Corona-Fälle bei internationalen Spielen: So ergibt es keinen Sinn mehr

Sein Verband spielt ein gefährliches Spiel: UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
Sein Verband spielt ein gefährliches Spiel: UEFA-Präsident Aleksander Ceferin / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Die Länderspiele der Nationalmannschaften haben schon allein wegen des engen Terminkalenders für Ärger bei den Vereinen gesorgt. Nach den positiven Corona-Tests einiger Spieler dürfte die Kritik nicht abebben. Vielmehr verdeutlichen die jüngsten Entwicklungen, dass internationale Partien keinen Sinn ergeben.

In Deutschland ging das Hygienekonzept der DFL beinahe problemlos auf. Einzig Dynamo Dresden wurde am Ende der vergangenen Saison aufgrund von Corona-Infektionen und einer daraus resultierenden Quarantäne der gesamten Mannschaft zum Leidtragenden. Da die DFL keine Nachholspiele über den 30. Juni hinaus ansetzen wollte, musste die SGD neun Pflichtspiele innerhalb von 29 Tagen absolvieren, bis einschließlich dem 33. Spieltag standen nur englische Wochen auf dem Programm. Am Ende stieg der Verein in die 3. Liga ab.

Darüber hinaus hielten sich die Infektionen in der Bundesliga und der 2. Bundesliga in Grenzen. Vereinzelt mussten Spieler und / oder Mitarbeiter samt Kontaktpersonen isoliert werden, der Rest konnte aber wie gehabt trainieren und sich auf die Partien vorbereiten, sofern es das Gesundheitsamt erlaubt hat. Das Hygienekonzept funktionierte, weil die Vereine komplett abgeschottet wurden und in ihrer eigenen Blase gelebt haben. Bei Europapokal- und Länderspielen werden die Mannschaften jedoch aus ihrer Blase geholt; und das birgt Gefahren, denn jedes Land hat die Ausbreitung des Coronavirus unterschiedlich unter Kontrolle und nicht jeder Verband setzt das Hygienekonzept so konsequent um.

Ob auf Vereins- oder Nationalmannschaftsebene: Die Gefahr ist groß

In den Playoffs für die Champions League etwa mussten Red Bull Salzburg und Maccabi Tel Aviv gegeneinander antreten, obwohl der israelische Klub vor dem Hinspiel bekanntgegeben hatte, dass je sieben Spieler und Betreuer positiv auf das Virus getestet wurden. Letztlich seien sogar elf Spieler positiv getestet worden (via Spox). Die UEFA ließ das Hin- und Rückspiel dennoch austragen - am vergangenen Wochenende gab der österreichische Serienmeister schließlich bekannt, dass drei Spieler positiv auf Covid-19 getestet worden sind.

Bei der deutschen U21-Nationalmannschaft soll Stephan Ambrosius positiv getestet worden sein. Das Spiel gegen Moldawien soll trotzdem stattfinden.
Bei der deutschen U21-Nationalmannschaft soll Stephan Ambrosius positiv getestet worden sein. Das Spiel gegen Moldawien soll trotzdem stattfinden. / Martin Rose/Getty Images

Bei der deutschen U21-Nationalmannschaft soll es indes Stephan Ambrosius vom Hamburger SV erwischt haben, wie der NDR und Sport1 berichten. Der Spieler und die Kontaktpersonen werden nach Angaben des DFB isoliert, das EM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien am Freitagabend (18:!5 Uhr) steht aber nicht zur Debatte. Zwar seien die übrigen Spieler negativ getestet worden, doch nach den Vorfällen zwischen Tel Aviv und Salzburg sind Zweifel daran, ob tatsächlich alles so reibungslos ablaufen wird, angebracht.

Wird Borussia Dortmund vorerst fehlen: Manuel Akanji
Wird Borussia Dortmund vorerst fehlen: Manuel Akanji / DeFodi Images/Getty Images

Auch der Schweizer Verband meldete zwei Corona-Fälle. Bei seiner Ankunft wurde Xherdan Shaqiri vom FC Liverpool positiv getestet, später auch Innenverteidiger Manuel Akanji von Borussia Dortmund. Beide Infektionen seien unabhängig voneinander. Wegen eines Bluttests, der auf Antikörper hinweise, prüfe die Gesundheitskommission der UEFA sogar, ob Shaqiri im Länderspiel gegen Spanien am Samstag eingesetzt werden darf, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Internationaler Fußball kann nicht funktionieren

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie steht ein unangenehmer Herbst bevor. Am Freitag meldete das Robert-Koch-Institut über 4500 Neuinfektionen in Deutschland innerhalb der letzten 24 Stunden. Wie der Live-Ticker des Münchner Merkur aufzeigt, steigen auch in weiteren europäischen Ländern die Fallzahlen (zum Teil sogar auf ein neues Rekordhoch). Inmitten dieser Phase kann Profi-Sport bei entsprechenden Maßnahmen auf nationaler Ebene funktionieren, international ist er jedoch zum Scheitern verurteilt, wenn Spiele in Risikogebieten stattfinden müssen oder Mannschaften trotz zahlreicher Infektionen auf das Spielfeld gebeten werden.

Sinnbildlich für die Verantwortungslosigkeit ist nicht nur das Verhalten der UEFA in der Causa Tel Aviv gegen Salzburg, sondern auch das des italienischen Ligaverbandes beim Spitzenspiel zwischen Juventus Turin und der SSC Neapel. Das zuständige Gesundheitsamt hatte Napoli untersagt, nach Turin zu reisen und die Partie anzutreten. Der Verband pochte jedoch darauf, dass der Verein antreten muss, da theoretisch 13 gesunde Spieler aus dem Kader hätten eingesetzt werden können. Also bereiteten sich alle anwesenden Personen im Juventus Stadium - inklusive Juve - auf ein Top-Spiel vor, das nicht stattgefunden hat und niemals stattgefunden hätte. Wie schon bei der Erstellung des Terminkalenders für diese Saison wird mit der Gesundheit der Spieler gespielt, damit das Geschäft nicht einbricht. Dieser ungeheure Egoismus ist bedenklich. So ergibt das alles keinen Sinn mehr.