Der Effzeh kann keine Geisterspiele: Köln fehlt der zwölfte Mann

Ohne Zuschauer fehlt es beim Effzeh an Rückgrat
Ohne Zuschauer fehlt es beim Effzeh an Rückgrat / RONALD WITTEK/Getty Images
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Der Sturmlauf des 1. FC Köln hat ein jähes Ende gefunden. Seit vier Spielen ist der Effzeh ohne Sieg. Dabei hat sich in der Mannschaft nichts getan, viel eher sind es die Zuschauer, die den Kölnern so sehr fehlen. Die Geisterspiele brachten den Aufsteiger mächtig aus dem Tritt.

Vor der Coronakrise waren die Geißböcke die Mannschaft der Stunde. Der 1. FC Köln eilte von Sieg zu Sieg und verbreitete noch einmal leise Hoffnungen auf Europa. Spielerisch stark und mit einer leidenschaftlichen Mentalität ausgestattet, waren die Rückschläge vom Beginn der Hinrunde vergessen. Die Fans sorgten für die entscheidende Unterstützung.

Doch dann kam der Bruch. Als erste Mannschaft mussten die Kölner noch vor der Unterbrechung gegen Borussia Mönchengladbach vor leerer Kulisse auflaufen. Schon die erste Partie zeigte, dass den Geißböcken ein wichtiger Teil fehlte. Anders sind die seitdem enttäuschenden Auftritte nicht zu erklären.

Die Kölner sind zuschauerverwöhnt

Speziell bei den heimischen Auftritten ließ der Effzeh gegen vermeintliche Abstiegskandidaten das Feuer vermissen. Im Derby gegen Fortuna Düsseldorf wachte die Mannschaft zu spät auf. Es waren keine Fans da, die das Team ordentlich wach rütteln konnte. Die Spieler selbst zeigten auf dem Feld nur wenig Initiative. Da Pfiffe oder Buh-Rufe ausblieben, fehlte den Stars vermutlich aber der Eindruck der eigenen Negativleistung.

Dabei kann man gut und gerne sagen, dass die Kölner enorm zuschauerverwöhnt sind. Selbst nach dem Abstieg vor zwei Jahren stand der Großteil der Fans noch immer hinter dem Traditionsklub. An Stimmung und mitreißenden Fangesängen sind die Anhänger kaum zu überbieten. Nach der furiosen Serie in der Liga wurde der Support sogar noch besser.

Sind die Kölner vielleicht auf das kritische Auge der Zuschauer angewiesen?
Sind die Kölner vielleicht auf das kritische Auge der Zuschauer angewiesen? / Pool/Getty Images

Nun fehlt dieser, und der Mannschaft ist der Verlust deutlich anzumerken. Es mag Klubs geben, die durch den vollen Fokus auf das Spiel andere Stärken entdecken und ohne Zuschauer noch bessere Leistungen abliefern. Zu diesen Teams gehört der 1. FC bestimmt nicht. Sei es die erfolgreiche Vergangenheit oder einfach die Philosophie des Vereins, doch das Fehlen der Fans macht sich bei den Kölnern deutlich bemerkbar.

Damit wäre auch die Frage geklärt, ob sich die Geisterspiele nicht sogar positiv auf den Fußball auswirken könnten. Beim Aufsteiger ist dies nicht der Fall, die Mannschaft macht auch nicht den Anschein, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Mit einem halbwegs versöhnlichen Abschluss sollten die Rheinländer die Saison dennoch zu Ende bringen. Schließlich sollen die Anhänger zur neuen Spielzeit wieder voll hinter der Mannschaft stehen können.