Der Bayern-Kader 20/21: Tatsächlich schwächer als im Vorjahr?

Hansi Flick zeigte sich in dieser Saison häufig unzufrieden mit dem Münchner Kader.
Hansi Flick zeigte sich in dieser Saison häufig unzufrieden mit dem Münchner Kader. / Matthias Hangst/Getty Images
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In den letzten Wochen beschwerte sich Bayern-Coach Hansi Flick mehrmals über die Kaderzusammenstellung. Dieser habe nämlich im Vergleich zum Triple-Jahr einiges an Qualität eingebüßt. Wir möchten daher den Bayern-Kader der Vorsaison mit dem von dieser Saison vergleichen und analysieren, inwieweit Flick mit seiner Aussage recht hat.


Mit Alexander Nübel für Sven Ulreich gab es auf der Torhüterposition eine Veränderung. Während der erfahrene und verlässliche Ulreich zum HSV wechselte, übernahm das Torwart-Talent die Rolle als Nummer zwei. Sportlich hat sich durch diesen Wechsel wenig geändert. Hätten die Bayern jedoch weiter auf den Ex-Stuttgarter gebaut, wäre ihnen einiges an Ärger erspart geblieben. Die vermeintliche Einsatz-Garantie könnte vielleicht sogar zur Kluft zwischen Salihamidzic und Flick beigetragen haben. Zudem strebt Nübel eine Leihe an, weshalb die Bayern wohl nach Ersatz suchen müssen.

Nianzou und Sarr bislang wirkungslos

In der Verteidigung blieb personell eigentlich fast alles beim Alten. Im Sommer kamen lediglich Tanguy Nianzou und Bouna Sarr dazu. Allerdings fiel der Youngster fast die ganze Saison aus und stellte somit noch keine Verstärkung dar. Sarr enttäuschte auf ganzer Linie und spielt wie sein Vorgänger Odriozola keine Rolle. Als Neugewinn kann man höchstens Lucas Hernández sehen. Der 80-Millionen-Mann stand zwar bereits in der Vorsaison im Kader, fand aufgrund von zahlreichen Verletzungen und Formschwächen jedoch nicht wirklich statt. Da auch Niklas Süle seine Kreuzbandverletzung überstanden hat, kann man durchaus sagen, dass der Bayern-Coach in der Defensive sogar leichteres Spiel hatte.

Abgang von Thaigo schwächt das Bayern-Mittelfeld

Mit dem Blick ins Mittelfeld wendet sich dieses Bild jedoch etwas. Mit Thiago Alcantara haben die Münchner nämlich einen ganz wichtigen Spieler verloren. Zwar ersetzen Kimmich und Goretzka den Spanier gut, so fehlen dem Zentrum der Bayern die Fähigkeiten des 29-Jährigen dennoch. Mit seiner Technik, Ballführung und Passstärke brachte der Spanier Fähigkeiten mit, die es in der Form im Kader nicht mehr gibt. Als Ersatz kam lediglich Marc Roca und der junge Tiago Dantas. Da beide keine große Rolle spielen, hat das Münchner Mittelfeld definitiv an Qualität eingebüßt. Auch in der Breite sieht es nach dem Abgang von Cuisance und der Verletzung von Tolisso weniger gut aus.

Leroy Sané bislang noch kein klares Upgrade

Im offensiven Mittelfeld sollte Leroy Sané die neue Wunderwaffe der Münchner werden. Der deutsche Nationalspieler benötigte nach seiner Verletzung aber viel Zeit und ist auch jetzt noch nicht über jedem Zweifel erhaben. Ein Upgrade gegenüber Kingsley Coman und Serge Gnabry ist er jedenfalls noch nicht. In der vergangenen Saison erledigten Philippe Coutinho und Ivan Perisic ihre Aufgabe als Joker sehr gut. In Summe hat die Kombination der Vorsaison ein wenig besser gepasst. Groß ist der Qualitätsverlust jedoch nicht, zumal die Bayern nun mit Jamal Musiala auf ein aufstrebendes Talent setzen können. Die Leihe von Costa kann dagegen nicht als Zugewinn gewertet werden.

Choupo-Moting ersetzt Zirkzee als Lewandowski-Vertreter

Im Angriff hat sich im Vergleich zum Vorjahr recht wenig getan. Eric Maxim Choupo-Moting kam als Back-up für Robert Lewandowski. Dafür verließ Joshua Zirkzée den Klub per Leihe. Ein erfahrener zweiter Mittelstürmer ist durchaus von Vorteil, selbst wenn er keine überragenden Qualitäten besitzt. Jetzt nach dem Ausfall von Lewandowski verfügen die Bayern natürlich über einen schwächeren Angriff, in weiten Teilen der Saison war dies jedoch nicht der Fall.

Fazit: Thiago-Angang schwächt die Bayern im Vergleich zum Vorjahr leicht

Insgesamt gesehen kann also nicht die Rede davon sein, dass der Bayern-Kader im Vergleich zum Vorjahr wesentlich an Qualität eingebüßt hat. Lediglich im Mittelfeld schmerzt der Abgang von Thiago Alcantara und ein wenig der von Perisic. Der Ärger von Hansi Flick ist aber trotzdem verständlich. Im Sommer 2020 hätte man einige Back-up-Rollen an junge und ambitionierte Spieler verteilen können. Spieler wie Bouna Sarr oder Douglas Costa haben definitiv nicht geholfen.