DFB-Frauen wollen gegen Island aus der Krise: Alle Infos zum Nations-League-Duell

Deutschlands Startelf gegen Dänemark - gegen Island könnte es Veränderungen geben
Deutschlands Startelf gegen Dänemark - gegen Island könnte es Veränderungen geben / Maja Hitij/GettyImages
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Nach dem enttäuschenden 0:2 gegen Dänemark sind die DFB-Frauen weiterhin in der Krise. Gegen Island steht Deutschland nun schon gewaltig unter Druck. Um eine realistische Chance auf den Gruppensieg zu wahren, muss wohl ein Sieg her. Das wird aber nicht einfach - alles Wichtige zum Spiel.

Wann und wo wird gespielt?

Deutschland trifft am Dienstag (22.9.) um 18:15 Uhr auf Island. Gespielt wird im Bochumer Vonovia Ruhrstadion, der Heimat des VfL Bochum. Das Spiel wird live im ZDF und auch im kostenlosen Stream gezeigt.

Wie ist die Ausgangslage?

Schwierig: Das DFB-Team ist in der Krise. Erst das Vorrunden-Aus bei der WM in einer eher leichten Gruppe, dann das verdiente 0:2 gegen Dänemark zum Auftakt in die Nations League. Gegen Island droht bereits die Gefahr, die Olympia-Qualifikation zu verspielen.

Die Nations League geht in ihre erste Saison, und das DFB-Team muss sich nun bemühen, diese nicht zu verpatzen. Deutschland spielt ebenso wie Spanien, England, Frankreich und Co. in der höchsten Liga, der Liga A. In der Gruppe A3 treffen sie neben Dänemark und Island auch auf Wales. Die Gruppensieger ziehen anschließend in das Halbfinale ein und wahren damit die Chance auf die Olympia-Qualifikation.

Um 2024 in Paris dabei zu sein, muss Deutschland also mindestens Gruppensieger werden. Nach der Auftakt-Niederlage ist das alles andere als ein Kinderspiel, und bei einer erneuten Niederlage wäre der Traum von Olympia wohl schon fast geplatzt. Im Worst-Case-Szenario droht sogar der Abstieg aus Liga A - aber noch ist es zu früh für solche Schwarzmalerei.

Eigentlich ist Deutschland gegen Island weiterhin favorisiert. Und doch ist der Trend nicht auf der Seite der DFB-Frauen, die Stimmung sichtlich angespannt. Zu den schwachen Leistungen kommen die anhaltenden Debatten um die Zukunft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die das Team sichtlich beschäftigen.

Was muss gegen Island besser werden?

Unsicherheit, Chancenverwertung, individuelle Patzer: Das waren die großen Mankos gegen Dänemark. Klingt bekannt? Ja, die Probleme sind ähnlich wie bei der WM.

Dass die sich nach dem Turnier auf wundersame Art und Weise in Luft auflösen, war auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Das DFB-Team muss jetzt so schnell wie möglich wieder zu seiner Form finden, denn neben spielerischen Defiziten spielt sicherlich auch das angeknackste Selbstbewusstsein eine Rolle.

"Ich glaube, wir haben uns gerade in ersten Halbzeit ein bisschen schwergetan. Man hat den Rucksack bei der Mannschaft noch ein bisschen gespürt dass [...] Sie haben alles gegeben. Die nötige Sicherheit fehlt einfach gerade, und das merkst du dann", sagte auch Interims-Trainerin Britta Carlson.

Was muss sich also konkret ändern, um wieder in die Spur zu kommen? Gegen Dänemark zeigte sich Deutschland schon im Vergleich zur WM verbessert, gerade in der zweiten Hälfte. Die beiden Gegentore kamen sicherlich nicht aus dem massiven Dauer-Druck der Däninnen, sondern entstanden aus vermeidbaren Fehlern.

Das sieht auch Torhüterin Merle Frohms so. In einem Interview sagte sie: "Es ist auffällig, dass wir in den letzten Spielen Gegentore bekommen haben, die in der Entstehung nicht unbedingt abzusehen waren. Wir lassen aus dem Spiel heraus relativ wenig zu, haben aber immer wieder Momente, in denen wir unaufmerksam sind und den Gegner unnötig zu Chancen kommen lassen."

Merle Frohms
Merle Frohms fordert mehr Aufmerksamkeit in der Defensive / Maja Hitij/GettyImages

Ohne die zwei Szenen hätte das Spiel anders aussehen können, und über die ganzen 90 Minuten war die Defensive nicht das größte Problem. Gegen Island muss sich vor allem die Offensive verbessern. Klare Chancen zu erarbeiten - das war schon vor der WM ein Problem. Deutschland schnürte Dänemark in der zweiten Hälfte streckenweise in der eigenen Hälfte ein, aber hatte bis auf einen Schuss von Sydney Lohmann kaum große Chancen.

Wie ist Island einzuschätzen?

Island hat einige starke Spielerinnen, ist in der Breite aber nicht so gut besetzt wie Deutschland. Trotzdem haben sie in der Vergangenheit schon einige große Teams geärgert, auch wenn die letzten Spiele nicht so stark waren.

Island hat mehrere aus der Bundesliga bekannte Spielerinnen: Allen voran Bayern-Kapitänin Glodis Viggosdottir, die jüngst in München ihren Vertrag verlängerte. Die Innenverteidigerin ist auch für Island eine sehr wichtige Stütze. Ihre Teamkollegin Karolina Vilhjalmsdottir wurde von Bayern für diese Saison nach Leverkusen verliehen, auch die Mittelfeldspielerin ist mit ihrer Kreativität eine Schlüsselspielerin. Der verletzungsbedingte Ausfall der Wolfsburgerin Sveindis Jonsdottir schmerzt dagegen sehr, sie ist mit ihrem Tempo eine wichtige Zielspielerin bei Kontern.

Bei der WM im Sommer war Island nicht dabei, sie verspielten die Qualifikation in den Playoffs mit einer doch recht deutlichen 1:4-Niederlage gegen Portugal. Auch sonst liefen die letzten Spiele eher gemischt: Unentschieden gegen Wales und Neuseeland, knappe Siege gegen Schottland und die Schweiz und ein klares 5:0 gegen die Philippinen, das ist die Bilanz dieses Jahres.

Gegen ein wirklich hochkarätiges Team sind die Isländerinnen dieses Jahr aber noch nicht angetreten, daher sind sie schwer einzuschätzen. Aber bei der letzten EM hat sich Island achtbar geschlagen und mit langen Bällen auf Jonsdottir sowie der Physis gepunktet. Wenn Deutschland defensiv keine Patzer unterlaufen, sollte ein Spiel ohne Gegentor möglich sein, im ersten Nations-League-Spiel gegen Wales zündete Island beim 1:0 auch kein Offensivfeuerwerk.

Aber ob die DFB-Elf die isländische Abwehr knacken kann, ist nochmal eine andere Frage. Leicht wird der Weg aus der Krise sicherlich nicht, und er wäre selbst mit einem Sieg lange nicht vorbei. Zunächst zählen aber nur die drei Punkte, egal wie. "Eigentlich haben wir nichts zu verlieren am Dienstag. Heimspiel, wir wollen natürlich schon auch ein bisschen was wettmachen. Wir haben uns in dem Spiel heute viel, viel mehr vorgenommen und das versuchen wir [am Dienstag] irgendwie umzusetzen", sagte Marina Hegering.

Marina Hegering
Marina Hegering will eine klare Steigerung im Vergleich zum Spiel gegen Dänemark / Maja Hitij/GettyImages

Wie sieht die voraussichtliche Startelf aus?

Die Startelf wird vermutlich ähnlich aussehen wie gegen Dänemark. Statt Sarai Linder könnte Giulia Gwinn rechts hinten starten. Das sähe dann so aus:

Merle Frohms - Giulia Gwinn, Marina Hegering, Kathrin Hendrich, Felicitas Rauch - Lena Oberdorf, Sydney Lohmann, Lina Magull - Nicole Anyomi, Alexandra Popp, Klara Bühl

Zur Pause kam auch Jule Brand für Nicole Anyomi, gut möglich ist es, dass die Wolfsburgerin gegen Island von Anfang an die Chance bekommt. In der Sturmspitze könnte Lea Schüller auch eine Option statt Alexandra Popp sein, aber für Popp spricht ihre Physis.

Die Verletzten-Lage hat sich im Vergleich zum Dänemark-Spiel nicht verändert: Drei Spielerinnen fehlen. Melanie Leupolz vom FC Chelsea hat nach der WM ihren Rücktritt aus dem DFB-Team bekanntgegeben. Die Mittelfeldspielerin, die mit ihrem Sohn zur WM gereist war, will sich auf den Klubfußball konzentrieren.

Sara Däbritz steht wegen eines Trauerfalls in der Familie nicht im Kader. Der Grund für Svenja Huths Abwesenheit ist erfreulicher: Die Wolfsburgerin durfte sich vor Kurzem mit ihrer Ehefrau über die Geburt ihres Sohnes freuen.


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