Chelseas Mendy empört über latent-rassistische Berichterstattung: "Nicht schwer, zwei Gesichter zu unterscheiden!"
Von Guido Müller
Keiner möchte mit einem der mehrfachen Vergewaltigung Beschuldigten verwechselt werden. Doch genau dies geschieht mit Edouard und Ferland Mendy, die in den Medien zuletzt häufig mit dem in Untersuchungshaft sitzenden Manchester-City-Spieler Benjamin Mendy verwechselt wurden.
Der Name Mendy ist in der Fußball-Welt zur Zeit in aller Munde. Leider nicht nur im sportlichen Bereich. Benjamin Mendy, dem (vorerst suspendierten) Spieler der Skyblues, der seit August in Untersuchungshaft sitzt, wird mehrfache Vergewaltigung und sexuelle Nötigung vorgeworfen.
Da will natürlich keiner mit ihm einfach so verwechselt oder gleichgestellt werden. Genau dies aber widerfährt zuletzt in unschöner Regelmäßigkeit sowohl dem gleichnamigen Abwehrspieler von Real Madrid (Ferland Mendy) als auch dem Torhüter des FC Chelsea (Edouard) Mendy. Beide übrigens weder untereinander, noch mit dem Beschuldigten verwandt.
Der Keeper der Blues ist mit seiner mehr als nachvollziehbaren Empörung über diesen Umstand nun an die Öffentlichkeit gegangen und twitterte vor Kurzem: "Es ist traurig, dass im Jahr 2021, sowohl in England als auch in Frankreich, manche Schwarzen keine unterschiedlichen Namen und Gesichter haben."
"Solche fotografischen Fehler", fuhr der Torhüter fort, "mögen manchem nur anekdotisch erscheinen - aber sie sind hochgradig symbolisch. Es sollte nicht so schwierig sein, zwei Gesichter zu unterscheiden. Vor allem, wenn sie in unterschiedlichen Trikots spielen."
Den verdienten Beifall bekam Tuchels Keeper auch von Real-Star Ferland Mendy, der gestern re-twitterte: "Danke, Edouard. Wir befinden uns im Jahr 2021. Es wird zwar noch ein wenig Zeit brauchen, aber am Ende werdet ihr uns respektieren. Ob ihr wollt oder nicht."
Tatsächlich wäre es mehr als wünschenswert, wenn so manches Medium, vor allem - aber nicht nur - im Online-Bereich (und leider auch nicht nur in den beiden genannten Ländern) etwas mehr Sorgfalt bei der Recherche und Auswahl der graphischen Beigaben (Fotos) walten ließe.
Denn wenn wir über latenten Rassismus sprechen, reden wir genau darüber: dass es bei manchen Ethnien offenbar nicht ganz so wichtig sei, wer denn nun auf dem entsprechenden Foto erscheint. Hauptsache schwarz - der Name passt ja. Mehr oder weniger.
Der Kampf gegen Rassismus geht uns alle an. Und ein jeder von uns, ob Journalist oder nicht, kann schon in seiner individuellen Sphäre dazu beitragen. Beginnend am besten damit, jedes einzelne Individuum auch als ein solches zu betrachten und zu behandeln.