlicht, verdienen Unmengen an Geld.

Niemand kann ernsthaft behaupten, dass ihnen der Punkt, dass Einladungen und Gäste im eigenen Haus untersagt sind, nicht bekannt war. Wahrscheinlich werden zwar nur die allerwenigsten Spieler den Regel-Katalog der DFL richtig gelesen haben, in der Regel wird eine Einweisung durch die Vereine erfolgt sein, mit den wichtigsten Vorgaben ganz vorne. Aber dabei werden Einladung und ähnliches definitiv mitgeteilt worden sein.

Somit muss auch mal ganz klar betont werden: Den betroffenen Spielern waren die Vorschriften schlicht egal. Dass zudem ohne Mundschutz geschnitten wurde, nach dem Motto "Was soll schon passieren?", offenbart das fehlende Verständnis für die aktuellen Maßnahmen und für die Bedeutung, die derartige Aktionen auch für den Spielbetrieb haben können.

Innerhalb des BVB sollte eine etwaige Strafe nicht abgemildert werden.
Innerhalb des BVB sollte eine etwaige Strafe nicht abgemildert werden. / Pool/Getty Images

Dass die DFL eine harte Strafe fordert, ist dementsprechend richtig. Es handelt sich nicht um ein Versehen, nicht um einen Fehler aus Gründen des Alters oder um ein Missverständnis. Diese sechs Spieler haben gegen elementare Vorschriften verstoßen, und das absichtlich während sie potenzielle Gefahren in Kauf genommen haben. Ob diese Vorschriften richtig, moralisch vertretbar oder vernünftig sind, ist ein anderes Thema. Sie bestehen jedoch, ihnen wurde zugestimmt.

Es braucht offenbar noch inmitten der laufenden Spiele eine Art Exempel, damit klar wird, dass so etwas schlicht nicht geht. Eine reine Geldstrafe wird wenig Effekte erzielen, werden sie am Ende doch aus der Portokasse gezahlt...