Daniel Thioune - die Neuausrichtung beim Hamburger SV bekommt ein Gesicht

Soll den HSV mit kleinen Schritten wieder nach oben führen: Daniel Thioune
Soll den HSV mit kleinen Schritten wieder nach oben führen: Daniel Thioune / Pool/Getty Images
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Vorbehaltlich der noch ausstehenden Einigung bezüglich der Ablösemodalitäten hat der Hamburger SV einen Nachfolger für Dieter Hecking als Cheftrainer der Rothosen gefunden. Daniel Thioune (45) vom VfL Osnabrück soll das neue Projekt der Hamburger anführen.

Hecking wollte Erstliga-Bedingungen

Diese Verpflichtung ist ein Bekenntnis von Sportvorstand Jonas Boldt. Das Bekenntnis zu einer neuen Bescheidenheit beim HSV. Bis zum Freitag stand noch die Option im Raum, es mit Dieter Hecking noch ein weiteres Jahr zu probieren. Doch der 55-Jährige, der sich selbst als "Erstligatrainer" sieht, hätte wohl Ansprüche bezüglich der Kaderzusammenstellung erhoben.

Ansprüche, die ihm der Klub wiederum nicht gewähren wollte (weil nicht konnte). Denn sie wären kostspielig gewesen. Schon der erste Zweitliga-Kader des HSV war einer der teuersten der gesamten Liga, der letztjährige wurde ebenfalls nur von einem Klub (VfB Stuttgart) getoppt. Das Ergebnis beider Spielzeiten ist bekannt. Jetzt versucht der HSV das Gegenmodell zu entwickeln. Teils dem drängenden Diktat der wirtschaftlichen Begebenheiten unterworfen, vielleicht aber auch schon als Manifestation der neuen Philosophie.

Dieter Hecking verlässt den HSV nach einer Saison
Dieter Hecking verlässt den HSV nach einer Saison / Alex Grimm/Getty Images

Denn der HSV wird sich bei der Zusammensetzung des Kaders für die kommende Saison nicht mehr in den höheren Regalen bedienen können, sondern wird zwangsläufig auf ökonomischere Methoden zurückgreifen müssen. Im Profi-Fußball bedeutet das in der Regel die stärkere Einbeziehung von Talenten. Seien sie aus dem eigenen Haus oder von außerhalb. Und als ein Entwickler und Förderer junger Talente ist Dieter Hecking während seiner gesamten Karriere nicht hervorstechend aufgetreten. Natürlich hat er in zwanzig Jahren Trainertätigkeit mit Hunderten von jungen Spielern zu tun gehabt, aber ein ausgesprochener Talente-Spezialist war er nie. Was auch nicht weiter schlimm ist und an seiner Bilanz auch keinen Makel hinterlässt. Doch für die zukünftige Ausrichtung und den nun zu bestreitenden Weg des HSV war er schlicht nicht mehr der geeignete Mann.

Thioune als Moderator der neuen Vereinsphilosophie

Der soll nun Daniel Thioune sein. Sonderlich umfangreich ist dessen bisherige Vita nicht. Erste Sporen erwarb er sich beim damaligen Zweitligisten Rot-Weiss Ahlen, wo er in der Saison 2010/2011 als Co-Trainer (unter Arie van Lent) fungierte. Nach einem Jahr ging es erneut zu Rot-Weiß - aber diesmal zu dem in Erfurt. Hier wirkte Thioune als Scout. Zur Saison 2013/14 dann der Schritt zum VfL Osnabrück, wo Thioune zunächst für zwei Jahre die U17 trainierte, ehe er sich dann für zwei weitere Jahre der U19 widmete. Dies tat er offensichtlich so gut, dass ihn die Klubbosse im Oktober 2017 als Nachfolger für den sehr beliebten Trainer der Herrenmannschaft, Joe Enochs, auserkoren. Die erste Mannschaft des VfL brachte Thioune zunächst in ruhigere Fahrwasser, ehe er sie in der vergangenen Saison etwas überraschend in die Zweite Liga führte. Von vielen als sicherer Abstiegskandidat angesehen, konnte Thioune und sein VfL am Ende recht souverän die Klasse halten. Die vier Punkte, die er dabei in den beiden Spielen gegen den HSV erringen konnte, haben bei dieser Unternehmung auch ihren wertvollen Beitrag geleistet.

Mit Daniel Thioune bekommt der von vielen erhoffte Neubeginn des HSV, im Sinne einer völlig neuen strategischen Ausrichtung, das dazu passende Gesicht. Thioune ist jetzt gefordert, auf die wirtschaftlichen Herausforderungen und die damit einhergehenden weniger vorhandenen monetären Mittel mit einem kreativen, die Jugend einbeziehenden Konzept zu antworten. Also im Grunde genommen eine Weiterführung seiner bisherigen Arbeit in Osnabrück. Wie lange dieser Weg sein wird, sollte dabei erstmal zweitrangig sein.