Das Luxusproblem im Tor der DFB-Frauen

Ann-Katrin Berger war in der Partie gegen die Niederlande zur Halbzeit für die verletzte Merle Frohms eingewechselt worden
Ann-Katrin Berger war in der Partie gegen die Niederlande zur Halbzeit für die verletzte Merle Frohms eingewechselt worden / ANP/GettyImages
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Normalerweise wäre es für jede Mannschaft eine Schreckensnachricht, wenn die Stammtorhüterin verletzungsbedingt abreisen muss. Zwar ist der Verlust von VfL Wolfsburgs Merle Frohms ein herber Schlag für Martina Voss-Tecklenburgs DFB-Elf, trotzdem hat dies in keinster Weise Einfluss auf die Qualität im deutschen Tor. Sowohl die erfahrene Ann-Katrin Berger als auch die jungen Talente stehen bereit, um ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Merle Frohms - Die erste Wahl

Am Montag teilte Bundestrainerin auf der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen Brasilien mit, dass Torhüterin Merle Frohms aufgrund von "anhaltenden unteren Rückenbeschwerden" vorzeitig von der deutschen Frauen-Nationalmannschaft abreisen musste. Die 28-Jährige hatte bereits in der letzten Partie gegen die Niederlande (1:0) zur Halbzeit durch Ann-Katrin Berger ersetzt werden müssen, die anschließend von den deutschen Fans zur Spielerin des Spiels gekürt worden war. Frohms kehtre nun frühzeitig für weitere Behandlungen nach Wolfsburg zurück.

Paris Saint-Germain v VfL Wolfsburg: Quarter-Final 1st Leg - UEFA Women's Champions League
Merle Frohms im Spiel gegen Paris Saint-Germain / Christian Liewig - Corbis/GettyImages

Ann-Katrin Berger - Die Kämpferin

Berger wird also aller Voraussicht nach gegen Brasilien im Tor beginnen. Die Schlussfrau, die auf Vereinsebene für den FC Chelsea aufläuft, hatte zuletzt konstant überzeugende Leistungen abgeliefert. So wurde sie beispielweise im wichtigen Elfmeterschießen gegen Olympique Lyon mit zwei gehaltenen Schüssen zur Hauptakteurin und ebnete damit ihrer Mannschaft – auch hier als Spielerin des Spiels – den Weg zum Halbfinale in der Frauen Champions League.

Über den Kampf um den Stammplatz im Tor der DFB-Frauen teilte die Chelsea-Schlussfrau web.de mit: "Ich versuche, es der Trainerin so schwer wie möglich zu machen."  Die 32-Jährige hat in der Vergangenheit schon größere Hindernisse überwunden, wie zuletzt ihre zweite Krebserkrankung. Bereits im November 2017 hatte die Torhüterin mit Schilddrüsenkrebs zu kämpfen, der im Sommer letzten Jahres erneut behandelt werden musste. Umso beeindruckender kann ihre aktuelle Form angesehen werden. Gegen Brasilien wird sie die nächste Chance erhalten, um ihr Können unter Beweis zu stellen und den Konkurrenzkampf auf einem hohen Niveau zu halten.

Ann-Katrin Berger
Ann-Katrin Berger hält einen Elfmeter von Lyon im Viertelfinale der Frauen Champions League / Mike Hewitt/GettyImages

Auch hinter Berger drängen sich die Anwärterinnen auf mehr Spielzeit in der DFB-Elf. Da wären beispielsweise noch die "jungen Wilden" bestehend aus Maria Luisa Grohs vom FC Bayern München, Frankfurt-Torhüterin Stina Johannes sowie Ena Mahmutovic vom MSV Duisburg, die allerdings nicht im aktuellen Aufgebot steht.

Grohs, Johannes und Mahmutovic - Die jungen Wilden

Der FC Bayern München steht derzeit mit nur vier Gegentoren in 17 Spielen auf dem ersten Tabellenplatz der Frauen-Bundesliga. Neben der starken Abwehrleistung ist vor allem "Mala" Grohs für das gute Torverhältnis der Münchnerinnen verantwortlich. Nachdem sie letzten Sommer unter Trainer Alexander Straus etwas überraschend zur Stammtorhüterin wurde, konnte die 21-Jährige aus Münster nicht nur Erfahrung auf nationaler und internationaler Ebene sammeln, sondern auch am Selbstvertrauen in ihre Fähigkeiten arbeiten. Der Lohn: Im Oktober wurde sie erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert.

Maria-Luisa Grohs
Mala Grohs ist mittlerweile nicht mehr aus dem Tor des FC Bayern München wegzudenken / Adam Pretty/GettyImages

Ebenso wie Grohs ist auch Stina Johannes fester Bestandteil ihrer Vereinsmannschaft, der Frankfurter Eintracht. Nach dem Frohms-Wechsel von Frankfurt zu Wolfsburg wurde Johannes zu ihrer Nachfolgerin. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass sich die 23-jährige Hannoveranerin vor ihrer Ankunft im neuen Verein erst Spielpraxis beim japanischen Erstligisten INAC Kobe Leonessa einholte. Diese Erfahrung erwies sich bei der Ankunft in Frankfurt als besonders wertvoll, wo sie zum wichtigen Rückhalt für ihre Mannschaft heranreifte.

Stina Johannes
Stina Johannes - Torhüterin von Eintracht Frankfurt / Martin Rose/GettyImages

Die Dritte im Bunde der jungen Talente ist Ena Mahmutovic. Die Duisburger Torhüterin – mit erst 19 Jahren die Jüngste in der Runde – hatte bisher einen erheblichen Anteil am bissigen und kämpferischen Auftreten der Zebras im Abstiegskampf ihrer Mannschaft.

Janina Leitzig - Die hochkarätige Alternative

Zuletzt sollte man in dieser Auflistung Janina Leitzig nicht vergessen. Die Schlussfrau war bis zur Winterpause nur zweite Wahl beim FC Bayern gewesen, weswegen sie auf Leihbasis zu Leicester City in die englische Women’s Super League (WSL) gewechselt war. Dort hat sie seitdem keine lange Anlaufzeit gebraucht, um sich für das abstiegsbedrohte Team unverzichtbar zu machen. Gleich im ersten Monat nach ihrer Ankunft wurde sie als WSL-Spielerin des Monats Februar nominiert, nachdem sie einen ligainternen Rekord für die meisten gehaltenen Bälle innerhalb eines Spiels aufgestellt hatte. Zwar wurde sie nun seit längerem nicht mehr in den Kader der Nationalmannschaft berufen, trotzdem stellt sie eine qualitativ hochwertige Alternative dar.

Anhand dieser Auswahl ist klar erkennbar, dass sich Martina Voss-Tecklenburg sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft nicht allzu große Gedanken um die Torhüterin-Position machen muss. Die größte Schwierigkeit, die auf sie zukommen wird, ist die Qual der Wahl bei der Entscheidung, wer als Nummer eins starten soll.