Der Urknall der Weißen Galaxis! Heute vor 20 Jahren wurde Figo bei Real Madrid vorgestellt!

KAZUHIRO NOGI/Getty Images
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Heute vor zwanzig Jahren wurde Luis Figo als neuer Spieler von Real Madrid im Bernabéu-Stadion den Fans vorgestellt. Die Verpflichtung des Portugiesen war der Startschuss der Ära der Galaktischen.

Lorenzo Sanz' strategischer Fehler, Neuwahlen einzuberufen

Doch eigentlich hätte in jenem Sommer 2020 gar nichts passieren dürfen. Denn zu der Zeit war Lorenzo Sanz amtierender Präsident und noch bis 2021 im Amt. Um sich aber ein robusteres Mandat für die Zukunft zu sichern, hielt Sanz es für eine gute Idee, die für 2021 vorgesehenen Präsidentschaftswahlen ein Jahr vorzuziehen. Er glaubte, dass unter dem Eindruck der zwei Champions League-Triumphe 1998 und 2000 die Fans ihm ihr eindeutiges Votum geben würden.

Doch der Gegenkandidat war Florentino Pérez. Schon lange hatte der auf das Amt des Präsidenten hingearbeitet. Fünf Jahre zuvor hatte er gegen Ramón Mendoza verloren. Jetzt sah er seine Chance gekommen. Mit Versprechungen, die man seriöserweise gar nicht geben kann, lockte er die Fans an die Urnen, um ihm die Stimme zu geben. Wenn er zum Präsidenten gekürt würde, so seine tagtäglichen Ankündigungen, würde er einen der größten Stars jener Zeit ins Bernabéu holen: Luis Figo.

Der irre Plan von Perez ging auf!
Der irre Plan von Perez ging auf! / PHILIPPE DESMAZES/Getty Images

Figo fühlte sich in Barcelona nicht ausreichend gewürdigt

Der war zu diesem Zeitpunkt beim FC Barcelona unter Vertrag. Auch dort wurden in diesem Sommer Wahlen zum Präsidenten abgehalten. Doch Figo fühlte sich bei den Katalanen nicht ausreichend gewürdigt. Mit vier Millionen Euro Jahresgehalt (brutto) gehörte der Mittelfeldspieler beileibe nicht zu den Top-Verdienern in der Liga. Obwohl seine sportlichen Leistungen es durchaus gerechtfertigt hätten. Nicht umsonst war er Wochen zuvor zum besten Spieler der EURO 2000 (die man getrost als die spielerisch beste aller Zeiten bezeichnen kann, trotz des Rumpelfußballs der DFB-Auswahl) gewählt worden.

Und dass er in Barcelona nicht in den baldigen Genuss einer Gehaltserhöhung kommen würde, machte der noch amtierende Klub-Chef Josep Núñez in seiner letzten Rede vor den Klub-Mitgliedern mehr als deutlich: "Vor einem Jahr hat er einen Fünfjahres-Vertrag über 3.500 Millionen Peseten (=21 Millionen Euro) brutto unterschrieben und verdient 38 % mehr als der zweitbestbezahlte im Kader." Was Núnez nicht explizit, aber durch die Blume sagte: Mehr gibt es nicht. Damit, dass Real die vertraglich fixierte Ablösesumme auf den Tisch legen könnte und sich den Spieler holen könnte, rechnet niemand in Barcelona.

Real bot ihm fast das dreifache Gehalt!

Über den Mittelsmann Paolo Futre verschaffte sich Pérez währenddessen Zugang zum Umfeld von Figo. Und schnell wurde klar: hier hatten sich zwei gefunden. Das Angebot der Madrilenen: 6 Millionen Euro jährlich. Netto! Fast das dreifache, was er zuvor in Barcelona erhalten hat. Pérez und Figo stimmten sich ab: sollte der Bauunternehmer die Wahlen gewinnen, würde der Portugiese kommen. Als Sicherheit ließ sich Pérez von Figo eine Strafzahlung von umgerechnet 30 Millionen Euro in die Abmachung schreiben, falls der Spieler doch noch einen Rückzieher machte. Mit diesem Geld wiederum hätte Pérez die ob des geplatzten Deals enttäuschen Fans von Real besänftigen wollen.

Doch soweit kommt es nicht. Am 16. Juli 2000 gewinnt Pérez tatsächlich und gegen jede Prognose die Präsidentschaftswahlen bei Real Madrid und wird Vereinsboss. Acht Tage später wird Figo im Bernabéu-Stadion präsentiert. Die schlechte Miene, die der Portugiese damals an den Tag legte, klärte sich erst Jahre später auf: in einem letzten verzweifelten Versuch, ihn von der Unterschrift bei den Blancos abzubringen, wurde er kurz vor der offiziellen Vorstellung von einem Unbekannten angerufen, der ihm sagte, er habe Nackfotos von seiner Frau und würde sie einer bekannten spanischen Zeitschrift zuspielen, wenn er unterschriebe.

Luis Figo wurde Teil der Galacticos
Luis Figo wurde Teil der Galacticos / Ross Kinnaird/Getty Images

Der Anruf stellte sich am Ende als Bluff heraus. Und Figo unterschrieb. Bei seinem ersten Spiel als Gastspieler im Nou Camp wurde Figo von den Ultras der Blaugrana mit einem aufs Spielfeld geworfenen Schweinekopf begrüßt. Der Auftakt zu einer jahrelang währenden Hass-Beziehung zu seinen alten Fans.