Deutschland hat den Papst in der Tasche: Die Noten zum 1:0 gegen die Niederlande

Der Sieg der DFB-Elf war äußerst schmeichelhaft
Der Sieg der DFB-Elf war äußerst schmeichelhaft / ANP/GettyImages
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Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat sich im Testspiel gegen die Niederlande glücklich mit 1:0 durchgesetzt. Vor knapp 11.000 Zuschauern in Sittard war es den beiden deutschen Torhüterinnen Merle Frohms und Ann-Kathrin Berger zu verdanken, dass die DFB-Elf als Sieger den Platz verließ.

Tore:
0:1 Sydney Lohmann (53.Minute/Vorarbeit Klara Bühl)


Die Highlights der Partie im Video


Die DFB-Elf in der Einzelkritik

1. Tor & Abwehr

Womens International friendly"The Netherlands women v Germany women"
Die niederländische Stürmerin Lineth Beerensteyn bereitete der deutschen Hintermannschaft große Schwierigkeiten / ANP/GettyImages

TW: Merle Frohms - Frohms bewahrte die DFB-Elf mit erstklassigen Paraden gegen Beerensteyn vor dem Rückstand (30./43.). Bei Spitses direkt getretenem Freistoß (34.) und Martens' Distanzversuch (37.) packte die Wolfsburgerin sicher zu. Das aggressive Anlaufen der Niederländerinnen zwang die deutsche Schlussfrau zwei Mal dazu, den Ball im Aufbauspiel ins Aus zu schlagen - Jammern auf hohen Niveau. Insgesamt bestätigte Frohms einmal mehr, dass sie zu den besten Torhüterinnen der Welt zählt. Zur Pause blieb sie in der Kabine und machte Platz für Ersatzfrau Ann-Kathrin Berger. Bewertung: 8/10

RV: Sophia Kleinherne - Die Frankfurterin war Teil einer äußerst löchrigen deutschen Viererkette. Weder im Spiel mit noch gegen den Ball erwies sie sich als besonders sattelfest. Ihre Zweikampfstärke blitzte hie und da auf, insgesamt aber kein guter Auftritt der 22-Jährigen. Nach vorne setzte sie überhaupt keine Akzente. 4/10

RIV: Sara Doorsoun - Obwohl die 31-Jährige gemeinsam mit ihren Frankfurter Teamkolleginnen Nüsken und Kleinherne auflief, ließ die Abstimmung im deutschen Defensivverbund zu wünschen übrig. Die umtriebige Beerensteyn drehte der DFB-Verteidigung ein ums andere Mal eine lange Nase und hätte mindestens einen Treffer erzielen müssen. Zugute halten muss man Doorsoun, dass sie in der Schlussphase gerade noch gegen Jill Roord klärte und so den Ausgleich verhinderte (84.). 4/10

LIV: Sjoeke Nüsken - Nüsken konnte ebenso wenig wie Nebenfrau Doorsoun verhindern, dass Oranje zu einer Fülle von hochkarätigen Torgelegenheiten kam. Besonders schwach agierte die 22-Jährige kurz vor der Pause, als sie sich im Zweikampf mit Beerensteyn wie ein Schulmädchen überlaufen ließ (43.) - Merle Frohms sei Dank, dass es nicht zum 0:1 einschlug. 3/10

LV: Felicitas Rauch - Dass Feli Rauch nicht die größte Zweikämpferin ist, stellte sie in Sittard zum wiederholten Mal unter Beweis. Der Wolfsburgerin fehlte es an Robustheit und der nötigen Aggressivität, die gegen das Forechecking der Leeuwinnen vonnöten gewesen wären. Im Unterschied zu Außenverteidiger-Kollegin Kleinherne unterliefen ihr allerdings kaum Fehler im Passspiel, auch wenn sie sich ebenso wenig in die Offensive einschaltete wie die Frankfurterin. 4/10

2. Mittelfeld

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Sydney Lohmann (Nummer 8) erzielte das Tor des Tages / ANP/GettyImages

DM: Lena Oberdorf - Dass sich die deutsche Elf nur selten aus der eigenen Hälfte befreien konnte, lag auch an der schwachen Leistung von Lena Oberdorf. Die hochbegabte Sechserin kam nur selten in die Zweikämpfe und leistete sich zu viele Abspielfehler. Im zweiten Durchgang war sie im eigenen Ballbesitz fast unsichtbar. 5/10

ZM: Sara Däbritz - Noch blasser als Oberdorf blieb Sara Däbritz, die in Abwesenheit von Alexandra Popp die Kapitänsbinde trug. Die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon wusste schon bei der EM nicht zu überzeugen und konnte ihren hohen Status im Team auch gegen die Niederlande nicht rechtfertigen. Däbritz nahm viel zu wenig Einfluss aufs Spiel, war Mitläuferin und keine Anführerin. 4/10

ZM: Sydney Lohmann - Das positive Gegenbeispiel lieferte Sydney Lohmann. Der 22-Jährigen gelang längst nicht alles, dafür merkte man ihr an, dass sie die Initiative ergreifen und ihre Chance in der Startelf nutzen wollte. Nicht von ungefähr war es die dynamische Münchnerin, die in der 26. Minute für den ersten deutschen Abschluss sorgte - und schließlich per Kopf den Siegtreffer markierte (53.). Kurz nach dem Seitenwechsel hätte sie allerdings fast die niederländische Führung eingeleitet. Ihr verunglückter Rückpass ermöglichte Lineth Beerensteyn, mutterseelenallein auf das deutsche Tor zuzulaufen. 7/10

RA: Svenja Huth - Ursprünglich wollte die Bundestrainerin in Sittard auf Svenja Huth verzichten und stattdessen Nicole Anyomi von Beginn an ins Rennen schicken. Anyomi fiel jedoch mit einer Fußverletzung kurzfristig aus. "Vertreterin" Huth, die normalerweise gesetzt ist im DFB-Team, erwischte prompt einen rabenschwarzen Tag und spielte einen Fehlpass nach dem anderen. Dass sich die 32-Jährige wie gewohnt auch im Eins-gegen-eins nicht durchsetzen konnte, machte die Sache nicht besser. Trotzdem hätte sich die Wolfsburgerin mit einer gut getimtem Flanke auf Waßmuth beinahe in die Vorlagenliste eingetragen (30.). Waßmuths Kopfball landete aber knapp über dem Tor. 3/10

LA: Jule Brand - Über weite Strecken der Partie ging bei Toptalent Jule Brand so gut wie gar nichts - außer Fehlpässe und Ballverluste. In der letzten halben Stunde, als die Räume in der niederländischen Hälfte größer wurden, kam sie dann aber doch etwas besser ins Spiel und setzte etwa Klara Bühl gut in Szene (65.) 4/10

3. Angriff

Stefanie van der Gragt, Tabea Wassmuth
Tabea Waßmuth (links), im Zweikampf mit Gegenspielerin Stefanie van der Gragt / Frederic Scheidemann/GettyImages

ST: Tabea Waßmuth - Waßmuth konnte ihre Chance in der Startelf nicht nutzen. Die Wolfsburgerin war vorne oft allein auf weiter Flur und schaffte es weder die Bälle festzumachen noch ihre Schnelligkeit auszuspielen. Ihre einzige vielversprechende Gelegenheit hatte die 26-Jährige nach einer halben Stunde, als sie eine Flanke von Huth knapp über das niederländische Tor beförderte. Kurz vor Ende der Partie bediente sie die eingewechselte Freigang mit einer schönen Hereingabe von der rechten Seite, die Jokerin scheiterte aber am Pfosten. 5/10


Einwechslungen

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Ann-Kathrin Berger knüpfte nahtlos dort an, wo Merle Frohms aufgehört hatte / ANP/GettyImages

Ann-Kathrin Berger (46. für Frohms) - Falls Ann-Kathrin Berger bei ihrer Einwechslung auf einen entspannten Abend gehofft hatte, wurde sie nur Sekunden später eines Besseren belehrt. Nach einem Katastrophen-Fehlpass von Sydney Lohmann musste die Torfrau vom FC Chelsea nicht nur gegen Lineth Beerensteyn ihre ganze Klasse aufbieten, sondern auch Daniëlle van de Donks Nachschuss mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken. Noch krasser war allerdings ihre Parade gegen Damaris Egurrola, die die deutsche Nummer zwei auch aus fünf Metern nicht überwinden konnte (86.). 9/10

Klara Bühl (46. für Huth) - Bühl brachte richtig viel Schwung. Die Bayern-Spielerin bereitete per Ecke den Siegtreffer vor und hätte sich beinahe auch selbst in die Torschützenliste eingetragen. Aus vielversprechender Position zielte sie aber zu zentral und scheiterte an der niederländischen Schlussfrau Daphne van Domselaar (65.). 7/10

Lina Magull (62. für Lohmann) - Magull konnte in ihrer 30-minütigen Einsatzzeit nicht viel bewegen, viel aber sofort mit ihrer Ballsicherheit auf.  Ohne Bewertung

Chantal Hagel (62. für Rauch) - Die Hoffenheimerin kam überraschend für die linke Abwehrseite. Dort machte sie ihre Sache ordentlich, hätte nach einem Fehlpass in der Vorwärtsbewegung aber beinahe den Ausgleich verschuldet (84.). Beim Gegenstoß der Niederländerinnen war es Sara Doorsouns Fußspitze und dem Zögern von Oranjes Jill Roord zu verdanken, dass es beim 1:0 blieb. Ohne Bewertung

Alexandra Popp (62. für Oberdorf) - Mit der Kapitänin war sofort mehr körperliche Präsenz im Spiel. Nennenswerte Aktionen hatte Popp zwar nicht, ihre Einwechslung trug aber dazu bei, dass die Niederlande nicht mehr ganz so viel Druck ausübte wie zuvor. Ohne Bewertung

Laura Freigang (78. für Brand) - Die Frankfurterin verpasste nur um Haaresbreite ihr Jokertor. Ihre Direktabnahme nach Flanke von Waßmuth krachte an den Pfosten (86.). Ohne Bewertung


90min im Gespräch mit der niederländischen Nationalspielerin Jill Bayings (Bayer Leverkusen)